Die Säulen der Resilienz: Akzeptanz

In der dynamischen und oft herausfordernden Welt der Kindertageseinrichtungen ist Resilienz ein unverzichtbares Werkzeug für pädagogische Kräfte. Eine der zentralen Säulen der Resilienz ist die Akzeptanz. Doch was bedeutet Akzeptanz im pädagogischen Alltag wirklich, und wie kann sie dazu beitragen, die täglichen Herausforderungen mit mehr Gelassenheit und Stärke zu meistern?

 

Es ist mehr als nur ein Wort, es ist eine Haltung. Eine Perspektive, die uns ermöglicht, Herausforderungen mit Offenheit und Optimismus (siehe Artikel zu Optimismus) zu begegnen. Es ist der Schlüssel, um in schwierigen Zeiten nicht nur zu überleben, sondern auch zu gedeihen. Dieser Artikel richtet sich an Sie, die jeden Tag Ihr Bestes geben, um den Kindern eine sichere und unterstützende Umgebung zu bieten. Ich lade Sie ein, mit mir auf eine Reise zu gehen, auf der wir gemeinsam erkunden, wie die Kraft der Akzeptanz uns dabei helfen kann, widerstandsfähiger zu werden und unsere Arbeit noch erfüllender zu gestalten. Bereiten Sie sich auf eine inspirierende Lektüre vor, die Ihre Sichtweise erweitert, Ihre Praxis bereichert und Ihnen neue Werkzeuge an die Hand gibt, um die Herausforderungen des Alltags in unseren Einrichtungen mit Zuversicht und Gelassenheit zu meistern.

 

Akzeptanz – die neue rosarote Brille?

Ganz gewiss nicht! Akzeptanz bedeutet, die Realität so anzunehmen, wie sie ist, anstatt gegen Unveränderliches anzukämpfen. Es geht darum, Situationen gelassen hinzunehmen und nicht in energieraubende Bewertungen oder Ängste zu verfallen. Resiliente Menschen erkennen, dass manche Dinge außerhalb ihres Kontrollbereichs liegen. Statt sich in Frust und Ärger zu verlieren, lassen Sie los. Konzentrieren Sie sich und Ihre Energie auf das, was Sie beeinflussen und verändern können. Ganz nach Eckhart Tolle: „Wenn du dein Hier und Jetzt unerträglich findest und es dich unglücklich macht, dann gibt es drei Möglichkeiten: Verlasse die Situation, verändere sie oder akzeptiere sie ganz. Wenn du Verantwortung für dein Leben übernehmen willst, dann musst du eine dieser drei Möglichkeiten wählen, und du musst die Wahl jetzt treffen.“

Um Akzeptanz in der Praxis zu stärken, gibt es eine Vielzahl von Ansätzen und Strategien, die sowohl auf individueller als auch auf organisatorischer Ebene angewendet werden können. Achtsamkeit und Selbstreflexion helfen uns dabei, unsere Gedanken und Emotionen wahrzunehmen, ohne sie zu bewerten. Dies ermöglicht es uns, die Realität so anzunehmen, wie sie ist, anstatt sich darin zu verlieren, wie wir sie gerne hätten. Regelmäßige Selbstreflexion unterstützt uns dabei, unsere Reaktionen auf unveränderbare Situationen besser zu verstehen und zu akzeptieren.

 

Darüber hinaus ist der Fokus auf das Hier und Jetzt wesentlich. Indem wir uns auf den gegenwärtigen Moment konzentrieren und Gedanken an Vergangenheit oder Zukunft zurückstellen, können wir neue Perspektiven entwickeln. Fragen wie „Was kann ich in dieser Situation tun, wenn ich sie akzeptiere?“ können dabei hilfreich sein. Eine praktische Übung hierfür ist die 54321-Technik, bei der man fünf Dinge wahrnimmt, die man sieht, vier Dinge, die man berühren kann, drei Dinge, die man hört, zwei Dinge, die man riechen kann, und eine Sache, die man schmecken kann. Diese Technik lenkt den Fokus auf die unmittelbare Umgebung und fördert so die Akzeptanz.

