Burnout – ein Zustand der körperlichen und emotionalen Erschöpfung

Burnout ist ein weit verbreitetes Phänomen, insbesondere in stressigen Berufen und Lebensphasen. Die Betroffenen konzentrieren sich schlechter, machen viele Fehler. Manche verlieren die Energie für ihr Privatleben, hegen Selbstzweifel, entwickeln das Gefühl, nicht erfolgreich zu sein und die Kontrolle zu verlieren.

In der Medizin wird Burnout jedoch nicht als eigenständiger Krankheitsbegriff im Katalog der internationalen Klassifikationen für Diagnosen (ICD-10) geführt. Dort wird Burnout mit dem Code „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“ beschrieben.

Burnout ist also keine eigenständige psychische Erkrankung. Meist sind es arbeitsbezogene Anforderungen, die zu Stresssymptomen und dem Gefühl der Überforderung führen. Diese bleiben über Wochen und Monate bestehen und bessern sich auch nicht nach einer gewissen Erholungszeit (zum Beispiel Urlaub). Burnout ist ein Risikofaktor für verschiedene psychische und physische Erkrankungen.

Warum sind gerade pädagogische Fachkräfte in Kitas gefährdet?

Mitarbeiter:innen in Kindertageseinrichtungen kümmern sich um die Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern. Sie leisten einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft und die Zukunft der nächsten Generationen. Doch pädagogische Fachkräfte sind u.U. einem hohen Stresslevel ausgesetzt, der zu Burnout führen kann – ein Zustand, der durch chronische Überforderung, mangelnde Anerkennung und geringe Handlungsspielräume entsteht. Burnout kann zu Depressionen, Schlafproblemen, Angst- und Konzentrationsstörungen, erhöhtem Krankheitsrisiko und verminderter Lebensqualität führen.

Die Ursachen für einen Burnout bei pädagogischen Fachkräften sind vielfältig und können sowohl auf individueller als auch auf organisatorischer Ebene liegen. Zu den individuellen Faktoren gehören beispielsweise hohe Erwartungen an sich selbst, ein geringes Selbstwertgefühl, mangelnde Abgrenzungsfähigkeit, fehlende Unterstützung im privaten Umfeld oder gesundheitliche Probleme. Zu den organisatorischen Faktoren gehören beispielsweise hohe Arbeitsbelastung, geringe Bezahlung, schlechte Arbeitsbedingungen, länger anhaltender Personalmangel, unzureichende Qualifizierung, geringe Wertschätzung durch Vorgesetzte oder Eltern sowie fehlende Mitbestimmungsmöglichkeiten.

Um diesem Risiko entgegenzuwirken, sind Präventionsmaßnahmen wie Selbstfürsorge, Stressbewältigung und soziale Unterstützung von großer Bedeutung. Die eigene Resilienz kann als Schutzfaktor dienen. Sie bezieht sich auf die Fähigkeit eines Individuums, mit stressigen oder herausfordernden Lebenssituationen umzugehen, sich anzupassen und gestärkt daraus hervorzugehen. Wenn Sie als Fachkraft resilient sind, verfügen Sie über eine emotionale Widerstandsfähigkeit und somit hohe Kompetenzen, mit den Belastungen des Lebens umzugehen. Resiliente Menschen können daher Herausforderungen besser bewältigen und sind weniger anfällig für Stressoren, was das Risiko für Burnout verringern kann.

Wie erkenne ich ein Burnout?

Pädagogische Fachkräfte sind in ihrem Berufsalltag vielen körperlichen und psychischen Belastungen ausgesetzt, die zu einem Burnout führen können. Zu den häufigsten Symptomen gehören tiefe Erschöpfung, die auch nach ausreichendem Schlaf nicht verschwindet, und die Unfähigkeit, sich von der Arbeit zu erholen oder abzuschalten. Außerdem können psychosomatische Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Magenbeschwerden auftreten, die keine organische Ursache haben, sondern auf die hohe

psychische Belastung zurückzuführen sind. Ein weiteres Anzeichen für ein Burnout ist das Gefühl mangelnder Anerkennung, das dazu führt, dass man sich nicht wertgeschätzt oder respektiert fühlt und das Selbstwertgefühl sinkt. Dies kann wiederum zu einer reduzierten Arbeitsmotivation und einem „Dienst nach Vorschrift“ führen, bei dem man nur noch das Nötigste erledigt und keine Initiative oder Kreativität zeigt. Zudem kann ein Burnout zu einer emotionalen Distanzierung und einem Zynismus gegenüber der Arbeit und den Kollegen führen, die die sozialen Beziehungen und die Arbeitsatmosphäre beeinträchtigen. Schließlich kann ein Burnout auch die Leistungsfähigkeit und die Qualität der Arbeit negativ beeinflussen, was zu Fehlern, Konflikten oder Unzufriedenheit führen kann.

