In Corona-Zeiten die Kita neu erfinden

Natürlich wurde geschimpft, gemotzt und gemeckert – doch die Teams der element-i Kinderhäusern krempelten auch die Ärmel hoch und fanden neue Wege, um den Geist der element-i Pädagogik unter herausfordernden Pandemie-Bedingungen lebendig zu halten. Eindrucksvoll!

Wo Schatten ist, gibt es auch Licht – fällt manchmal nur nicht so auf. Mir zumindest nicht. Immer wieder ertappe ich mich dabei, dass ich intensiv Haare in Suppen suchen. Damit bin ich nicht alleine: Die Corona-Situation mit ihren Zumutungen und Unwägbarkeiten wirft ein besonderes Schlaglicht auf unsere Angewohnheit, uns an negativen Aspekten des Lebens „festzubeißen“.

Herausforderungen in der Pandemie

Auch in unseren element-i Kinderhäusern fiel und fällt in Pandemie-Zeiten jede Menge Schatten auf: Immer wieder neue Corona-Verordnungen, die last minute größere organisatorische Anpassungen nötig machen und stark in die Pädagogik eingreifen; Lock-Down-Situationen und Quarantänen, die von einem Tag auf den anderen den gewohnten Alltag komplett auf den Kopf stellen; ein ungeheurer Kommunikationsbedarf mit allen Beteiligten, um diesen Wandel praktisch handhabbar zu machen und emotionale Folgen aufzufangen.

„Wir haben viel dazugelernt“

Doch als ich für einen Rückblick auf das erste Corona-Jahr, den ich für das Kita-Fachmagazin KiTa aktuell verfasste, mit Teamleistungen aus element-i Kinderhäusern sprach, war ich überrascht. Die Veränderungen gingen für die Kita-Teams mit echten Herausforderungen einher und erzeugten daher auch jede Menge Unmut. Doch gleichzeitig sahen die Teams auch, was sie durch die Corona-Zeit gewonnen hatten. „Wir sind flexibler geworden und haben zusätzliche digitale Kompetenzen aufgebaut“, hieß es unter anderem. Zum Beispiel fanden Elternabende online statt. Für viele Eltern war das praktisch, denn so konnten beide Elternteile an der Veranstaltung teilnehmen, ohne einen Babysitter finden zu müssen. Für mache senkte das auch die Hemmschwelle, überhaupt teilzunehmen. Viele element-i Kinderhäuser möchten Elternabende daher auch corona-unabhängig künftig ab und an online durchführen.

Lernfeld: Kommunikation

Ein anderes Corona-Lernfeld war der erhöhte Gesprächsbedarf im Team und mit den Familien. Dabei ging es nicht nur um organisatorische Dinge, sondern auch darum, emotionale Tiefpunkte zu erkennen und aufzufangen. Eine Teamleiterin berichtete zum Beispiel, dass sie im ersten Lockdown, als ihre Kita nur eine Notbetreuung anbieten durfte, mit jedem Teammitglied jede Woche 15 Minuten telefonierte, um zu hören, wo der Schuh drückt: Teamhygiene sei in dieser herausfordernden Zeit besonders wichtig, sagt sie. Auch den Eltern bot sie telefonische Sprechstunden an.

In den Lockdown-Phasen erfanden die Fachkräfte ihre Arbeit regelrecht neu. Sie ersannen Wege, um trotzdem mit den Familien in Kontakt zu bleiben und bei den Kindern den Draht zu ihrer Einrichtung nicht abreißen zu lassen. Es gab Aktionen, die die Familien zur Kita führten, teilweise wurden Videos gedreht oder Newsletter versandt. Damit erweiterten die Teams oft ebenfalls digitale Kompetenzen, und sie bauten vielfach neue Kommunikationskanäle auf.

Schwierige Einschränkungen

Als die Kinder wieder in die Kinderhäuser kommen durften, war dort die Arbeit in Kohorten verpflichtend. Jetzt waren die Kinder plötzlich auf ihre Gruppe, ihre Räume und ihre Fachkräfte beschränkt. Die Eltern gaben die Kinder an der Tür ab und durften die Einrichtung nicht betreten. Den Fachkräften war es zeitweise verboten zu singen, weil sie dabei potenziell besonders ansteckend sein könnten. Das alles war ein starker Eingriff in den pädagogischen Alltag und entsprach nicht dem, was die element-i Pädagogik idealerweise vorsieht.

