Die Resilienz – sie ist eines unserer fünf Leitziele und ihre Förderung ist unsere grundlegende präventive Aufgabe. Um sich einmal im Detail damit zu beschäftigen, werde ich zunächst die Wurzeln des Konzepts der Resilienz beleuchten und anschließend die Bedeutung in den Blick nehmen. Zum Schluss möchte ich auf die Bedeutung der Umsetzung im pädagogischen Handeln eingehen.
Die Entstehung des Konzeptes der Resilienz
Sowohl in der Psychologie, den Gesundheitswissenschaften als auch in der Pädagogik geht es seit den 1990er Jahren nicht mehr nur darum, Ursachen und Bedingungen für Störungen und Verhaltensauffälligkeiten zu betrachten, sondern neben den Risiko-, auch die Schutzfaktoren in den Blick zu nehmen, die für die Entwicklung und den Erhalt seelischer und körperlicher Gesundheit entscheidend sind. Durch diesen Blickrichtungswechsel der Wissenschaft entstand auch das Konzept der Resilienz. Angestoßen wurde er durch die Langzeitstudien von Emmy Werner auf der Hawaii-Insel Kauai und durch das Salutogenese-Konzept von Aaron Antonovsky. Deshalb hier eine ganz kurze Erläuterung zu beiden:
Salutogenese-Konzept von Antonovsky: Er hat den Fokus auf die Ressourcen und Schutzfaktoren zur Erhaltung der Gesundheit gelegt und sich die Frage gestellt: Was hilft Menschen bei einer erfolgreichen Bewältigung von Herausforderungen oder Krisen? Als personelle Ressource bei der Resilienzforschung wird der durch ihn geprägte Begriff der Kohärenz (Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Sinnhaftigkeit) verstanden.
Kauai-Studie von Emmy Werner: Sie gilt als die Pionierin der Resilienzforschung und hat in ihrer Studie über 40 Jahre einen ganzen Geburtsjahrgang begleitet, zu bestimmten Erhebungszeitpunkten Interviews geführt und andere Daten zur Lebens- und Gesundheitssituation der Proband*innen gesammelt. Dabei stellte Werner fest, dass sich ein Drittel der beobachteten Menschen trotz hoher Risikobelastung positiv entwickelte und im Alter von 40 Jahren einem geregelten Beruf nachging, eine Familie gegründet und ein zufriedenes Leben führte. Sie konnte in diesem Zusammenhang protektive Faktoren identifizieren, die dazu führten, dass sich die Menschen trotz der schwierigen Bedingungen positiv entwickelten.
Danach folgten einige weitere Studien zur Resilienz, die aber an dieser Stelle nicht weiter betrachtet werden. Für uns ist jedoch entscheidend, wie Resilienz verstanden wird und was sie genau bedeutet.
Das Verständnis von Resilienz bei element-i
In unserer element-i Konzeption steht Resilienz folgendermaßen erklärt: „Unter Resilienz verstehen wir die psychische Widerstandsfähigkeit von Kindern gegenüber Entwicklungsrisiken. Diese Widerstandsfähigkeit ermöglicht es ihnen, sich an akut oder chronisch belastenden Lebenssituationen effektiv anzupassen. Diese Basiskompetenz verbessert die Möglichkeiten der Kinder, die auf sie zukommende Veränderungen und Krisen erfolgreich zu bewältigen. Sie können sich somit zu selbstsicheren, gesunden und kompetenten Persönlichkeiten entwickeln.“ (Seite 8)
Die Grundlagen für die Fähigkeit zur Resilienz werden bereits in der Kindheit gelegt und sie entwickelt sich dann über die gesamte Lebenszeit. Für die Arbeit mit den Kindern heißt das, dass eine element-i Pädagog*in sich in diesem kompetenz- bzw. ressourcenorientierten Ansatz immer danach fragt, was Kinder in sich selbst stärkt und wie sie ihre individuellen Fähigkeiten für einen zeitlebens andauernden dynamischen Anpassungs- und Entwicklungsprozess hinsichtlich ihrer Lebenssituation fördern können.
Fortsetzung folgt
Im nächsten Teil möchte ich mit Ihnen weiter an dem Thema bleiben und die Risiko- und Schutzfaktoren in den Blick nehmen. Welche konkreten wissenschaftlich belegten Merkmale hemmen oder gefährden die Entwicklung der Kinder und welche erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer positiven Entwicklung? Wie kann ich also Resilienz fördern und damit (Gewalt)präventiv wirken?
Literatur:
Fröhlich-Gildhoff, Klaus; Rönnau-Böse, Maike (2014): Resilienz. Ernst Reinhardt: München, Basel
Kammerlander, Carola; Rehn, Marcus; Pädagogischer Leitungskreis (2018): element-i – Pädagogische Konzeption der element-i-Kinderhäuser. Stuttgart