Ab ins Schwimmbad! – Schwimmfähigkeit von Kindern und Jugendlichen

Für den ungetrübten Bade-Genuss lohnt es sich, sich sicher im Wasser bewegen zu können. Die Fähigkeit des Schwimmens ist daher ein wichtiges Lernfeld für alle Kinder. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Schwimmfähigkeit von Kindern in Deutschland jedoch besorgniserregend verändert: Die Anzahl an nichtschwimmenden Kindern und Jugendlichen steigt kontinuierlich an. Dieser Artikel beleuchtet die Entwicklung der Schwimmfähigkeit von Kindern und Jugendlichen, analysiert historische Trends und diskutiert, ob das aktuelle Angebot an Schwimmkursen ausreicht, in welchem Alter und auf welche Weise Kinder das Schwimmen erlernen können. Abschließend werden Handlungsempfehlungen für Eltern gegeben, um die Schwimmkompetenz ihrer Kinder zu fördern.

Veränderung der Schwimmfähigkeit

In den vergangenen Jahrzehnten haben verschiedene Studien und Erhebungen die Schwimmfähigkeit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland untersucht. Die Ergebnisse zeigen einen rückläufigen Trend in der Schwimmkompetenz. Laut einer Studie des Robert Koch-Instituts (RKI) aus dem Jahr 2016 können 14,5 % der 5- bis 17-Jährigen in Deutschland nicht schwimmen. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG e. V.) geht in Erhebungen aus dem Jahr 2022 davon aus, dass dieser Prozentsatz mittlerweile auf über 20% angestiegen ist. Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche mit niedrigem Sozialstatus sowie solche mit Migrationshintergrund.

Ein weiterer Faktor für den Rückgang der Schwimmfähigkeit ist das so genannte “Bädersterben”. Zwischen 2000 und 2019 sank die Zahl der für die Ausbildung geeigneten Hallen-, Frei- und Kombibäder in Deutschland um bis zu 43 %. Dieser Rückgang an Schwimmmöglichkeiten hat direkte Auswirkungen auf die Schwimmausbildung von Kindern. Denn dadurch reduzieren sich die Kapazitäten zur Durchführung von Schwimmkursen.

Als weiterer wesentlicher Faktor hat auch die COVID-19-Pandemie Einfluss auf die Schwimmfähigkeit von Kindern und Jugendlichen genommen. Während der Pandemie waren viele Schwimmbäder geschlossen oder der Zutritt nur sehr eingeschränkt möglich. So mussten Schwimmkurse häufiger ausfallen als vor der Pandemie. Die betroffene Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen konnte keinen Schwimmunterricht erhalten.

Auf ins Wasser, aber wann?

Wasser als Element zu spüren und die Auswirkungen auf den eigenen Körper kennenlernen zu können, ist für Kinder ein spannender und wichtiger Erfahrungsraum. Daher ist vor dem eigentlichen Schwimmunterricht eine frühzeitige Wassergewöhnung sinnvoll. Bereits im Säuglingsalter können Babys durch spielerische Aktivitäten wie gemeinsames Baden oder spezielle Babyschwimmkurse an das Element Wasser herangeführt werden. Dabei steht nicht das Erlernen von Schwimmtechniken im Vordergrund, sondern das Sammeln positiver Erfahrungen im Wasser, das Abbauen von Ängsten und die Förderung der eigenen und individuellen Bewegungsfreude. Auch in den element-i Kinderhäusern werden solche Möglichkeiten geschaffen.

Im Alter von fünf Jahren verfügen Kinder in der Regel über die notwendigen motorischen und kognitiven Fähigkeiten, um die komplexen Bewegungsabläufe des Schwimmens koordinieren zu können. Ab diesem Alter ist Schwimmunterricht empfehlenswert. Während des Schwimmenlernens durchlaufen Kinder mehrere Entwicklungsphasen. Zunächst müssen sie sich sicher im Wasser bewegen und grundlegende Wasserbewältigungsfähigkeiten erlernen. Dazu gehören beispielsweise das Tauchen, Gleiten und Schweben. Erst danach folgt das eigentliche Schwimmen mit seinen gezielt durchgeführten Bewegungsabläufen.

Schwimmkurse für Kinder in Deutschland

Trotz des oben beschriebenen Rückgangs an Schwimmbädern gibt es in Deutschland zahlreiche Organisationen und Initiativen, die Schwimmkurse für Kinder anbieten. Dabei gibt es regionale Unterschiede in der Verfügbarkeit von Schwimmkursen; mancherorts sind die Kurse stark überbucht.

In den Hauptstandorten der element-i Kinderhäuser in Stuttgart und Karlsruhe sind die Wartelisten für Schwimmkurse lang. Um möglichst vielen Kindern aus den element-i Kinderhäusern im Sinne einer Bildungsgerechtigkeit den Zugang zum Schwimmenlernen zu ermöglichen, werden in Kooperation mit dem VSK Schwimmkurse organisiert. Der VSK sorgt für die qualifizierte Durchführung der Kurse im Rahmen der Betreuungszeiten des jeweiligen Kinderhauses. Hierfür werden freie Zeiten in lokalen Schwimmhallen genutzt. Voraussetzung ist, dass es am jeweiligen Ort qualifizierte Schwimmlehrerinnen und Schwimmlehrer gibt, die Schwimmkurse für Kinder anbieten.

