Die Planetenretter – CO2-Reduktion in element-i Kitas

Mai 2021: Drei element-i Kitas, Energiebündel, Kinderländle und Spatzennest, machen sich mit dem Energiekonzern EnBW auf dem Weg, den CO2-Fußabdruck in ihren Kitas zu erkunden. Das Ziel des Pilotprojekts der element-i Bildungsstiftung und von Konzept-e ist es, das Bewusstsein für das eigene Handeln zum Klimaschutz bei Kindern, Pädagogen und Eltern sowie auf Trägerebene zu verankern. Denn alles, was wir vorleben, geben wir weiter. In diesem Projekt wollen wir alle Akteure der Kita inspirieren, zum Nachdenken anregen und ins Handeln bringen. Auch beim Klimaschutz sind es die kleinen Dinge, die Großes bewirken, und uns oft nicht bewusst sind. Ohne vorgefertigte Lösungswege, ohne moralischen Zeigefinger wird in diesem Projekt ausprobiert, getestet und Handlungen für nachhaltiges Leben entdeckt. Getreu dem element-i Motto: Es kommt auf mich an!

Die Vorgehensweise: Zur Bewusstmachung der Konsequenzen eigener Aktivitäten in der Kita ist es notwendig, Nicht-Sichtbares sichtbar zu machen. Aber wie? Zum einen mit der Erhebung von Verbrauchszahlen in den Feldern Mobilität, Energie, Ernährung und Konsum, zum anderen durch gemeinsames Ermitteln aus dem Interesse des Kindes heraus, wie sich das eigene Verhalten auf die CO2-Emissionen auswirkt. So entsteht eine sehr kollaborative Projektidee mit zwei Projektsträngen: eine angepasste Datenerhebung und -analyse mit Unterstützung der EnBW und eine intensive Bildungsarbeit mit Kindern in der Kita.

Die Ausgangslage: Die Datenanalyse (Erhebung durch Fragebogen 2021 und Auswertung 2022 von der EnBW) zeigt auf, wie stark die CO2-Emission in den Häusern aufgrund des Brennmaterials der Heizung steigt oder fällt, wie stark die Lage der Kita die Nutzung von Auto, Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln den Anfahrtsweg der Kinder beeinflusst, wieviel Wasser oder Strom verbraucht wird oder wie oft welches Haus mit Essen beliefert wird. Als positiv heben sich die Ausflüge in den Kitas hervor, welche entweder zu Fuß oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln stattfinden.

Die Datenerhebung bietet vordergründig keine direkten ableitbaren Erkenntnisse, sondern wirft Themen auf. Sie bietet Anhaltspunkte für Reflektion sowie Austausch und nächste Handlungsschritte für Pädagogen in der Kita. Über diesen Weg wird das Feld Konsum noch stärker in den Fokus gerückt: Wie nachhaltig kaufen wir ein? Was wird tatsächlich benötigt? Brauchen das die Kinder wirklich? Wie ökologisch sind die Verbrauchsmaterialien? Welche Materialien können aus dem Kitaprozess, von Eltern zuhause wo und wie weiterverwendet werden? Wie bewusst wird mit dem Essen umgegangen?

Einblicke in die Kita-Arbeit: Die Bildungsarbeit koordiniert Kerstin Jung, Erzieherin und Umweltwissenschaftlerin aus dem Spatzennest – mit dem Ziel, Nachhaltigkeit als einen festen Bestandteil in der pädagogischen Arbeit zu etablieren. Sie ermöglicht einen Austausch mit Eva Bohnert, Erzieherin und Trainerin „Haus der kleinen Forscher“ aus dem Kinderländle, und Carsten Preiss, Quereinsteiger und Politikwissenschaftler und aus dem Energiebündel, steuert Aktionen mit der EnBW, fokussiert Themen und fasst Erkenntnisse für alle zusammen. In allen drei Häusern zeigt sich ein bemerkenswertes Interesse der Kinder bei den Feldern Strom, Wasser, Müll und Kunststoff, welches sich durch alle Bildungsbereiche webt. Hier entstehen mit den Kindern Wissenszusammenhänge und -erkenntnisse, Wahrnehmungs- und Erfahrungsräume durch Experimente mit Strom, Kleinprojekte mit Externen (z.B. Müllwirtschaft) und auch Teamchallenges der Pädagogen wie z.B. Reduzierung der Papiertücher in der Kita.

