Medienkompetenz – ein Praxisimpuls

Mit diesem Artikel möchte ich einen Einblick in das Projekt „Echt Dabei: Gesund groß werden im digitalen Zeitalter“ gewähren und über das Thema Medienkompetenz bei Kita-Kindern für Pädagog:innen und Eltern informieren. Immer wieder stellen sich Pädago:innen die Frage: „Wie können wir Kinder beim Thema Medien unterstützen?“ In meinem Team wurde diskutiert, warum wir für die Kinder keine Tablets oder Toniboxen benutzen. Und Eltern fragen sich, wie viel Medienkonsum für welches Alter empfohlen wird (BKK 2021, S. 3).

Bei dem so präsenten Thema Medienkompetenz wurden die Kitas WiKi und Seehasen aus Friedrichshafen vom oben genannten Präventionsprojekt „Echt DABEI“ unterstützt. Dieses ist eine Initiative des BKK Dachverbandes bzw. der BKK Landesverbände. Das Projekt wird von der Pädagogischen Hochschule in Freiburg in Kooperation mit der Alanus Hochschule in Alfter bei Bonn durchgeführt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert.

Das Projekt ist aufgesplittet in vier Module. Im ersten Modul werden die Pädagog:innen fortgebildet, im zweiten Modul findet ein Elternabend statt. Das dritte Modul beinhaltet ein Projekt für die Kinder in Form von einem interaktiven Theaterstück. Und im vierten Modul werden Eltern bei der Installation von Zeitbegrenzungs- und Filtersoftware unterstützt (BKK 2021, S. 3). Die jeweiligen Module werden von einem Mediencoach begleitet.

Medienwirkung auf Kinder (0-6 Jahre) – der Forschungsstand

Für die jüngste Altersgruppe, also bei unter dreijährigen Kindern, sind keine positiven Effekte durch die Nutzung von Medien nachgewiesen. Negative Auswirkungen auf die körperliche, sozioemotionale und kognitive Entwicklung jedoch gelten als belegt (BKK 2021, S. 10f.). Nachgewiesene negative Auswirkungen sind beispielsweise:

  • Verzögerung der Sprach- und Bewegungsentwicklung
  • Beeinträchtigung des kreativen Spielverhaltens
  • Verlust von Mitgefühl
  • Verstärkte Aggressionen, Auffälligkeiten im Sozialverhalten
  • Schlafstörungen und Übergewicht (BKK 2021, S. 11)

Die drei Problembereiche der Bildschirmmediennutzung sind Zeit, Inhalt und Funktion. Der Bildschirmmedienkonsum raubt dem Säugling und später auch dem Kleinkind die Zeit für Tätigkeiten, die für seine gesunde Entwicklung von hoher Bedeutung sind. Hier spielt es keine Rolle, um welches Bildschirmmedium es sich handelt: Tablet, TV, PC oder Spielkonsole. Bei ungeeigneten Inhalten, wie beispielsweise Gewalt, treten negative Effekte auf. Auch Werbung kann Wünsche erzeugen, die erfüllt werden wollen und unter Umständen krank machen können oder nicht erfüllt werden und dann unglücklich machen (auch dies ist durch Studienergebnisse belegt (BKK 2021, S. 11)).

Auch die Funktion wird als problematisch beurteilt. Bildschirmmedien werden bisweilen als „elektronischer Babysitter“ genutzt oder auch zur Erpressung eingesetzt, ganz nach dem Motto „wenn du jetzt nicht still bist, gibt es nachher kein Sandmännchen“. Um Langeweile oder eine Auseinandersetzung zu vermeiden, werden Fernsehen oder Tablet auch zur vermeintlichen Stimmungsregulation eingesetzt (BKK 2021, S. 11).

Konsequenzen für die Praxis

Die oben zusammengefassten Erkenntnisse legen nahe, dass Kita-Kinder möglichst wenig Zeit vor dem Bildschirm verbringen sollten. Denn die Verknüpfung von Sinnes-, Bewegungs- und Beziehungserfahrungen ist entscheidend für ein gesundes Gehirnwachstum. Die besten Voraussetzungen zu wachsen sind authentische Begegnungen, Interaktionen mit handhabbaren, verstehbaren und sinnhaften Erlebnissen (BKK 2021, S. 40f.).

Praxisübungen für Kinder – ohne Nutzung und Einsatz von Medien

  • Märchen und Geschichten erzählt und vorgelesen zu bekommen hat eine wichtige Bedeutung und ist ein Baustein für den späteren Schriftspracherwerb.
  • Selbstständig Malen, einfaches Drucken mit Naturmaterialien (Kartoffeldruck, Druck mit Korken oder Händen)
  • ein Memory aus Filmdosen herstellen
  • Schattentheater, Puppenspiele oder Rollenspiele
  • Programmieren kann durch Wenn-Dann-Spiele entstehen: „wenn ich den Stein auf die Nummer fünf werfe, dann hüpfe ich fünf Mal auf einem Bein zu der Ziffer fünf.“

Sammeln, Suchen und Sortieren (Naturmandala, was gehört dazu? Wo hat was seinen Platz? (BKK 2021, S. 47))

Reflexionsfragen für PädagogInnen und Eltern:

  • Wie ist meine Vorbildfunktion beim Thema Mediennutzung?
  • Benutze ich vor den Kindern mein Smartphone? Wenn ja, wann und warum?
  • Bin ich mit dem Thema Mediennutzung von Kindern vertraut und kenne die Auswirkungen?

Pädagog:innen und Eltern sind oft mit dem Thema Mediennutzung konfrontiert: die Eltern unmittelbar zu Hause, die Pädagog:innen mittelbar in der Kita. Auf der Webseite des Projekts „Echt Dabei – gesund groß werden im digitalen Zeitalter“ finden sich weitere nützliche Informationen für Einrichtungen und für Eltern: https://www.echt-dabei.de/

von Melanie Kohler, Teamleitung im element-i Kinderhaus Seehasen

BKK und Media Protect (2021): „Echt Dabei“ – Gesund groß werden im digitalen Zeitalter. Manual für Kita-Fachkräfte. Redaktion: Prof. Dr. Paula Bleckmann, Brigitte Pemberger, Stephanie Stalter, Dr. Anke Siebeneich. Berlin

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