Spielen macht Spaß, Spiele bringen Spaß – Grundsätzliche Betrachtungen zum Thema

Im Schatten der Gemeinschaftsgruppen und der Gartenphase fristet seit der thematischen Einführung eine dritte Variante ihr Dasein. Sie trägt den Titel „Spiel und Spaß am Nachmittag“ und soll mit diesem Artikel nun ins verdiente Scheinwerferlicht gerückt werden und so auch ihren Weg hin zu einer kontinuierlichen Umsetzung in den element-i-Kinderhäusern finden.

Kinder streben grundsätzlich nach Verbundenheit und Zugehörigkeit innerhalb ihrer Lebensräume, in denen sie sich bewegen und erfahren. Dabei entsteht für die Kinder Kohärenz durch Routine und Rhythmus (Verstehbarkeit), klare Zugehörigkeit (Handhabbarkeit) sowie Freude an Zusammengehörigkeit, in einer Gruppe (Sinnhaftigkeit). Menschen aller Alterklassen wollen als soziale Wesen einer Gemeinschaft angehören und mit ihren Potentialen zum Gelingen des Gesamten beitragen.

Ausgehend von dieser grundsätzlichen Annahme richtet das Format „Spiel und Spaß am Nachmittag“ seinen Blick vor allem (aber nicht nur) auf die letzten Momente, welche Kinder am Nachmittag in unserem Kinderhaus erleben. Während erwachsene Menschen am Ende ihrer Arbeitstage häufig und gerne in Gruppensettings zusammenkommen, um den eigenen Interessen und Hobbys zielgerichtet nachzugehen, ermöglicht „Spiel und Spaß am Nachmittag“ ein solches Erleben auch den Kindern in den element-i Kinderhäusern. Der so entstehende Raum bietet einen spielerischen Zugang zu spür- und erlebbaren Erfahrungen im Zusammenspiel der verschiedenen element-i Leitlinien.

 Spielen bedeutet Spaß und bringt Spaß. Spielsituationen sind für Kinder jedoch noch viel mehr als ein reiner Zeitvertreib. In sozialer Interaktion gemeinsam Dinge zu erleben, sie zu kreieren und dazugehörige Abläufe zu miteinander auszuhandeln, ist für Kinder ein wesentlicher Erfahrungsraum, welcher in Spielsituationen erlebbar werden kann. Das gilt auch und gerade am Nachmittag bzw. am Ende des vermutlich langen und ausgefüllten Tages in der Einrichtung.

Die zu nutzenden Spiele und Angebote an Kinder sollten sich in diesem Rahmen immer aus den Antworten auf folgende Fragen ergeben:

  1. Findet das Spielen in einer entwicklungshomogenen oder entwicklungsheterogenen  Gruppenkonstellationen statt?
  1. Wie viele Kinder werden am Spiel beteiligt sein?

 

Beim Spielen in altersheterogenen Gruppen muss beachtet werden: Regelspiele oder Mannschaftsspiele verfolgen häufig ein klares Ziel und bauen auf einem verbindlichen Regelwerk auf. Dies bedeutet demnach, dass komplexe Anforderungen an die Kognition der beteiligten Kinder gestellt werden. Um die beteiligten Kinder nicht zu frustrieren, sollte dies bei der Zusammenstellung der Gruppe beachtet werden. Denn während beispielsweise ältere Kinder ein klassisches Fußballspiel starten können und dabei das Regelwerk miteinander besprechen und einhalten, entspricht dies häufig nicht den Bedürfnissen jüngerer Kinder. Diese haben zwar große Freude an der Beteiligung, werden den Ball aber vermutlich stets mit allen zur Verfügung stehenden Körperteilen in egal welches Tor befördern. So könnte bei einer nicht angepassten Durchführung Frustration bei den älteren wie bei den jüngeren Kindern entstehen.

Daraus ergibt sich folgende Annahme für die Durchführung von Spielen in altersheterogenen Gruppen: Es sollten Spielformen gewählt und vorbereitet werden, die allen Kindern individuelle und passende Betätigungsmöglichkeiten bieten, ohne dabei ein verbindliches Regelwerk zu verfolgen.