Naturraumpädagogik tritt in den Vordergrund

Mich beeindruckte zu hören, was die Fach- und Leitungskräfte alles taten, um unter den gegebenen Rahmenbedingungen neue Wege zu finden, den Geist der element-i Pädagogik lebendig zu halten. Besonders wichtig wurde die Naturraumpädagogik. Raus ins Grüne, lautete das Motto: Wiesen, Spielplätze, Parks und Wälder boten in dieser restriktiven Zeit willkommene Freiräume. Die Fachkräfte entwickelten Idee, um auch im Freien Impulse zu allen Bildungsbereichen anbieten zu können. Das natürliche Umfeld ist so anregungs- und materialreich, dass es sogar überflüssig ist, dafür Dinge aus der Kita mitzubringen. Steine und Stöcke, Büsche und Baumstämme verwandeln sich je nach Bedarf in Häuser, Tische, Autos, Esswaren… für Rollenspiele, in Klettergeräte und Sportplätze, in Musikinstrumente oder in Experimentier- und Zählmaterial.

Kinder sind offen und veränderungsbereit

Dass auf einmal vieles in der Kita anders sei, damit kämen die meisten Kinder erstaunlich gut zurecht, beobachteten die Teamleitungen, mit denen ich sprach. Sie nähmen die Veränderung offen und vorurteilsfrei an und passten sich in der Regel ganz selbstverständlich an. Es seien die Erwachsenen, Erzieher*innen wie Eltern, die die größeren Probleme damit hätten.

Die Geschichte vom KiKo-Lied

Doch alles machen wohl auch die Kinder nicht mit. Patricia Sigg aus dem pädagogischen Leitungskreis erzählte mir eine amüsante Geschichte aus einem der element-i Kinderhäuser. Die tägliche Kinderkonferenz (KiKo) wird in den element-i Kinderhäusern von einem Lied eingeläutet. Plötzlich durften es die Erzieher*innen jedoch nicht mehr mitsingen. Sie forderten die Kinder auf, das alleine zu tun. Doch niemand sang – obwohl die Kinder das Lied gut kennen. Wenn sie unter sich die KiKo nachspielen, singen sie es lauthals, berichtete Patricia Sigg. Die Fachkräfte versuchten es mit rhythmischem Klatschen, indem sie den Text rezitierten, mit einer Aufnahme vom Band – nichts fruchtete.

Die Kita-Teams ersetzten die Lieder im Tagesablauf daher vielfach durch etwas Neues – durch Rezitationen, Fingerspiele oder von Gebärden begleitete Geschichten. Das funktionierte gut! Viele element-i Pädagog*innen trafen sich dafür eigens zu Online-Qualitäts-Werkstätten, um häuserübergreifend gemeinsam zu erarbeiten, wie sie diese Veränderungen gut gestalten können.

So mach‘ ich es auch!

Ich habe beschlossen, mir von diesem Vorgehen etwas abzuschauen – nicht nur Trübsal blasen, sondern neu denken und andere Wege finden. Denn damit erarbeite ich mir neue Handlungsoptionen und lerne mich selbst besser kennen. Das lohnt sich doch!

Hier gibt es die KiTa-aktuell-Fachbeiträge zum Download:

„Ein Jahr Corona: Drei Kita-Teamleiterinnen ziehen Bilanz“, KiTa aktuell 3/2021 https://www.konzept-e.de/referenzen/publikationen/fachbeitraege-details/news/detail/kita-aktuell-element-i-teamleitungen-blicken-auf-ein-jahr-corona-zurueck/?L=138&cHash=d71c6a511206e2cfc14e42c86eb9060e

„Wir singen jetzt draußen!“, KiTa aktuell 2/2021 https://www.konzept-e.de/referenzen/publikationen/fachbeitraege-details/news/detail/kita-aktuell-nicht-mehr-in-geschlossenen-raeumen-singen-und-jetzt/?L=138&cHash=9ef902b68f95bafe24c58aff80408ed2

Mehr von Eike Ostendorf-Servissoglou

Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit * gekennzeichnet.