Mein Kind, der Kita-Schreck: Warum Kinder beißen und wie Sie damit umgehen können

„Ihr Kind hat heute schon wieder den Raphael gebissen!“ Wer in der Kita eine solche Nachricht bekommt, dem sackt das Herz in die Hose. Was tun? Können Eltern nur hilflos zuschauen und hoffen, dass sich die Situation verbessert? Wir geben Hinweise, wie es Familien und Fachkräften gelingen kann, die Lage zu entschärfen.  

Hauen, schubsen, anderen Gegenstände wegnehmen: Das gehört oft dazu, wenn Kinder gemeinsam spielen und noch zu wenig sprechen, um sich untereinander mit Worten zu verständigen. Solange es bei kleineren Rangeleien bleibt, lassen viele Erwachsene die Kinder gewähren. Fangen Kinder jedoch an zu beißen, ist eine rote Linie überschritten. Sie tun anderen damit zumeist empfindlich weh und verursachen Wunden. 

Viele mögliche Gründe 

In einer bestimmten Entwicklungsphase ist es normal, dass Kinder andere Menschen auch mal beißen. Das Beißen kann anzeigen, dass das Kind müde, überfordert, frustriert oder wütend ist. Es kann auch ein Ruf nach Aufmerksamkeit sein oder ein – ungeschickter – Versuch, Kontakt aufzunehmen. Das Kind drückt damit Emotionen und Bedürfnisse aus, die es noch nicht benennen kann und die sich auf diese Weise unmittelbar Bahn brechen. Eines ist dabei wichtig: Wenn ihr Kind beißt, möchte es niemandem Schaden zufügen. Dass es anderen damit wehtun, kann es sich noch nicht vorstellen.  

Gefährliches Beiß-Kind?

Manche Kinder entdecken in einer bestimmten Entwicklungsphase das Beißen regelrecht als Ausdrucksmittel für sich. Geht es Ihrem Kind auch so? In der Kita hat es vielleicht bereits den Ruf als gefährliches Beiß-Kind weg, dem man lieber aus dem Weg geht. Das verschärft sein Gefühl von Frustration und Wut. Daher ist es wichtig, dass Sie als Eltern und die Fachkräfte in der Kita gemeinsam daran arbeiten, Ihrem Kind alternative Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen. 

Beißen verboten!

Wie können Sie – und die Fachkräfte in der Kita – auf Beiß-Situationen reagieren? Machen Sie Ihrem Kind in ruhigem, aber bestimmtem Ton klar, dass Beißen verboten ist: „Nicht beißen! Du tust mir (oder der/dem …) weh.“ Begeben Sie sich dabei auf Augenhöhe mit Ihrem Kind und stellen Sie Blickkontakt her. So wissen Sie, dass Ihr Kind Ihnen Aufmerksamkeit schenkt. Wichtig ist, dass Sie direkt in oder nach einer beobachteten Beiß-Situation reagieren. Nur dann kann das Kind Ihre Reaktion seiner Handlung zuordnen.  

Ruhe bewahren

Warum fällt uns als Eltern eine solche unaufgeregte Reaktion oft so schwer? Das liegt daran, dass wir selbst emotional betroffen sind. Wir machen uns Sorgen, dass unser Kind andere verletzt und dass es zum unbeliebten Außenseiter wird. Wir möchten das unbedingt sofort stoppen, wissen nicht wie und fühlen uns hilflos. Dieses Gefühl verleitet uns nicht selten zu lauten Schimpf-Tiraden. Für unser Kind sind sie unverständlich. Vielleicht bekommt es dadurch sogar die Aufmerksamkeit, die es erhalten möchte – auch wenn sie negativ ist. 

Gefühle benennen

So helfen Sie Ihrem Kind: Geben Sie ihm grundsätzlich das Gefühl, mit seinen Wünschen und Bedürfnissen gesehen zu werden. Beobachten Sie es, und geben Sie seinen Emotionen Ausdruck. So helfen Sie ihm, sich selbst besser kennenzulernen. Fachkräfte in Kindertagesstätten machen das in der Regel ebenso.

