Wo begegnen Ihnen Kinderrechte? Sind diese Ihnen bewusst? Wie oft werden Kinderrechte im Alltag übergangen? Am 20. November ist der Tag der Kinderrechte!
Am 20.11.1989 wurde die UN-Kinderrechtskonvention verabschiedet und zeigt seither einen wichtigen Tag auf, an welchem verstärkt auf die Kinder und ihre Rechte aufmerksam gemacht wird (vgl. Huber/Döll 2023, S. 282). Die Kinderrechte stehen bei uns im Unternehmen an oberster Stelle, was unter anderem im Alltag in den Kinderhäusern sichtbar wird. Über die element-i Bildungsstiftung gibt es in jedem Jahr eine Aktion für den Tag der Kinderrechte. In diesem Jahr wurde erneut zu einer Plakataktion aufgerufen, bei welcher sich unsere Einrichtungen stark für die Kinderrechte machen, indem unsere Fachkräfte – gemeinsam mit den Kindern – Plakate zu diesem wichtigen Thema gestalten! Kinderrechte-Aktion 2024 – element-i Bildungsstiftung (element-i-bildungsstiftung.de)
Dies sind für uns und unsere Arbeit die wichtigsten, von der UN-Kinderrechtkonvention festgelegten Kinderrechte:
1. Das Recht auf Gleichheit
2. Das Recht auf Gesundheit
3. Das Recht auf Bildung und Erziehung
4. Das Recht auf elterliche Fürsorge
5. Das Recht auf Schutz der Privatsphäre
6. Das Recht auf Meinungsfreiheit
7. Das Recht auf Schutz vor Ausbeutung und Gewalt
8. Das Recht auf Spiel und Freizeit
Kinderrechte sind Menschenrechte – mit besonderem Fokus
Kinder sind Menschen in einer besonderen Lebensphase, die uns Erwachsene als aktive Begleiter:innen brauchen, um ihre Erfahrungen zu machen, welche Möglichkeiten und Rechte sie haben, welche Grenzen sie für sich setzen und wie sie diese für sich verankern. Genau deshalb benötigen die Kinderrechte eine separate Betrachtung (vgl. Maywald 2016, S.123).
Wir sind Vorbilder, an denen sich die Kinder orientieren und haben einen Erfahrungsvorsprung, welchen wir nutzen, um die Kinder vor Gefahren zu schützen und sie zu stärken.
Wir geben Kindern einen angemessenen Rahmen, in welchem sie ihre Freiheit nutzen können, um für ihre Entscheidungen Verantwortung zu übernehmen. Zu einem angemessenen Rahmen gehört es Grenzen und Regeln zu setzen, welche für die Kinder kohärent sind und mit ihnen im Dialog besprochen werden.
Unsere anspruchsvolle Aufgabe ist es, Kindern auf Augenhöhe zu begegnen und sie in dieser wertvollen Lebensphase ernst zu nehmen und angemessen zu fördern. Diese Verantwortung gilt es jeden Tag in der Arbeit mit den Kindern umzusetzen und darauf zu achten, keine Rechte und Grenzen von Kindern durch Unachtsamkeiten zu überschreiten.
Kindern ihre Rechte vorleben
Wie eingangs erwähnt, agieren wir als Erwachsene stets in einer Vorbildfunktion. Kinder orientieren sich an uns und unserem Handeln. Kinder benötigen stabile und verlässliche Beziehungen für eine gesunde Entwicklung. Indem wir Kindern ihre Rechte vorleben, mit ihnen in einen Dialog gehen und sie durch Fragen (Was möchtest du heute machen? Wer darf dich wickeln? Brauchst du deine Zeit, um dich auszuruhen?) in Entscheidungen einbeziehen, erfahren sie, dass sie im Kinderhausalltag ernst genommen werden. Gleichzeitig spiegeln wir ihnen mit dieser dialogischen Haltung, dass ihre Entscheidungen akzeptiert werden und in Ordnung sind, indem wir sie darin sprachlich bestätigen. Durch die sprachliche Begleitung unseres Handelns im Alltag erhalten die Kinder die notwendige Sicherheit. Jeder Tag, an welchem sie ihren Interessen nachgehen und in ihren Bedürfnissen gesehen und ernst genommen werden, ist ein guter Tag für die Kinder. Durch die Förderung von Partizipation und Mitbestimmung erfahren Kinder, dass sie das Recht haben, ihren Tag zu gestalten und erleben sich als selbstwirksam. Indem wir Diskussionen zulassen, Rückfragen stellen und die Kinder darin bestärken, ihre Meinung zu äußern, erfahren Kinder, dass ihre Gedanken wichtig sind und sie gehört werden. Sie lernen sich zu äußern und ihre Interessen zu vertreten. Als Erwachsene setzen wir den Kindern den notwendigen Rahmen, den sie benötigen, um ihre Rechte auszuleben und ihre Freiheiten zu erobern (vgl. Maywald 2016, S. 108f.).