 

Selbstakzeptanz spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Es ist wichtig, sich selbst mit all seinen Stärken und Schwächen zu akzeptieren. Das stärkt das Selbstbewusstsein und fördert die Fähigkeit, mit äußeren Herausforderungen gelassener umzugehen. Eine Methode, um dies zu trainieren, ist das Umformulieren negativer Gedanken in positive. Anstatt zu denken „Ich kann das nicht“, könnte man sich sagen „Ich kann das noch nicht, aber ich arbeite daran“.

 

Die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) bietet gezielte Übungen und Achtsamkeitstechniken, um Akzeptanz zu stärken und psychische Flexibilität zu fördern. Sie lehrt, Emotionen und Gedanken anzunehmen und gleichzeitig engagiert zu handeln. Darüber hinaus kann eine unterstützende Umgebung geschaffen werden, die eine Kultur der Akzeptanz fördert, indem offene Kommunikation und Unterstützung für Mitarbeiter:innen bereitgestellt werden. Dies kann durch Workshops und Trainings zu Resilienz und Akzeptanz erreicht werden.

 

Selbstmitgefühl ist ein weiterer wichtiger Ansatz. Indem wir uns selbst mit der gleichen Freundlichkeit und dem Verständnis behandeln, das wir einem guten Freund entgegenbringen würden, können wir uns selbst für Fehler vergeben und unsere Unvollkommenheiten als Teil des menschlichen Daseins akzeptieren. Diese Ansätze verdeutlichen, dass Akzeptanz keine passive Haltung ist, sondern ein aktiver Prozess, der sowohl persönliche als auch berufliche Entwicklung fördert.

Akzeptanz als Schlüssel zur Resilienz

 

Der Neurobiologe Gerald Hüther beschreibt die Rolle der Akzeptanz in der Resilienzforschung als einen wesentlichen Aspekt, um mit den Unwägbarkeiten des Lebens umzugehen. Er betont, dass Akzeptanz nicht bedeutet, passiv zu sein oder alles hinzunehmen, sondern vielmehr die Realität anzuerkennen und sich mit ihr auseinanderzusetzen. Diese Haltung ermöglicht es, aus schwierigen Situationen zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Hüther sieht in der Akzeptanz einen Schlüssel zur Überwindung von Ängsten. Er argumentiert, dass Ängste oft durch unsere Vorstellungen und nicht durch tatsächliche Gegebenheiten entstehen. Indem wir die Unkontrollierbarkeit des Lebens akzeptieren, können wir unsere Ängste besser verstehen und bewältigen.

 

Spielend Lernen: Wie wir gemeinsam Rückschläge überwinden

 

Um die Akzeptanz im Umgang mit Enttäuschungen und Rückschlägen im Kita-Alltag zu fördern und zu trainieren, ist es wichtig, den Kindern zu zeigen, dass es in Ordnung ist, enttäuscht zu sein. Indem Sie Verständnis für ihre Gefühle zeigen, helfen Sie ihnen, diese anzunehmen. Es ist entscheidend, deutlich zu machen, dass Zuneigung und Aufmerksamkeit nicht von der Leistung abhängen. Das schützt das Selbstwertgefühl der Kinder und reduziert die Angst vor Misserfolgen. Ermutigen Sie die Kinder, sich Herausforderungen zu stellen und aus Fehlern zu lernen, um ihre Frustrationstoleranz zu stärken und Rückschläge als Teil des Lernprozesses zu akzeptieren. Rituale, wie gemeinsame Gespräche oder kreative Aktivitäten, können entwickelt werden, um den Kindern zu helfen, mit Misserfolgen umzugehen und ihre Emotionen zu verarbeiten.