Ein Quadratmeter Waldleben

Das „1 qm² Projekt“ (kennengelernt auf der Tagung des Klima-Kita-Netzwerks von „Innowego – Forum Bildung & Nachhaltigkeit“ im Januar 2020) war der Auftakt zur Einführung des Projekts in die Kitas. Hier ein Bericht von Carsten Preiss aus dem Energiebündel.

Leise raschelt das trockene Laub der alten Eiche, als der kleine Plastikrechen durch den Waldboden kratzt. Ein modriger Duft strömt den Kindern entgegen, als sie durch die feuchte Erde wühlen. Schneckenhäuschen, Zapfen, Würmer, Wurzeln und viele weitere Schätze finden sie in diesem kleinen Stückchen Wald, das sie mit vier großen Stöcken abgesteckt haben. Konzentriert tragen sie Schicht um Schicht den Boden ab und erforschen begeistert den Lebensraum Wald.

Klimaschutz ist vielschichtig, und manchmal verbirgt er sich eben unter ein paar modrigen Blättern. Denn Wälder und das Leben darin spielen nicht nur eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung der Klimakrise, sie gehören auch zu den Hauptleidtragenden der globalen Erderhitzung. Unsere Wälder versorgen uns mit Sauerstoff, speichern CO₂, sorgen für bessere Luft und haben eine zentrale Rolle in unserem Wasserkreislauf. Aber die Klimakrise nagt auch an der dicksten Rinde. Wenn Tiere und Pflanzen sich nicht auf die neuen Bedingungen einstellen, werden sie verschwinden. Die Artenvielfalt wird sich reduzieren.

Aber noch gibt es im Wald viel zu erkunden. Neugierig bearbeiten die Kinder mit den mitgebrachten Werkzeugen den von ihnen ausgewählten Quadratmeter Wald. Sie beugen sich über jeden Fund, stecken die Köpfe zusammen und diskutieren angeregt: Da finden sich abgefallene Blätter in allen Farben und Formen. Unter der Laubschicht verstecken sich Eicheln, Nüsse und Zapfen. Moos und viele kleine Pflanzen ranken am Boden. Weiße und gelbe Blüten strecken sich der Frühlingssonne entgegen. Eine Schnecke konnte nicht schnell genug fliehen und mehrere Häuschen zeugen von ihren Artgenossen. Weiter unten stoßen wir auf eine Familie Asseln, große Wurzeln und Regenwürmer in der feuchten Erde. So viel Leben auf so kleinen Raum – das beeindruckte nicht nur die Kinder. Zum Mittagessen ziehen die zwei Grüppchen zufrieden mit ihrem Erzieher*innen Mahfuza Hossain und Mohammad Obeid zurück ins Kinderhaus. Der Dienstag ist im element-i Kinderhaus Energiebündel der Waldtag. Dieser Dienstag im April 2021 war ein besonderer Tag, der Auftakt für das Klimaschutzprojekt war vielschichtig und lebendig – vor allem aber hat er großen Spaß gemacht.

Upcycling im Kinderländle!

Eva Bohnert erzählt, wie weitreichend das Thema sich im Kinderländle darstellt: Wir setzen uns aktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander. Neben verschiedensten Forschungsprozessen liegt der Fokus im Augenblick besonders darauf, Ressourcen zu sparen und sie wieder zu verwerten. Angefangen hat alles mit einer Kooperation der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS). Von der AWS hat die Kita einen großen Koffer rund ums Thema Müllabfuhr und Müll erhalten, außerdem kleine kompakte Mülleimer für die Mülltrennung in der Kita, die sehr gut angenommen werden. Dazu gab es Holzmüllzangen, die die Kinder mit großem Engagement auf Ausflüge mitnehmen und Müll sammeln. Wie viel Müll auf Ausflügen zu finden ist, hat Kinder und Erwachsene beeindruckt und ein Bewusstsein für das Thema geschaffen.

