Sich selbst bewusst sein: Tipps für die Erziehung

Die richtige Einstellung zu sich selbst können Kinder trainieren 

Die meisten Eltern wissen, dass positive Verstärkung Teil einer gelungenen Erziehung ist. Was viele nicht wissen, ist, dass es auch darauf ankommt, wie gelobt wird. Denn damit steuern sie, welche Denkweise sich das Kind aneignet. Und loben nach dem Gießkannen-Prinzip kann sogar Schaden anrichten, da ist sich die amerikanische Psychologin Carol Dweck sicher. Sie hat zwei potenzielle Denkmodelle entwickelt, die sich Kinder durch die Erfahrungen, die sie mit ihren Eltern machen, aneignen. 

Kindergehirn: Bodybuilder oder Korsettträger?

Kinder mit einem so genannten „fixed mindset“ sind, wie der Name schon sagt, in ihrer Denkweise fixiert. Sie sind der Meinung, dass Dinge wie Kreativität, Intelligenz oder Charakter angeboren sind und daher nicht verändert werden können. Egal, wie sehr sie es versuchen. Sie halten ihr Potenzial für begrenzt und scheuen Herausforderungen, denn Scheitern ist für solche Kinder eine Tragödie. 

Kinder mit einem „growth mindset“ hingegen haben verstanden, dass ihr Gehirn wie ein Muskel funktioniert, den man trainieren kann. Sie wissen, dass sie dazulernen können und sich ihre Fähigkeiten verbessern, wenn sie fleißig üben. Diese Kinder suchen daher häufiger nach Herausforderungen und haben weniger Angst, zu scheitern.  

Welche Denkweise sie sich aneignen, bestimmt darüber, wie selbstbewusst, erfolgreich und glücklich Kinder im späteren Leben sein werden. Ein paar einfache Sätze können diese Entwicklung bereits positiv beeinflussen. 

„Toll, das hast du ganz allein gelernt!“

Viele Eltern glauben, dass sie ihrem Kind etwas Gutes tun, wenn sie ihm immer wieder sagen, wie schlau es ist. Das kann dazu führen, dass das Kind seine Intelligenz als etwas Feststehendes versteht und nicht als einen sich entwickelnden Prozess. Da es aber viele Dinge gibt, die das Kind noch nicht weiß, kann das problematisch werden. Was, wenn Mama und Papa herausfinden, dass es nicht so schlau ist, wie sie immer sagen. Um Versagensängste gar nicht erst entstehen zu lassen, sollten Eltern ihren Kindern daher vermitteln, dass Intelligenz sich entwickelt, wenn sie üben. Es gilt also, nicht das Ergebnis zu loben: „Das weißt du alles? Du bist so schlau“, sondern vielmehr den Weg dorthin: „Das hast du alles gelernt. Ich bin stolz auf dich!“ 

„Gut gemacht! Diese Aufgabe war nicht leicht.“

Aufgaben, die für Erwachsene einfach sind, können für Kinder eine große Herausforderung darstellen. Eltern sagen oft: „Das ist ganz einfach“, um das Kind zu motivieren. Kann es die Aufgabe aber nicht lösen, glaubt es, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Dieser Gedanke schwächt das Selbstbewusstsein automatisch. Eltern dürfen also ruhig zugeben, dass eine Aufgabe schwierig sein kann. Wird sie vom Kind trotzdem gelöst, wird es stolz darauf sein – wenn nicht, ist es nicht am Boden zerstört, denn die Aufgabe war ja schwierig. 

„Aus Fehlern kann man lernen.“

Kein Kind kann alles oder ist in allem gut. Eine schlechte Note in Mathe oder keine Urkunde bei den Bundesjugendspielen: Kinder haben oft Angst, ihre Eltern zu enttäuschen. Nichts greift ihr Selbstvertrauen so sehr an wie elterliche KritikWichtig ist, Kindern klarzumachen, dass Fehler oder Schwächen dazugehören und sie sich durch Übung verbessern können. Denn wer aus seinen Fehlern lernt, erlangt auch das Selbstvertrauen, welche zu machen. 

„Wir sind für dich da.“

Natürlich sollen Eltern für ihr Kind da sein und es unterstützen. Trotzdem muss es auch lernen (dürfen), Dinge auf eigene Faust zu erreichen – selbst wenn mal was schiefgeht. Eltern sollten sich z. B. soweit es geht aus den Hausaufgaben heraushalten. Ein paar Dreien oder Vieren auf dem Zeugnis sind kein Drama, sondern helfen dem Kind, die eigenen Fähigkeiten einzuschätzen und zu erkennen, wo es mehr Übung braucht. Hat ein Kind dauerhafte Schwierigkeiten mit dem Schulstoff, sollten Eltern sich lieber an die Lehrer wenden, anstatt für richtige Antworten zu sorgen. Unterstützung kann auch bedeuten, über einen Schulwechsel zu einer alternativen Schulform nachzudenken, wo das Kind und sein individuelles Lernverhalten besser gefördert werden. 

„Viel Spaß draußen!“

Der letzte Punkt wird jetzt hart für einige Eltern: Kinder sollten ab und zu auch mal was riskieren dürfen. Zu diesem Schluss kamen Forscher der University of British Columbia. Lässt man Kinder auch einmal unbeaufsichtigt spielen, am besten in der Natur oder anregungsreich gestalteten Spielplätzen, können sie lernen, was Gefahr bedeutet, wie man ein Risiko richtig einschätzt und wo die eigenen Grenzen liegen. So lernen sie auch, dass ein Sturz von der Wippe kein Weltuntergang ist und wie sie ihn in Zukunft vermeiden können.

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