Großes Potenzial in den Einrichtungen
In den element-i Einrichtungen finden sich vielfältige Spiele und Alltagsmaterialien, die Potenzial für eine Auseinandersetzung mit mathematischen Thematiken bergen. In einigen Einrichtungen werden diese Spiele gemeinsam mit Erwachsenen gespielt, in manchen Einrichtungen spielen Kinder allein und zum Teil nach eigenen Regeln, in anderen liegen Spiele zum Teil auf dem Marktplatz und wirken unbenutzt. Welche Auswirkungen hat der Umgang mit diesen Materialien auf die Kinder und die Entwicklung ihrer mathematischen Vorläuferfähigkeiten? Dazu habe ich eine spannende Studie von Stephanie Schuler gefunden.
Interaktion mit Erwachsenen ist der Schlüssel
Nach Schuler (2013, 164) ist nicht das Potenzial der Spielmaterialien und Spielregeln entscheidend, sondern die gestaltete Spielsituation und verbale Interaktion zwischen den Mitspieler*innen und Erzieher*innen. Spielmaterialien, die nur im Raum liegen, lösen dementsprechend keine Auseinandersetzung mit mathematischen Thematiken bei Kindern aus. Ebenso führt das Spielen unter Kindern selten zur Auseinandersetzung mit für die Kinder noch unbekannten mathematischen Thematiken. Mathematisches Potenzial wird vor allem in Interaktion mit Erwachsenen vertieft und ausgeschöpft. Welche Fragen sich ein Kindergartenkind während eines Spiels stellt und wie vielfältig das mathematische Potenzial eines Spiels genutzt wird, kann dadurch sehr unterschiedlich sein. Schuler hat Regelspiel-Situationen in Kindergärten gefilmt, transkribiert und codiert, um herauszufinden, welche mathematischen Lerngelegenheiten in verbal begleiteten Spielsituationen überhaupt entstehen können. Schuler konnte in ihrer Spielanalyse folgende zahlbezogene und allgemein mathematische Aktivitäten erkennen:
- Zahlbezogene mathematische Aktivitäten: verbales Zählen, Anzahlbestimmung durch Zählen und Erfassen, Mengen bzw. Zahlen vergleichen und ordnen, Mengen zerlegen
- Allgemeine mathematische Aktivitäten: Vergleichen, Ordnen, Sortieren, Strukturieren, Beschreiben, Vermuten/Behaupten, Prüfen, Begründen (Schuler 2013, S. 235).
Vergleichbar mit dem Erwerb der Sprache ist auch der Erwerb mathematischer Fähigkeiten abhängig vom Gegenüber, also von Ihnen. Nur in Interaktion im Spiel und im Alltag können Kinder zum Beispiel Zählen lernen. Ein eigenständiges Erschließen und Erlernen der Zahlwortreihe ist nicht möglich. Um meine zu Anfang gestellte Frage zu beantworten: Die unterschiedliche Nutzung von Spielmaterialien in element-i Einrichtungen hat erhebliche Auswirkung auf die Ausbildung von mathematischen Vorläuferfähigkeiten bei den Kindern. Das Kind braucht Sie als Gegenüber und nach Schuler tragen Sie einen erheblichen Teil zum Aufbau und Erwerb mathematischer Vorläuferfähigkeiten bei Kindern bei.
Quelle: Schuler, S. (2013): Mathematische Bildung im Kindergarten in formal offenen Situationen. Eine Untersuchung am Beispiel von Spielen zum Erwerb des Zahlbegriffs. Münster: Waxmann.