Inhaltlich aufgebaut sind diese Kurse in zwei Schritten.

  1. Bei der Wassergewöhnung liegt der Fokus auf dem spielerischen Vermitteln von grundlegenden Fertigkeiten, die die Kinder für das spätere Erlangen der Schwimmfähigkeit benötigen. Durch verschiedene Spiele bauen die Kinder die Angst vor dem Wasser ab. Da das qualifizierte Personal von Anfang an ohne Schwimmflügel agiert, lernen die Kinder einen respektvollen Umgang mit dem Medium Wasser kennen. Sie sammeln Erfahrungen und stärken durch Gruppenspiele ihre Sozialkompetenz. Diese Herangehensweise ist eine optimale Vorbereitung auf den anschließenden Schwimmkurs, an dessen Ende die Kinder das Seepferdchen erreichen können.
  1. Aufbauend auf eine erfolgreiche Wassergewöhnung geht es beim Seepferdchen-Kurs um das Atmen ins Wasser, das Öffnen der Augen unter Wasser, die Bein- und Armbewegungen auf dem Trockenen und im Wasser, sowie Gleit- und Wasserlageübungen. All dies ist Teil der Schwimmlernphase von Kindern. Ängste können weiter abgebaut und die Freude am Schwimmen und Vorwärtskommen kann individuell ausgebaut werden. Tauchen und Springen ergänzen das sichere Bewegen im Wasser. Ziel des Schwimmkurses ist das Seepferdchen.

Sicher ins Wasser : Empfehlungen für Eltern

  • Frühzeitige Anmeldung zu Schwimmkursen: Da die Nachfrage nach Schwimmkursen hoch ist, sollten Eltern ihre Kinder möglichst frühzeitig anmelden. Besonders in Großstädten sind die Wartelisten oft lang.
  • Eigeninitiative zeigen: Eltern können ihre Kinder selbst an Wasser gewöhnen. Regelmäßige Besuche im Schwimmbad und spielerisches Üben von Wasserbewältigungsfähigkeiten können die Angst vor dem Wasser abbauen.
  • Schwimmen als Familienaktivität: Nur wer Zugang zu Wasser hat, kann das Element kennenlernen. Gemeinsames Erleben von Wasser ist ein erster Schritt zu einem sicheren Umgang mit dem Element.
  • Zusätzliche Angebote nutzen: Viele Städte bieten in den Ferien spezielle Intensivkurse an, die eine gute Möglichkeit bieten, verpasste Schwimmausbildung nachzuholen.
  • Das Seepferdchen (Frühschwimmerabzeichen) ist noch kein Nachweis des sicheren Schwimmens. Kinder und Erwachsene, die das Seepferdchen Abzeichen erworben haben, müssen weiterhin intensiv beim Schwimmen beaufsichtigt werden.
  • Kita- und Schulangebote nutzen: Falls in Kita oder Grundschule Schwimmangebote existieren, sollten Eltern darauf achten, dass ihre Kinder daran teilnehmen.

Mehr von Jacob Hesselschwerdt

Literatur 

Bundesarbeitsgemeinschaft mehr Sicherheit für Kinder (2024): 8 Tipps, wie Kinder sicher schwimmen lernen. Abrufbar unter: https://www.kindersicherheit.de/kindersicherheit/sicherheitstipps/8-tipps-wie-kinder-sicher-schwimmen-lernen (zuletzt aufgerufen am 31.3.2025) 

Bundesarbeitsgemeinschaft mehr Sicherheit für Kinder (2024). Kinder in und am Wasser. Abrufbar unter: https://www.kindersicherheit.de/fileadmin/user_upload/Service/BAG_Flyer_Wasser.pdf (zuletzt aufgerufen am 31.3.2025) 

Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) (2022): Forsa-Umfrage zur Schwimmfähigkeit von Kindern in Deutschland. Abrufbar unter: https://www.dlrg.de/informieren/die-dlrg/presse/schwimmfaehigkeit/ (zuletzt aufgerufen am 31.3.2025) 

Dpa (2024): Schwimmverband in NRW beklagt „dramatisches“ Bädersterben. Abrufbar unter: https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/weniger-baeder-schwimmverband-in-nrw-beklagt-dramatisches-baedersterben-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-240928-930-245969 (zuletzt aufgerufen am 31.3.2025) 

Robert Koch-Institut (RKI) (2016): Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS).Abrufbar unter: https://www.rki.de/DE/Themen/Nichtuebertragbare-Krankheiten/Studien-und-Surveillance/Studien/KiGGS/kiggs_start_inhalt.html (zuletzt aufgerufen am 31.3.2025) 

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