Mit Kindern über ihre Rechte sprechen
Damit sich Kinder ihrer Rechte bewusst sind, ist es gewinnbringend, sich gemeinsam mit den Kindern auf die Suche nach ihren Rechten in der Kita zu machen und mit ihnen darüber zu sprechen. Kinder erleben ihre Rechte, wenn sie bei der Gestaltung der Kita einbezogen werden. Sie entdecken beispielsweise das Recht, zu wählen, wo sie spielen, das Recht, sich zurückzuziehen oder das Recht, ihre Meinung in der KIKO zu äußern, wenn die Fachkräfte die Kinder aktiv auf der Suche nach den Rechten begleiten. Fragen wie: „Wann am Tag könnt ihr sagen, was euch nicht gefällt? Wer entscheidet, in welchem Raum ihr morgens spielt und mit wem? Welche Möglichkeiten habt ihr, allein zu spielen? Gibt es jemanden, den ihr fragen könnt, wenn ihr Hilfe braucht?“ können dabei unterstützen, die Kinder anzuregen und sich ihrer Rechte bewusst zu werden. Über das Sprechen und Reflektieren der Kinderrechte wird bei den Kindern ein Bewusstsein geschaffen, diese Rechte auch zukünftig einzufordern. Hierzu eignen sich Reflexionsfragen zu den einzelnen Kinderrechten, welche weiterführend die element-i Bildungsstiftung in einem Reflexionshandbuch zusammengeführt hat: BiSt_Kinderrechte_Reflexionspapier.pdf (element-i-bildungsstiftung.de) Weiter können Kinder mit der Durchführung von Präventionsprogrammen wie die „Starke Kinder Kiste“ darin bestärkt werden, ihre Grenzen und Gefühle klar zu benennen und einzufordern.
Sich der Kinderrechte bewusst sein und diese im Alltag wahren
Wie finden Sie es, wenn ein:e Kolleg:in Sie einfach in den Arm nimmt, über den Kopf streichelt, Sie mit einem Kosenamen anspricht oder auf die Toilette begleitet? Wie würden Sie reagieren, wenn Ihre Teamleitung nicht hält, was sie verspricht, Ihnen die Pause verbietet, Ihnen sagt, Sie müssen sich jetzt setzen oder Sie vor sich herschiebt, weil Sie Ihrer Ansicht nach zu langsam gehen?
Sicher werden Sie die Fragen damit beantworten, dass Sie es nicht wollen und sich wehren würden – doch wie oft passiert es im Kinderhausalltag, dass Grenzen wie diese gegenüber Kindern überschritten werden? In einem professionellen Kontext geht es darum, achtsam mit den Rechten der Kinder umzugehen und diese in jeder Situation zu wahren. Wir haben die Aufgabe, als Vorbild zu agieren und physische und psychische Grenzen als solche zu erkennen und einzuhalten. Um sich der Rechte und der Grenzen bewusst zu werden, eignet es sich in die Selbstreflexion und in eine Reflexion innerhalb des Teams zu gehen. Wichtig ist es, eine gemeinsame Haltung sowie eine Feedbackkultur zu entwickeln, um grenzwertige Situationen zu erkennen und anzusprechen. Jeder Einzelne ist dafür verantwortlich, die Rechte der Kinder an jedem Tag zu wahren und sich intensiv mit der Thematik in der Kita auseinanderzusetzen.
Zum Ende komme ich nochmals auf die Eingangsfrage zurück: Was tun Sie, um die Kinderrechte im Blick zu nehmen? Wie sprechen Sie in der Teamsitzung über Kinderrechte? Gehen Sie in die Reflexion und haben eine Feedbackkultur? Welches Kinderrecht steht bei Ihnen im Fokus? Fragen, die Sie aktiv in den Alltag mitnehmen und beantworten sollten – ich freue mich über Rückmeldungen dazu!
Quellen
Maywald Jörg (2016): Kinderrechte in der Kita; Freiburg: Herder
Huber, Matthias/ Döll, Marion 2023: Bildungswissenschaft in Begriffen, Theorien und Diskursen Wiesbaden: Springer