Interview zur Zertifizierung zum „Haus der kleinen Forscher“ mit Christoph Lammert (CL) vom „Haus der kleinen Forscher“ in Berlin. Interview wurde geführt durch Lisa Reuß (LR)
LR: Guten Tag Herr Lammert. Vielen Dank, dass Sie heute bereit sind, für die Kolleg*innen aus den element-i Einrichtungen ein paar Fragen zu beantworten. Wir starten auch gleich mit den Fragen. Was ist das Haus der kleinen Forscher?
CL: Die gemeinnützige Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ engagiert sich seit 2006 bundesweit für gute frühe Bildung in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) – mit dem Ziel, Kinder stark für die Zukunft zu machen und zu selbstbestimmtem und nachhaltigem Handeln zu befähigen.
Gemeinsam mit ihren über 200 Netzwerkpartnern bietet die Stiftung bundesweit ein Bildungsprogramm an, das pädagogische Fach- und Lehrkräfte fortlaufend dabei unterstützt, Kinder im Kita- und Grundschulalter beim Entdecken, Forschen und Lernen zu begleiten. Die Bildungsinitiative „Haus der kleinen Forscher“ verbessert auf diese Weise Bildungschancen, fördert das Interesse am MINT-Bereich und professionalisiert das pädagogische Personal. Allen Kitas und Grundschulen des Landes soll so die alltägliche Begegnung mit MINT sowie mit Fragen der Nachhaltigkeit ermöglicht werden.
LR: Was ist Ihre Aufgabe beim Haus der kleine Forscher?
CL: Als Referent für Zertifizierung unterstütze ich pädagogische Fach- und Lehrkräfte in Kitas, Horten und Grundschulen darin, Selbstevaluationsprozesse in ihren Einrichtungen zu initiieren und durchzuführen.
LR: Wieviele Häuser sind bisher bundesweit zum Haus der kleinen Forscher zertifiziert worden?
CL: Schon über 5.500 Einrichtungen sind als „Haus der kleinen Forscher“ zertifiziert. Da wir den Kitas, Horten und Grundschulen alle zwei Jahre eine Folgezertifizierung empfehlen, sind viele von ihnen bereits mehrfach zertifiziert. Insgesamt haben wir seit 2012 mehr als 12.000 erfolgreiche Zertifizierungen begleitet.
LR: Warum ist es aus Ihrer Sicht sinnvoll, seine Kita zum „Haus der kleinen Forscher“ zu zertifizieren?
CL: Eine Zertifizierung lohnt sich in vielerlei Hinsicht. Kitas, Horte und Grundschulen können mit der Zertifizierungsplakette nach außen zeigen, dass in ihrer Einrichtung gute frühe Bildung in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik geboten wird und Kinder ihren eigenen Fragen nachgehen können. Das hat häufig den positiven Effekt der Vernetzung mit anderen Bildungspartnern zur Folge. Darüber hinaus leitet das Zertifizierungsverfahren einen Selbstevaluations- und Reflexionsprozess an und trägt somit zur Qualitätsentwicklung der Einrichtungen bei. Da pädagogische Fach- und Lehrkräfte mit ihrer täglichen Bildungsarbeit wichtige Grundlagen in den Bildungsbiografien der Kinder schaffen, soll die Zertifizierung vor allem auch ihre Arbeit hervorheben und wertschätzen. Deshalb steht am Ende des Zertifizierungsprozess in der Regel auch eine Feier. Bei der wird neben der erfolgreichen Zertifizierung auch immer das Engagement des pädagogischen Fachpersonals zelebriert.
In einem kleinen Film berichten pädagogische Fach- und Lehrkräfte aus zertifizierten Einrichtungen, was sich bei ihnen seit der Zertifizierung verändert hat und warum sich eine Zertifizierung für Kitas, Horte und Grundschulen lohnt.
LR: Sogar auch in Corona-Zeiten?
CL: Klar! Eine Zertifizierung ist natürlich auch jetzt, während der Corona-Krise, möglich und sinnvoll. Es gibt bei uns derzeit eine deutliche Zunahme von Anrufen in der Zertifizierungshotline. Trotz oder gerade wegen der bundesweiten Schließung von Kitas und Schulen, scheint das pädagogische Personal Ressourcen für Aufgaben zu haben, die sonst im pädagogischen Alltag häufig nicht da sind. Der Zertifizierungsfragebogen ist ein Online-Instrument und kann so auch ohne persönlichen Kontakt ausgefüllt werden. Und das Projekt, das bei der Zertifizierung beschrieben wird, darf durchaus ein paar Monate in der Vergangenheit liegen. Also kann jetzt sehr gern losgelegt werden. Wir freuen uns über jede Bewerbung. Falls Fragen auftauchen, stehen wir den Pädagog*innen natürlich in der Servicehotline oder per Mail mit Rat und Tat zur Seite.
LR: Was muss ich grob tun, damit mein Haus zum „Haus der kleinen Forscher“ wird?