Sie sagen zum Beispiel: „Ich sehe, dir fallen die Augen zu. Du bist müde. Komm, wir machen eine kleine Pause hier im Sessel.“ Ihr Kind lernt so, wie es sich anfühlt, müde zu sein. Und es weiß vielleicht künftig besser, was ihm dann hilft. Wenn es wütend auf ein anderes Kind zustürmt, können Sie es bremsen und sagen: „Mir scheint, du bist wütend. Stampfe mal fest mit dem Fuß auf den Boden. Das hilft.“ Nach und nach versteht Ihr Kind auf diese Weise seine Gefühle immer besser. Es weiß sie zu benennen und kennt Wege, damit konstruktiv umzugehen. 

Außerdem spielt Ihnen die Zeit in die Karten. Denn je besser Ihr Kind zu sprechen lernt, desto eher kann es Bedürfnisse sprachlich äußern und Konflikte friedlich entschärfen. Zu beißen ist dann nicht mehr nötig. 

Informationen zum Sprechen lernen und Tipps, wie Sie Ihr Kind dabei unterstützen können, erhalten Sie in unserem nächsten Blogbeitrag. 

Mehr von Eike Ostendorf-Servissoglou

Kommentare

  • Stefanie Schwar, 23. September 2023 Antworten

    Hallo ich habe folgendes Problem im Kindergarten
    Mein Sohn hat in der Eingewöhnungsphase ein Kind gebissen und geschupft so jetzt muss er di Gruppe Wechseln
    Mein Sohn ist 3 Jahre und das das schön öfter gemacht er tut sich noch schwer beim reden und ich weiß einfach nicht mehr weiter ihm gut zureden bzw ihm erklären das man es nicht darf das es anderen Kindern weh tut bzw. schimpfen hilft alles nichts ich bin mit meinen Nerven am Ende und weiß einfach nicht mehr weiter
    Liebe Grüße Stefanie

    • Liebe Stefanie,

      aus der Ferne ist durch mich eine Beratung schwierig. Sie beschreiben, dass Ihr Sohn aus Ihrer Sicht noch nicht gut genug sprechen kann. Schauen Sie viel Bücher mit ihm an, singen Sie und spielen Sie Fingerspiele mit ihm – so wird die Sprachentwicklung ganz spielerisch unterstützt.
      Darüber hinaus empfehle ich Ihnen unbedingt den Kontakt zur Kita zu suchen und sich diese Entscheidung erklären zu lassen. Ich gehe davon aus, dass die Kita sich sicherlich gut überlegt hat, wie sie Ihren Sohn unterstützen können. Diese Entscheidung ist bestimmt nicht gefallen, um Ihnen oder Ihrem Sohn das Leben noch schwerer zu machen. Sie möchten Ihnen helfen.
      Sprechen Sie mit den Erzieher:Innen über Ihre Sorgen und Ängste. Sollte dies in der Kita nicht möglich sein, oder Sie über die Kita hinaus Hilfeangebote suchen, gibt es in jeder Stadt Beratungsangebote durch das Jugendamt (z.B. Frühe Hilfen) . Diese können Sie sicherlich in der Kita oder bei Ihrem Kinderarzt erfragen.

      Ich wünsche Ihnen und Ihrem Sohn alles Gute.

      Lisa Reuß
      Kindheitspädagogin M.A.
      Pädagogischer Leitungskreis

  • hallo unsere Tochter fast 3 Jahre , geht auch in denn Kindergarten, heute hat sie erneut ein Kind gebissen! laut der Erzieherin stand das Kind am Bücherregal und hat wohl zu lange gebraucht, darauf hin hat unsere Tochter wohl zugebissen! wir haben jetzt denn bescheid bekommen das unsere Tochter durch eine zusätzliche Kraft , unterstützt wird, die sich um die Bedürfnisse unserer Tochter kümmert und schaut das es für sie ruhiger ist! unsere Tochter ging bis Juli in die Krippe mit rund 9 Kindern, seit September ist sie im Kindergarten dort sind es in ihrer Gruppe 28 Kinder zwischen 3-6 Jahren ! wir hoffen das die Unterstützung bald kommt und uns hilft, denn unsere Tochter soll ja nicht irgendwann alleine da stehen. liebe Grüße Stefanie

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