Manche Eltern entscheiden sich, ihr Kind nicht mit herkömmlichen Wegwerfwindeln zu wickeln, sondern mit Stoffwindeln. Und sie wünschen sich die Fortführung dieser Praxis in der Kindertageseinrichtung. Wie kann eine Einrichtung dem Wunsch der Eltern ohne übermäßig hohen Aufwand nachkommen? Wie kann das Wickeln mit Stoff in den Einrichtungen gut gelingen? Was müssen die Eltern dazu beitragen und welche Herausforderungen kann es geben?
Warum möchten Eltern, dass in der Kinderkrippe mit Stoffwindeln gewickelt wird?
In den letzten Jahren gab es im Bereich der Stoffwindeln viele Produktinnovationen, wodurch das Wickeln sehr einfach geworden ist und nicht mehr zu vergleichen ist mit den Stoffwindeln vor mehr als 20 Jahren. Dazu kommen folgende Vorteile für die Familien:
- Stoffwindeln sind die beste Option für die Umwelt. Sie schonen Ressourcen, und man vermeidet Müll. Ca. 5000 Wegwerfwindeln entstehen pro Wickelkind – das entspricht dem Gewicht eines Nashorns.
- Stoffwindeln sind atmungsaktiver als Wegwerfwindeln, und es entwickelt sich keine Wärme in der Windel. Stoffwindelkinder haben selten einen roten oder wunden Intimbereich. Bei einigen Kindern wählen Eltern aus gesundheitlichen Gründen die Stoffwindel, da das Kind die Wegwerfwindeln nicht vertragen hat.
- Durch das direkte Nässefeedback erkennen Kinder einen Zusammenhang zwischen Ausscheidung und der nass gewordenen Windel. Kinder können so früher ohne Windel sein.
- Stoffwindeln laufen korrekt angelegt und vorbereitet nicht aus.
- Stoffwindeln sind im Gesamten um einiges günstiger als Wegwerfwindeln. Eltern können damit Geld sparen.
- Stoffwindeln riechen weniger. Bei vielen Wegwerfwindeln bildet sich ein unangenehmer Geruch, sobald das Kind ausscheidet. Dieser Geruch liegt an den Inhaltsstoffen der Wegwerfwindeln und nicht an den Ausscheidungen des Kindes.
- Und nicht zuletzt: Stoffwindeln machen richtig Spaß. Sie sind einfach schöner anzuschauen.
Welche Vorteile haben Stoffwindeln für pädagogische Fachkräfte?
Jede eingesetzte Stoffwindel in der Kindertageseinrichtung spart eine Wegwerfwindel. Gehen wir davon aus, dass ein Kind zwei Jahre in der Kita gewickelt wird, können sich bei mindestens zwei Wickelvorgängen am Tag gut 600 bis 800 eingesparte Wegwerfwindeln pro Kind ergeben. Ganz nebenbei unterstützen die Fachkräfte die Kinder dabei, früher keine Windel zu tragen und schützen die Kinder vor Entzündungen im Windelbereich.
Meine Tochter wird seit einem Jahr jetzt mit Stoffwindeln in einer element-i Einrichtung gewickelt und laut den Fachkräften vor Ort ist das kein Problem und auch kein zusätzlicher Aufwand. Gern möchte ich ermutigen, dass Wickeln mit Stoff in den Einrichtungen auszuprobieren.
Überblick über den Stoffwindelmarkt
Durch die vielen Produkt-Innovationen der letzten Jahre gibt es unzählige Modelle und Hersteller von Stoffwindeln und große preisliche sowie qualitative Unterschiede.
Stoffwindeln bestehen immer aus Saugmaterial. Darüber befindet sich ein Material, welches als Nässeschutz dient. Zum Auffangen von Stuhlgang befindet sich in einer Stoffwindel zusätzlich als oberste Lage am Kind ein Windelvlies. Dieses ähnelt optisch einem Taschentuch (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: Aufbau einer Stoffwindeln (Reuß)
Es gibt drei verschiedene Hauptarten an Stoffwindeln. Die All-in-One (AIO) ist ein Komplettsystem und besteht aus einem Stück und ist damit der Wegwerfwindel am ähnlichsten. All-in-Two und All-in-Three lassen sich aus zwei oder drei Teilen zusammensetzen. Sie sind daher für die Nutzer:innen flexibler, aber in der Handhabung etwas übungsintensiver. Allerdings ist jedes System mit ein bisschen Übung keine Herausforderung.
Stoffwindeln gibt es meist in zwei Größen. Es gibt die New-Born Größe und die One-Size Größe. Meistens werden in den Einrichtungen die Kinder bereits die One-Size-Größe tragen. Diese Windeln lassen sich dann in der Größe noch am Bauch bei jedem Wickelgang und oft am Beinumfang einstellen, so dass die Windel optimal sitzt und bis zum Ende der Wickelzeit getragen werden kann. Die Einstellung des Beinumfang nehmen im Besten Falle die Eltern vor. Die Einstellungen müssen nur selten umgestellt werden, sodass Fachkräfte diese eigentlich nicht beachten müssen.
Außerdem unterscheiden sich Stoffwindeln im Verschluss. Sie können wie Wegwerfwindeln mit Klettverschluss geschlossen werden oder mit Knöpfen – den sogenannten Snaps. Diese sind vergleichbar mit den Knöpfen am Body der Kinder.