Ein weiterer Fokus liegt darauf, „Müll“ wiederzuverwenden. Kartonagen werden regelmäßig im Rollenspielbereich genutzt und führen zu wechselnden Themenwochen: Der Blumenladen wird zu einer Märchen- oder Unterwasserwelt, einem Feuerwehrhaus oder einer Arztpraxis. Bei „Aus alt mach neu“ legen Pädagog*innen und Kinder viel Wert darauf, Spielmaterial selbst herzustellen. So entstehen Schildkröten und Feuerlöscher aus alten PET-Flaschen, Kuscheltiere aus alten Socken. Das Herstellen von Spielmaterial führt zu einem bewussten und sorgsamen Umgang mit den Materialien.

Auch aus organischen Abfällen lassen sich neue Dinge herstellen! Wussten Sie, dass man aus z. B einem Karottenstumpf oder Sellerie-Ende neues Gemüse ziehen kann? Ja, das ist mit wenig Aufwand möglich, und die Kinder beobachten das Pflanzenwachstum mit großer Freude.

Recycling bietet viele Möglichkeiten, die Kinder zu begeistern, und großartige Erfahrungsräume, die Umwelt bewusst zu erleben. Kinder lassen sich auch für Tiere begeistern und erfahren Zusammenhänge, für die es sich lohnt, nachhaltig zu leben. Wir bauten im Kinderhaus eine Eichhörnchen-Futterstation, beobachteten Regenwürmer beim Wiederverwerten von Abfällen sowie die Metamorphose einer Raupe zum Schmetterling.

Müllabfuhr im Spatzennest

Die Kinder vom Spatzennest wollen am liebsten keinen Müll, berichtet Kerstin Jung. Ungefähr zweimal im Monat sammeln Pädagog*innen und Kinder, ausgerüstet mit Müllsäcken und Zangen, im Garten oder in der unmittelbaren Umgebung der Kita Müll. Bei einem Spaziergang kommt die Gruppe kaum 200 Meter weit, weil so viel Müll auf dem Weg und in der Natur zu finden ist. Verpackungen, Zigarettenstummel, Masken, Scherben, Deckel von Flaschen und vieles mehr wurden achtlos weggeworfen. Im Winter ist der Anblick von Müll besonders trübselig. „Die Leute spinnen wohl!“, sagt ein Kind. „Das ist unser Weg zur Kita, den dürfen die Leute nicht verschmutzen!“, empört sich ein anderes. In diesem Moment fährt ein Auto der Stadtreinigung an uns vorbei. Die Kinder winken dem Fahrer, und das Auto hält an. „Sollen wir den Müllsack mitnehmen?“ fragt ein Mitarbeiter der Stadtreinigung. „Na klar!“ antworten die Kinder. Nachdem das Auto weggefahren ist, machen wir uns mit den Kindern auf den Rückweg zur Kita und unterhalten uns über unsere Eindrücke. Die Kinder haben viele Fragen: Warum gibt es hier keine Mülleimer?, Wohin kommt unser Müll jetzt?

Warum liegt der Müll so lange herum? Was passiert, wenn alle Menschen einfach ihren Müll auf den Weg werfen? Wie können die Insekten und Maulwürfe leben mit so viel Müll?

Einstimmig beschließen die Kinder, aktiv zu werden, und wollen Schilder herstellen, damit die Leute weniger Müll auf ihren Weg werfen. Am besten keinen Müll!

Am darauffolgenden Tag werden die Schilder gestaltet und bei einem erneuten Spaziergang an Laternenpfähle gebunden.

