Wie der Rollenspielbereich attraktiv bleibt

Wie kann der Rollenspielraum für die Kinder interessant gestaltet werden? Was sind die Ziele bei der Gestaltung des Raumes? Diese Fragen stellten wir uns vor einigen Jahren im Kinderhaus Kinderländle. Wir hatten nämlich beobachtet, dass der Rollenspielraum nicht mehr intensiv genutzt wurde, einige Materialien in die Jahre gekommen waren und ein Konzept für den Raum fehlte. Also entwickelten wir gemeinsam mit den Kindern Ideen, um diesen Raum abwechslungsreicher zu gestalten.

Welche Grundausstattung ist für den Raum passend?

Als Grundlage wurden wenige flexible und robuste Möbel in den Raum integriert, um Platz für Bewegung und eine flexible Gestaltung zu schafen. So wurde beispielsweise ein Regal eingeplant, das mehrere Funktionen haben sollte: Stauraum für Materialkisten in Kinderhöhe , ein großes Fach, das als Höhle umfunktioniert werden kann und, von der Wand abgerückt, auch als Kaufladen oder Eisdiele nutzbar ist. Eine Trennwand zoniert den Raum in einen ruhigen Bereich, der als Leseecke oder Rückzugsort genutzt werden kann, und eine Bewegungsfläche für das Rollenspiel. Dem Bedürfnis von Kindern nach Sicherheit und dem nach Abenteuern wird hier gleichermaßen Rechnung getragen. Die Trennwand zwischen den beiden Bereichen ist durch ihre Lochwandstruktur vielseitig nutzbar: Es können Seilzüge oder Blumenkästen daran befestigt werden. Durch die Zonierung können mehrere Spiele parallel stattfinden. Durch die klare Abgrenzung er Bereiche entstehen, so die Beobachtung von uns Pädagog:innen, weniger Konflikte. Es wurde darauf geachtet, dass die Kinder den Raum mit allen Sinnen wahrnehmen, dass ihnen verschiedene Perspektiven ermöglicht werden, sie beispielsweise auf das Regal steigen und so von oben auf den Raum blicken können. Auch der Bezug nach außen wurde durch unverstellte Fenster erhalten. Eine sprechende Wand dient der Dokumentation und als Sprechanlass für Kinder. Die Bebilderung im Raum sorgt für zusätzliche Struktur und erleichert, die Ordnung zu erhalten.

Wie lassen sich unterschiedliche Themen im Rollenspielbereich abbilden?

Die Raumgröße lässt es kaum zu, mehrere große Themen parallel stattfinden zu lassen. Um den wechselnden Themen und Interessen der Kinder zu entsprechen, entschieden wir, den Raum nach einer gewissen Zeit neu auszugestalten – je nach Bedarfen und Interessen der Kinder sind bereits Dschungel, Unterwasser- oder Märchenwelten entstanden, auch eine Arztpraxis, ein Klassenraum oder eine Baustelle waren dort bereits zu sehen. Braucht das nächste Thema zur Umsetzung zusätzliche Zeit, überbrücken wir die Warte-Phase mit einer neutralen Gestaltung, wie dem Puppenspiel mit Spielküche etc. Die Gestaltung von Requisiten und Kulissen benötigt oftmals mehrere Wochen Zeit. Die Neugestaltung des Raumes findet dann an einem Tag statt, um den Kindern das Eintauchen in die neue Welt zu erleichtern. Wiederkehrende Themen, wie beispielsweise Feuerwehrstation, sind in Themenboxen vorbereitet und lassen sich recht schnell und einfach umsetzen. Diese Themenboxen werden immer dann gefüllt, wenn die Utensilien des gerade aktuellen Themas Platz machen sollen für ein neues Thema. Der Raum bleibt so in stetiger Erneuerung und passt sich den wechselnden Bedürfnissen der Kinder an.

Wie kommen die Kinder auf neue Ideen?

Wir Pädagog:innen beobachten das Spielverhalten der Kinder und informieren uns gegenseitig, wenn ein bestimmtes Thema wiederholt auftritt. Die Kinder kommen mittlerweile von sich aus mit Ideen und Wünschen auf uns Pädagog:innen zu. Manchmal setzten wir uns gezielt in einer Runde mit den Kindern zusammen und sammeln Vorschläge. Die Kinder stimmen ab welche Idee umgesetzt, welche für später notiert wird. Für das ausgewählte Thema gehen wir Pädagog:innen mit den Kindern in die Feinplanung: „Was brauchen wir für eine Weihnachtswelt?“ Die Kinder sprühen vor Ideen und lassen ihrer Kreativität freien Lauf. Der Jahreslauf bietet bei manchem Thema eine Orientierung: Im Herbst finden vermehrt Ausflüge in den Wald statt. liegt es nahe, den Wald im Rollenspielzimmer aufleben zu lassen und das Wissen über die Tierwelt zu erweitern. Im Winter laden Backaktivitäten zu Hause dazu ein, eine Weihnachtswelt im Rollenspielzimmer entstehen zu lassen. Und im Sommer braucht es einen Klassenraum mit Schultüten, wenn für einige Kinder der Wechsel in die Schule ansteht.

So gelingt Partizipation in der Kita!

Nicht nur bei der Ideenfindung, auch bei der Umsetzung helfen die Kinder tatkräftig mit. Manche Kinder sind besonders interessiert am Gestalten der Requisiten und Kulissen. Andere entdecken die neuen Welten im kreativen Rollenspiel untereinander. Die Kinder können kreativ mitgestalten und sich als selbstwirksam und zugehörig wahrnehmen. Durch das Herstellen der Spielmaterialien wird das Bewusstsein gestärkt, sorgsam mit den Materialien umzugehen und diese wertzuschätzen. Wir Pädagog:innen achten auf Nachhaltigkeit, indem wir zum Beispiel Verpackungs oder Naturmaterialien mehrfach nutzen. Der Baukran aus Karton kann in der nächsten Themenwelt zu einem Baum mit Eichhörnchenkobel im Wald werden. Es soll möglichst wenig spezifisches Material neu gekauft werden. Auch Materialien aus anderen Räumen kann man in einen neuen Kontext setzen. So viel steht fest: Den Kindern bereitet die Gestaltung des Raums sehr viel Freude, sie nehmen mit großer Motivation teil und sind stolz auf ihre Werke. Denn in einer eigens kreierten Welt macht das Rollenspiel gleich noch mehr Spaß.

von Ellena Föhl aus dem element-i Kinderhaus Kinderländle

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