Zusammenarbeit von Eltern und Kita – Stoffwindeln in der Kita gelingend einsetzen
Stoffwindeln können in der Kita genutzt werden. Sinnvoll ist es, ein einfaches System für die Kita anzuschaffen, dass für die Fachkräfte gut handhabbar und somit wenig kompliziert im Anlegen ist. Empfehlenswert sind All-in-One aus dem Nässeschutzmaterial PUL oder eine Variante der All-in-One Windel: die Pocketwindel. Sinnvoll ist es, für die Kita nur Windeln eines Herstellers anzuschaffen und nicht zwischen Herstellern zu wechseln. All-in-Ones sind für Mitarbeitende besonders leicht anzuziehen, aufgrund der Ähnlichkeit in der Handhabung zu Wegwerfwindeln. Das Anlegen der Stoffwindeln lassen sich die Fachkräfte am besten während der Eingewöhnung von den Eltern zeigen. Nach wenigen Versuchen gelingt das schon sehr routiniert.
Eltern bringen die fertig vorbereiteten Stoffwindeln von zu Hause mit und deponieren genügend für den Tag davon im Fach des Kindes – im Optimalfall befindet sich dieses sehr nah am Wickelplatz. Die Windeln sind dabei so vorbereitet, dass sie zum gängigen Wickelrhythmus in der Kita passen und keine Mehrarbeit entsteht. Stoffwindelkinder müssen nicht häufiger gewickelt werden als Kinder mit Wegwerfwindeln. Sollten die Stoffwindeln in diesem Rhythmus nicht dichthalten, ist es Aufgabe der Eltern, die Stoffwindeln mit weiterem Saugmaterial zu füllen. Sollten Eltern einmal vergessen, ihre Stoffwindeln mitzubringen, können und müssen Fachkräfte natürlich die Wegwerfwindeln nutzen, die in der Kita vorrätig sind. Ebenso bringen Eltern täglich einen Wetbag zur Aufbewahrung der benutzten Stoffwindeln mit.
Beim Wickeln ziehen Fachkräfte die Windel normal aus. Falls Stuhlgang in der Windel ist, wird das Windelvlies wie eine Wegwerfwindel in der Windeltonne der Kita entsorgt. In den Wetbag geben die Fachkräfte die benutzten Windeln hinein. Die Windel wird am besten nur zugeklappt und nicht eingerollt wie eine Wegwerfwindel. Der Wetbag wird nach Hineingeben der Windel verschlossen und einfach zurück ins Windelfach des Kindes gelegt. Den Wetbag nehmen die Eltern täglich beim Abholen des Kindes mit nach Hause und waschen dort die Stoffwindeln.
Anlegen der Stoffwindel
Damit eine Stoffwindel nicht ausläuft, ist es wichtig, ein paar Unterschiede beim Anlegen der Windel zu beachten:
- Die Stoffwindel sitzt hüftiger und im Gesamten etwas tiefer als eine Wegwerfwindel.
- Zwei Finger sollten gut zwischen der Windel und dem Bauch des Kindes Platz haben. Das breite Rückengummi sorgt dafür, dass die Windel bequem und dicht sitzt.
- Die Beinbündchen in die Beinfalte schieben. Das ist eigentlich der wichtigste Schritt und größte Unterschied zu den Wegwerfwindeln. Bei Wegwerfwindeln zieht man die Beinbündchen nach außen.
- Falls es eine Falte zwischen den Knöpfen am vorderen Teil der Windel zur Verkleinerung gibt, diese mit den Fingern nach oben schieben. So liegt die Windel an den Beinbündchen nochmal besser an und ein Auslaufen wird verhindert. Das können die Eltern am besten zeigen.
Tipps für Herausforderungen mit Stoffwindeln
Folgende Punkte sind Hinweise darauf, dass bei den Stoffwindeln irgendetwas nicht in Ordnung ist. Der Einsatz von Stoffwindeln in der Kita kann nur gelingen, wenn die Windeln gut vorbereitet sind, gut passen und richtig gepflegt werden. Folgende Symptome sollten nicht auftauchen, und es ist notwendig, die Eltern darauf anzusprechen:
- Windel läuft häufig aus.
Mögliche Ursachen sind: Windel wird nicht richtig angezogen, passt nicht, oder es ist nicht genügend Saugmaterial in der Windel.
- Windeln riechen unangenehm, sobald der erste Urin in die Windel kommt.
Mögliche Ursache: Fehler beim Waschen.
- Ungenutzte Windeln riechen unangenehm.
Mögliche Ursache: Fehler beim Waschen.
- Extreme Striemen, die nicht nach 20 bis 30 Min wieder verschwinden oder Wunden hinterlassen.
Mögliche Ursache: Windel wird falsch angelegt oder passt nicht.
- Wunder, roter Po (kann nur beim Zahnen, bei Medikamentengabe oder nach starkem Durchfall passieren).
Ansonsten: Fehler beim Waschen.
Das deutet alles darauf hin, dass etwas nicht richtig ist, und erschwert Fachkräften die Arbeit oder führt dazu, dass Fachkräfte die Stoffwindeln als unpraktisch oder sogar unhygienisch empfinden und in Zukunft ablehnen. Daher ist es dringend erforderlich, die Eltern zeitnah darauf anzusprechen. Es gibt bundesweit Stoffwindelberaterinnen, die für die Eltern als Ansprechpartner:innen kostenpflichtig zur Verfügung stehen. Oft sind es nur Kleinigkeiten, die bei den Stoffwindeln optimiert werden müssen. Bei Unsicherheiten oder Beratungsbedarf können Fachkräfte von element-i mich gern ansprechen.