CL: Um als „Haus der kleinen Forscher“ zertifiziert zu werden, muss in jedem Fall der Online-Fragebogen ausgefüllt werden. Dazu ist eine unverbindliche Registrierung auf der Webseite vom „Haus der kleinen Forscher“ notwendig Die Teilnahme am gesamten Zertifizierungsprozess ist für Kitas, Horte und Grundschulen kostenfrei.
Einrichtungen, die sich zertifizieren lassen möchten, sollten das Entdecken und Forschen in den pädagogischen Alltag integriert haben, (kleine) Projekte durchführen und diese auch dokumentieren. Es muss nicht eigens für die Zertifizierung eine zusätzliche Dokumentation anfertigt werden. Es reicht aus, dass im Rahmen der Bewerbung Fragen zum Thema „Dokumentation“ beantwortet werden. Als Hilfe beim Ausfüllen können pädagogische Fach- und Lehrkräfte gern auf Dokumentationsformen zurückgreifen, die Ihrer Einrichtung bereits verankert sind, wie etwa auf Forschungsmappen, Lerngeschichten, Wandzeitungen, Portfolios, Fotocollagen o. Ä..
Darüber hinaus sollte das pädagogische Fachpersonal regelmäßig an Fortbildungen aus dem MINT-Bereich oder der Bildung für nachhaltige Entwicklung teilnehmen. Dabei ist es den pädagogischen Fach- und Lehrkräften selbst überlassen, ob sie sich für eine Präsenzfortbildung, ein Online-Lernangebot oder eine Fachtagung mit Bildungscharakter entscheiden. Auch das ist ein Vorteil während der Epidemie, weil auch Online-Fortbildungen eingebracht und diese von zu Hause besucht werden können. Hier erhalten Sie eine Übersicht über unsere derzeitig angebotenen Onlineangebote. Generell gilt, dass die Fortbildungen sowohl beim „Haus der kleinen Forscher“ als auch bei anderen Anbietern durchgeführt werden dürfen – solange es dabei um MINT oder BNE geht. Die Anzahl der zu besuchenden Fortbildungen hängt von der Größe der Einrichtung ab. Hat die Einrichtung mehr als 50 Kinder, müssen in den letzten 24 Monaten vier Fortbildungen besucht worden sein. Dabei ist es ist es gleichwertig, ob eine Person vier Fortbildungen oder vier Personen jeweils eine Fortbildung oder zwei Personen jeweils zwei Fortbildungen besucht haben. Wichtig ist, dass in der Summe an mindestens vier Fortbildungen teilgenommen wurde. Bei kleineren Einrichtungen, die von bis zu 50 Kindern besucht werden, sollten insgesamt zwei Fortbildungen besucht worden sein.
Auf unserer Webseite sind alle Zertifizierungsvoraussetzungen noch einmal ganz genau beschrieben.
LR: Wie lange dauert es den Online-Fragebogen auszufüllen?
CL: Abhängig von Erfahrungsstand und den personellen Kapazitäten kann die Bearbeitungsdauer des Fragebogens stark variieren. Insgesamt werden ca. drei bis zwölf Stunden benötigen, um die Fragen zu beantworten und im Team zu besprechen. Der Fragebogen kann selbstverständlich zu jeder Zeit gespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt werden.
LR: Wieso ist das Zertifikat nur 2 Jahre gültig?
CL: Für die langfristige Verankerung der MINT-Bildungsinhalte ist eine Folgezertifizierung alle zwei Jahre möglich und sinnvoll. Auch durch auftretende Personalwechsel wird so sichergestellt, dass die aktuelle Belegschaft am Zertifizierungsprozess beteiligt ist. Sollte die Zertifizierung verspätet oder gar nicht erneuert werden, darf die Plakette weiterhin an der Hauswand der Einrichtung hängen. Allerdings steht das Zertifizierungsdatum auf der Plakette und weist damit auf die Aktualität und Gültigkeit hin.
LR: Was möchten Sie unseren Mitarbeiter*innen zum Abschluss noch mitgeben?
CL: Falls bei Ihnen gerade zeitliche Kapazitäten bestehen, ist das der perfekte Zeitpunkt für eine Bewerbung und den Besuch von Online-Fortbildungen. Registrieren Sie sich einfach für die Zertifizierung und wagen Sie einen Blick in den Fragebogen. Das ist unverbindlich, kostenfrei und ermöglicht Ihnen einen guten Einblick in den Zertifizierungsprozess. Eine Zertifizierung ist auf jeden Fall machbar. Wenn Sie Fragen haben, melden Sie sich gern bei uns.
LR: Und falls ich Fragen habe, an wen kann ich mich wenden?
CL: Das Team „Zertifizierung“ unterstützt und berät Sie gern rund um Ihre Bewerbung. Ganz gleich, welche Fragen Sie zum Thema haben, melden Sie sich gern jederzeit telefonisch oder per E-Mail.
LR: Oder melden Sie sich gern natürlich auch bei Ihrer Netzwerk–Koordinatorin. Vielen Dank für das interessante Gespräch Herr Lammert. Ich hoffe, dass sich viele element-i Einrichtungen auf den Weg zur Zertifizierung machen.
Sie sind neugierig geworden? Registrieren Sie sich auf der Webseite vom „Haus der kleinen Forscher“.