Die Phasen eines Burnout (nach Freudenberger):

Der Zwang sich zu beweisen: Diese Phase ist von Perfektionismus geprägt. Betroffene wollen sich selbst beweisen, haben erhöhte Erwartungen an sich selbst und Angst dabei zu versagen.

Verstärkter Einsatz: hier verfestigt sich der Perfektionismus in der Bereitschaft Mehrarbeit zu leisten. Es fällt schwer Aufgaben abzugeben.

Vernachlässigung eigener Bedürfnisse: Betroffene empfinden den Zustand der Überarbeitung als normal oder positiv. Sie vernachlässigen zunehmend ihre eigenen Bedürfnisse.

Verdrängung von Konflikten (und Bedürfnissen): Es können zunehmend Konflikte mit dem Arbeitskollegen/der Arbeitskollegin oder dem Partner/der Partnerin aufkommen, wobei diese genauso wie erste körperliche oder psychosomatische Symptome häufig verdrängt werden.

Umdeutung von Werten: Die Wahrnehmung der Betroffenen verändert sich und zeigt sich in verminderter Empathie und der Vernachlässigung von Freunden und Familie. Die volle Aufmerksamkeit ist auf die Arbeit gerichtet, Hobbys werden aufgegeben.

Verleugnung von Problemen: Probleme und Konflikte werden verleugnet und die Schuld für die eigene Situation wird auf andere geschoben.

Beginn der Rückzugsphase: Betroffene ziehen sich immer mehr zurück und verlieren das Interesse an anderen Menschen und Aktivitäten, die bisher Freude bereitet haben.

Deutliche Verhaltensveränderungen: Die Verhaltensänderungen werden auch für das Umfeld sichtbar. Betroffene wirken oft gereizt, aggressiv oder zynisch.

Selbstentfremdung und innere Leere: Betroffene fühlen sich innerlich leer und haben das Gefühl, sich selbst fremd zu sein.

Emotionale Probleme: Betroffene fühlen sich oft hoffnungslos und entwickeln eine negative Einstellung zum Leben.

Depression: Diese Phase ist geprägt durch das Gefühl zunehmender Sinnlosigkeit und Desinteresse und geht einher mit Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Selbsthass, Erschöpfung und dem Wunsch, nicht mehr aufzuwachen.

Totaler Erschöpfungszustand (Burnout): In dieser Phase sind Betroffene völlig erschöpft und nicht mehr in der Lage, ihren Alltag zu bewältigen.

Strategien, um einem Burnout entgegenzuwirken

Als pädagogische Fachkraft haben Sie eine verantwortungsvolle und anspruchsvolle Aufgabe, die viel Freude, aber auch viele Herausforderungen mit sich bringen kann. Um stark zu bleiben und für Herausforderungen gewappnet zu sein, ist es wichtig, dass Sie auf Ihre eigene Gesundheit achten. Hier sind einige Tipps, wie Sie das tun können:

  • Reflektieren Sie regelmäßig Ihre Arbeit und Ihre Gefühle. Fragen Sie sich, was Ihnen Spaß macht, was Sie belastet, was Sie stolz macht und was Sie verbessern möchten. Was sind Ihre Stressauslöser? Welche Aktivitäten und Interessen bereichern Ihr Leben? Schreiben Sie Ihre Gedanken auf oder teilen Sie sie mit einer vertrauten Person. Wenn Sie beispielsweise gewohnheitsmäßig und leichtfertig anderen Menschen Probleme und Pflichten abnehmen, dann lernen Sie, höflich davon Abstand zu nehmen.
  • Effektives Zeitmanagement ist entscheidend, um einem Burnout vorzubeugen. Erstellen Sie realistische Zeitpläne, setzen Sie Prioritäten und lernen Sie, „Nein“ zu sagen. Es ist wichtig zu erkennen, dass Sie nicht alles auf einmal erledigen können, und dass es in Ordnung ist, um Hilfe zu bitten oder Aufgaben zu delegieren.
  • Lernen Sie, mit Stress umzugehen. Es ist wichtig, klare Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben zu ziehen. Schalten Sie in Ihrer Freizeit ab, um sich zu erholen und neue Energie zu tanken. Dies bedeutet auch, Ihre Arbeits-E-Mails oder Anrufe außerhalb der Arbeitszeiten zu begrenzen.
  • Finden Sie heraus, was Ihnen hilft, sich zu entspannen und abzuschalten. Das kann zum Beispiel Meditation, Yoga, Musik, Lesen oder Spazierengehen sein. Nehmen Sie sich jeden Tag Zeit für sich selbst und tun Sie etwas, das Ihnen guttut.
  • Achten Sie auf Ihre Ernährung, Ihren Schlaf und Ihre körperliche Aktivität. Essen Sie gesund und ausgewogen, trinken Sie genug Wasser und vermeiden Sie Alkohol, Nikotin und andere Drogen. Schlafen Sie ausreichend und regelmäßig. Bewegen Sie sich täglich an der frischen Luft – die Gartenphase in der Kita ist eine perfekte Gelegenheit dafür. Das fördert Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden.
  • Pflegen Sie Ihre Hobbys und Ihre sozialen Kontakte. Machen Sie Dinge, die Ihnen Spaß machen und die nichts mit Ihrer Arbeit zu tun haben, wie Malen, Tanzen, Singen oder Gärtnern. Treffen Sie sich mit Freund:innen, Familie oder Kolleg:innen und tauschen Sie sich aus. Suchen Sie sich Menschen, die Ihnen zuhören, die Ihnen Mut machen und die Ihnen helfen können. Das Teilen von Gefühlen und Erfahrungen kann helfen, den Stress zu reduzieren und die emotionale Belastung zu bewältigen.
  • Holen Sie sich bei Bedarf professionelle Hilfe. Wenn Sie merken, dass Sie allein nicht mehr weiterkommen, dass Sie anhaltend erschöpft, traurig oder ängstlich sind oder dass Ihre Arbeit darunter leidet, zögern Sie nicht, sich Hilfe zu suchen. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke. Es gibt verschiedene Anlaufstellen, an die Sie sich wenden können, zum Beispiel Ihre Hausärzt:in, eine Psychotherapeut:in oder eine Beratungsstelle.

Fazit

Burnout ist ein ernsthaftes Problem, das viele pädagogische Fachkräfte betrifft und ihre Gesundheit und Arbeitszufriedenheit beeinträchtigt. Um ein Burnout zu vermeiden, ist es wichtig, auf die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu achten, sich regelmäßig zu erholen und zu entspannen, und sich Unterstützung zu holen, wenn nötig. Mit den richtigen Strategien und Ressourcen können sie vorbeugen und ihre Berufsfreude bewahren.

Burnout kann jeden treffen. Die Prävention von Burnout erfordert Selbstreflexion, Selbstfürsorge und die Fähigkeit, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Indem Sie diese Prinzipien in Ihr Leben integrieren, können Sie Ihre mentale Gesundheit schützen und ein erfüllteres und ausgeglicheneres Leben führen.

Burnout kann schwerwiegende Folgen haben. Es ist wichtig, die Anzeichen zu erkennen, Maßnahmen zu ergreifen und sich gegebenenfalls Hilfe zu holen. Mit den richtigen Strategien und der passenden Unterstützung kann Burnout überwunden werden. Die Stärkung von Resilienz bspw. kann helfen, Burnout-Episoden zu verhindern oder ihre Schwere zu reduzieren. Resiliente Personen erkennen frühzeitig, wenn sie gestresst sind, und ergreifen Maßnahmen, um ihre mentale Gesundheit zu erhalten.

Literatur

Burisch, Matthias (2005): Das Burnout-Syndrom: Theorie der inneren Erschöpfung – Zahlreiche Fallbeispiele – Hilfen zur Selbsthilfe. 3. Auflage. Springer: Heidelberg

Freudenberger, Herbert; North, Gail (2012): Burn-out bei Frauen. Über das Gefühl des Ausgebranntseins. 2. Auflage. Fischer Verlag: Frankfurt a. M.

Kéré Wellensiek, Sylvia (2017): Resilienztraining für Führende: So stärken Sie Ihre Widerstandskraft und die Ihrer Mitarbeiter. 2. Auflage. Beltz: Weinheim

Mai, Jochen (2022): Stressmanagement: Definition, Übungen, Methoden. Abrufbar unter: https://karrierebibel.de/stressmanagement/ (zuletzt besucht am 06.01.2024)

WHO (2019): Burn-out an „occupational phenomenon“: International Classification of Diseases. Abrufbar unter: https://www.who.int/news/item/28-05-2019-burn-out-an-occupational-phenomenon-international-classification-of-diseases (zuletzt besucht am 06.01.2024)

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