 

Gemeinsam stark: Coole Spiele für mehr Teamgeist und Akzeptanz in der Kita

Um die Akzeptanz mit Enttäuschungen weiter zu fördern, können verschiedene Spiele eingesetzt werden, die auf Kooperation und gemeinsames Erleben abzielen. „Die Reise nach Zusammenland“ ist eine kooperative Variante des klassischen Spiels “Reise nach Jerusalem”, bei dem die Kinder zusammenarbeiten müssen, um alle auf den verbleibenden Stühlen Platz zu finden, wenn die Musik stoppt. Dieses Spiel fördert das Gefühl, gemeinsam ein Ziel zu erreichen.

Beim Tuch- oder Fallschirmspiel stehen die Kinder im Kreis und halten gemeinsam ein Tuch, auf dem ein Ball balanciert wird. Ziel ist es, den Ball in Bewegung zu halten, ohne dass er herunterfällt, was Zusammenarbeit und Kommunikation erfordert.

Bei dem Spiel „Eisschollen“ stehen die Kinder auf Blättern, die Eisschollen darstellen. Die Gruppe muss zusammenarbeiten, um alle Eisschollen zu berühren, während immer weniger Blätter zur Verfügung stehen (nach jeder Runde werden ein bis zwei Blätter entfernt, um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen). Das Spiel stärkt das Gemeinschaftsgefühl und die Fähigkeit, kreative Lösungen zu finden.

Spiele, die die Impulskontrolle trainieren, helfen den Kindern, ihre Emotionen zu regulieren. Dies kann durch einfache Regelspiele erreicht werden, bei denen die Kinder lernen, sich an Absprachen zu halten und mit dem Verlieren umzugehen. Diese Spiele fördern nicht nur die Akzeptanz, sondern auch wichtige soziale Fähigkeiten wie Teamarbeit, Empathie und Konfliktlösung, die im Kita-Alltag von großer Bedeutung sind.

 

Herausforderungen meistern

In der dynamischen Welt der Kindertageseinrichtungen sind Resilienz und Akzeptanz unverzichtbare Werkzeuge für pädagogische Kräfte. Stellen Sie sich vor, wie diese Haltungen Ihnen helfen können, Herausforderungen mit mehr Gelassenheit zu meistern und Ihre Arbeit erfüllender zu gestalten. Wie eingangs erwähnt, ist Akzeptanz mehr als nur ein Wort – es ist eine Haltung, die uns ermöglicht, Herausforderungen offen und optimistisch zu begegnen. Sie können damit auch in schwierigen Zeiten wachsen. Akzeptanz bedeutet, wie eingangs erwähnt, die Realität so anzunehmen, wie sie ist, und den Kampf gegen Unveränderliches einzustellen. Blicken Sie in die Zukunft und überlegen Sie, wie Sie Akzeptanz weiter in Ihren pädagogischen Alltag integrieren können. Nutzen Sie Spiele und Übungen, um sowohl Ihre als auch die Resilienz der Kinder zu stärken. So schaffen Sie eine Umgebung, in der alle Beteiligten wachsen und lernen können. Indem Sie Akzeptanz aktiv fördern, tragen Sie zu einer Kultur bei, die Herausforderungen als Chancen zur Weiterentwicklung sieht.

 

Mehr von Barbara Schmieder

 

Literatur:

Gruhl, Monika (2022): Resilienz. Die Strategie der Stehauf-Menschen. Herder: Freiburg

Hüther, Gerald (2015): Die Macht der inneren Bilder. Vandenhoeck + Ruprecht: Göttingen

Mauritz, Sebastian (2021): Sieben Säulen der Resilienz nach Ursula Nuber. Abrufbar unter: Sieben Säulen nach Nuber – Resilienz-Akademie (zuletzt aufgerufen am 30.12.2024)

Schmieder, Barbara (2024): Die Säulen der Resilienz: Optimismus. Fachnewsletter des pädagogischen Leitungskreises, Ausgabe 55

Tolle, Eckhardt (2015): Eine neue Erde: Bewusstseinssprung anstelle von Selbstzerstörung. 12. Auflage. Arkana: Heidelberg

 

 

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