Rolle der Fachkraft als zentrales Element

Der Fachkraft kommt für die gesamte Spielform eine zentrale Rolle zu. Da in Spielsituationen immer eine große Eigendynamik entstehen kann, braucht es einen passenden Startpunkt, der durch die jeweilige Fachkraft gesetzt werden sollte. Auch den weiteren Verlauf des Spiels muss die Fachkraft übergeordnet im Blick behalten: Gelingt es den Kindern eigenständig Regeln einzuhalten oder mit Regelverstoß umzugehen? Bleibt die Konzentration beim tatsächlichen Spiel oder verliert sich die Begeisterung und Motivation? Können alle Kinder aktiv teilnehmen, oder fühlen sich Kinder ausgeschlossen?

Es braucht hier also fachliche und persönliche Komponenten, die über ein erfolgreiches Spielen entscheiden können.

Persönliche Aspekte sind:

  • Um die Kindergruppe abzuholen und ein Spiel zu initiieren, braucht es die Bereitschaft zur sicht- und hörbaren Exposition der Fachkraft. Dafür kann vor allem in Abholphasen und unter einer größeren „Zuhörerschaft“ zunächst eine Portion Mut erforderlich sein – Mut im Sinne von: Los geht’s!  
  • Im nächsten Schritt braucht es eine passende Körpersprache, die in Auftreten, Ansprache und Positionierung sicherstellt, dass alle eingeladenen Kinder angesprochen werden können. 
  • Durch die Präsenz der Fachkraft entsteht so der nötige Aufforderungscharakter.

 

Fachliche Aspekte bzw. Fragen die vorab zu stellen und zu beantworten sind:

  • Was ist die grundsätzliche Intension der Spielform. Meint: Will ich die Kinder als Gruppe zusammenbringen oder will ich die Kinder auspowern?
  • Sind alle nötigen Materialien vorhanden?
  • Sind die Spiele den Kindern bekannt?
  • Kann ich eine Geschichte zum Spiel erzählen oder habe ich einen Unterstützer, der die Geschichte erzählen kann?

Die Geschichte zum Spiel kann sich an den aktuellen Themen der Kinder orientieren und kann so dazu führen, dass einzelne Spieler sich immer wieder neu daran ausrichten, obwohl die Grundform bestehen bleiben wird (aus Kettenfangen wird Dinofangen, aus Dinofangen wird Amphibienfangen etc.)

 

Umsetzungsmöglichkeiten und sonstige Rahmenbedingungen

Die zur Einrichtung und Kindergruppe passenden Spielformen können mit den Kindern ausgewählt und besprochen werden und sollten sich an die räumlichen Rahmenbedingungen der jeweiligen Einrichtung anpassen. Hierfür kann sich ein Spielekreis oder ein Bewegungskreis eignen. Die ausgewählten Spiele können ihren festen Platz im Bewusstsein der Kinder vor allem dann finden, wenn dazu ein Ritual entsteht. Gemeinsam mit den Kindern eine Spielesammlungskiste zu gestalten und diese auf darin enthaltenen Karten zu visualisieren, kann dabei von großem Nutzen sein. Im besten Falle bekommt diese Kisten dann ihren festen Platz in der Einrichtung, den alle Kinder kennen. Wird diese Kiste geholt und in die Mitte gestellt, wissen die Kinder schnell Bescheid und die oben beschriebene Eigendynamik des Spielens kann so automatisch entstehen.

Best Practise Beispiele einzelner Kinderhäuser zeigen, dass auch der Einsatz einer Handpuppe das Einläuten von Spielformen ritualisieren und dadurch ein großer Aufforderungscharakter entstehen kann.

Abschließend sei darauf hingewiesen, dass Spielen nicht nur am Nachmittag Freude bringen kann. Mit Blick auf die Kindergruppe wird jederzeit zu beobachten sein, ob die Kinder Verbundenheit und Zugehörigkeit als Erfahrungsrahmen benötigen. Dann kann eine ritualisierte und kontinuierliche Durchführung von Spielen den Spaß auch in anderen Momenten des Kinderhausalltags herbeiführen und so dazu beitragen, dass der jeweilige Moment gelingen und dem kindlichen Bedürfnis nach leitliniengebundenen Erfahrungen gerecht wird.

Falls es bei der Auswahl der Spielformen fachliche Unterstützung oder einen reflexiven, inhaltlichen Teil im Rahmen der Teamsitzungen benötigt, freuen sich sowohl der QEZ Körper, Bewegung und Ernährung sowie der QEZ Gemeinschaft darauf, von Ihnen zu hören.

 

Mehr von Jacob Hesselschwerdt 

 

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