Nach einiger Zeit entstehen weitere Impulse aus der Aktion – aus Initiative der Kinder und als Input der Pädagog*innen:

  • Das Bauzimmer wird zum Recyclinghof.
  • Beim „Verrottungsexperiment“ vergraben die Kinder unterschiedliche Materialien und beobachten, welche schneller zu Erde werden.
  • Wir lesen Bücher rund ums Thema Abfall.
  • Wir fotografieren den Müll.
  • Geplant ist ein Kunstwerk aus Müll.
  • Wir recherchieren über die Auswirkungen von Müll auf die Tierwelt. Dabei stößt der Maulwurf auf großes Interesse bei den Kindern. Da kein Sachbuch für Kinder über den Maulwurf zu finden war, fangen Pädagog*innen und Kinder an, eines zu schreiben.

Bei dem Projekt wird allen bewusst, wie schön unsere Umwelt ist. Und dass Pflanzen, Tiere und Menschen eine intakte Natur brauchen, um sich wohlzufühlen. In mir persönlich wirkt der Satz „Das ist unser Weg zur Kita“ lange nach. Letztendlich ist es tatsächlich der Weg der Kinder. Sie sind die zukünftigen Erwachsenen, die mit dem Zustand des Weges leben.

Ausblick

Alle Beteiligten – vom Kind über die Pädagog*innen und Verwaltung bis hin zu Kooperationspartner*innen – tragen ihren Teil zum Gelingen bei und werden Schritt für Schritt dieses komplexe, aber lebensnotwendige Thema durchdringen. Das Planetenretter-Projekt, von den Kindern so benannt, wird im Sommer 2022 einen ersten Abschluss finden und in eine zweite Phase übergehen. Die Datenerhebung ist jährlich geplant, alle drei Häuser werden jeweils ein weiteres Haus als Tandempartner auf diese Nachhaltigkeitsreise einladen. Die gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse aus allen drei Häusern fließen in das Projekt Nachhaltigkeit von Konzept-e ein. Sie interessieren sich für eine Nachhaltigkeitsreise? Bitte melden Sie sich bitte bei mir unter der untenstehenden Adresse. Auch Kerstin Jung, Eva Bohnert und Carsten Preiss freuen sich.

Mehr von Patricia Sigg

 

Anregungen für die pädagogische Praxis

 

Damen, Sonja (2021): 1 qm² Projekt -Auf einer Fläche großes und kleines erleben. Kindergarten heute 2/2021, 51. Jahrgang, S. 27-30, Herder Verlag

 

 

Klimastunde mit dem Energieunternehmen EnBW

 

Eine Stunde mit Expert*innen das Klima erforschen

Ziel ist es, dass Kinder naturwissenschaftliche Zusammenhänge erlernen und ein Bewusstsein für das Phänomen Energie und den Klimaschutz entwickeln.

Weitere Aktionen aus den Kitas

  • Plastikfreie Kita, Woraus besteht unser Spielzeug?
  • Planetenretter Ecke: Bücher, Spiele, Dokumentationen zum Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz
  • Mit einer Nachtsichtkamera das Leben in der Nacht erkunden
  • Entdeckung des Kreislaufs: Wie lange brauchen Rohstoffe, bis sie wieder Erde sind?
  • Naturspielzeug statt gekauften Spielzeugs

Die EnBW-Klima- und EnergieBOX unseres Kooperationspartner EnBW ist eine Kiste voller Wissen und Phänomene zum Thema Klimawandel, Klimaschutz und Erneuerbare Energien.

Die Box wurde auf Basis der bestehenden Energie-Box in enger Zusammenarbeit mit dem Verlag Hagemann& Partner Bildungsmedien entwickelt.

 

 

Sie ist speziell für Kinder ab 3 Jahren. Die Box enthält spannende Versuche und die dafür benötigten Materialien sowie didaktisch konzipiertes Begleitmaterial und Spieleanleitungen. Junge Entdecker*innen können unter Ihrer Anleitung in Partner- oder Gruppenarbeit experimentieren. Die Lerninhalte und Versuche knüpfen an die Erlebniswelt der Kinder an. Mit Hilfe von interessanten Aufgaben, Spielen, Experimenten und Arbeitsblättern sowie einer Hörspiel CD werden die komplexen Themen Klimaschutz und Erneuerbare Energien verständlich und ansprechend vermittelt.

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