Praxisimpuls im Kinderhaus Sterngucker: Haustiere und Verantwortung

„Warum haben wir im Sterngucker eigentlich keine Haustiere?“ Eine Frage, die im Kinderhaus Sterngucker – und wahrscheinlich auch in anderen element-i Kinderhäusern – wohl schon jede:r beantwortet oder sich selbst gestellt hat. Genau genommen stimmt das so ja auch nicht, wir haben hier Haustiere, Fische. „Die zählen aber nicht, das sind keine richtigen Haustiere”, erklärt mir eine Schulhüpferin. Während unsere Guppys und Welse, trotz der fehlenden Anerkennung bezüglich ihres Haustierstatus, unbeeindruckt weiterschwimmen, beginne ich mich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen. Was ist ein richtiges Haustier? Wer entscheidet denn, welches Tier als solches gilt und welches nicht? Und nach welchen Kriterien?

Ich nehme diese Fragen mit in die Kinderkonferenz und lade die Kinder dazu ein, mit mir nach Antworten zu suchen. Mit Hilfe von Bildkärtchen unterschiedlicher Tiere, finden wir drei Kategorien, in die wir die Tiere einteilen:

  • Haustiere
  • Nutztiere
  • Wildtiere (oder Tiere, die wir im Zoo sehen können, das war für die Kinder einfacher)

Die Zuteilung von Hund, Katze und Kaninchen fällt den Kindern leicht, bei anderen Tieren ist es aber komplizierter. Sind Schlangen wirklich Haustiere, obwohl wir sie auch im Zoo sehen? Wenn die Beziehung zur eigenen Milchkuh herzlich ist, ist sie dann immer noch ein reines Nutztier oder auch schon ein Haustier? Und warum können wir kein Totenkopfäffchen halten, Pippi Langstrumpf lebt schließlich auch mit Herrn Nilsson zusammen! Nach langer Diskussion einigen wir uns darauf, dass unsere Kategorien nicht klar voneinander abzugrenzen sind und ganz schön viele Tiere – hier in Deutschland – als Haustier gehalten werden dürfen und somit in die Kategorie “richtiges Haustier” zählen. Die Frage, wo man ein Haustier bekommen kann, können wir teilweise durch einen Besuch im Tierbedarfsladen, nahe unseres Kinderhauses, beantworten. Weitere geeignete Rechercheorte wären noch Züchter:innen und Tierheime. Wir wissen nun, was ein Haustier ist und wo man es bekommen kann.

Aber was bedeutet es denn jetzt konkret, ein Haustier zu haben?

Kuscheln, spielen und natürlich liebhaben, das gehört für die Kinder zur Haltung eines Haustieres dazu. Je nach Tierart aber eben auch füttern, Gassi gehen, erziehen, regelmäßige Tierarztbesuche, das Reinigen des Geheges und noch viele weitere Aspekte des Kümmerns. Das kostet Zeit, Geduld und Geld und Haustiere brauchen potentiell viel Platz. Schließlich kommen wir zur zentralen Frage: Ist der Sterngucker ein gutes Zuhause für ein Tier? Können wir auf Dauer einem Tier ein artgerechtes Leben ermöglichen? Abgesehen vom Lärm, Stress, Trubel und einer unsicheren Betreuungssituation für das Tier während der Schließzeiten, müssen wir grundlegend akzeptieren, dass ein Leben bei uns für die meisten Tiere kein wirklich Schönes wäre. So ganz zufriedenstellend ist das als Erkenntnis noch nicht. Kein Tier bei uns aufnehmen zu können ist eine Sache, aber irgendwas Sinnvolles müssen wir dennoch tun können, am besten für Tiere, die kein festes Zuhause und keine Familie haben. Da Liebe ja bekanntlich durch den Magen geht, backen wir schließlich eine große Portion Leckerlis und lassen es dem örtlichen Tierheim zukommen. Die Tiere unserer Familien bekommen selbstverständlich auch welche.

Und nur weil wir keine (weiteren) Haustiere hier halten können, heißt das nicht, dass wir die Haustiere nicht zu uns holen können! Per Mail hatte ich unsere Familien und unser Team im Vorfeld um Fotos von eigenen oder (den Kindern) nahestehenden Tieren gebeten. Daraus haben wir ein großes Plakat mit Tieren und deren Geschichten zusammengestellt. Dieses hängt nun genauso wie die Dokumentation des ganzen Projektes bei uns im Treppenhaus. Auch viele Wochen später ist es noch immer Anlass für viele Gespräche.

Sandra Mölleken, Pädagogin im element-i Kinderhaus Sterngucker

Medienkompetenz – ein Praxisimpuls

Mit diesem Artikel möchte ich einen Einblick in das Projekt „Echt Dabei: Gesund groß werden im digitalen Zeitalter“ gewähren und über das Thema Medienkompetenz bei Kita-Kindern für Pädagog:innen und Eltern informieren. Immer wieder stellen sich Pädago:innen die Frage: „Wie können wir Kinder beim Thema Medien unterstützen?“ In meinem Team wurde diskutiert, warum wir für die Kinder keine Tablets oder Toniboxen benutzen. Und Eltern fragen sich, wie viel Medienkonsum für welches Alter empfohlen wird (BKK 2021, S. 3).

Bei dem so präsenten Thema Medienkompetenz wurden die Kitas WiKi und Seehasen aus Friedrichshafen vom oben genannten Präventionsprojekt „Echt DABEI“ unterstützt. Dieses ist eine Initiative des BKK Dachverbandes bzw. der BKK Landesverbände. Das Projekt wird von der Pädagogischen Hochschule in Freiburg in Kooperation mit der Alanus Hochschule in Alfter bei Bonn durchgeführt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert.

Das Projekt ist aufgesplittet in vier Module. Im ersten Modul werden die Pädagog:innen fortgebildet, im zweiten Modul findet ein Elternabend statt. Das dritte Modul beinhaltet ein Projekt für die Kinder in Form von einem interaktiven Theaterstück. Und im vierten Modul werden Eltern bei der Installation von Zeitbegrenzungs- und Filtersoftware unterstützt (BKK 2021, S. 3). Die jeweiligen Module werden von einem Mediencoach begleitet.

Medienwirkung auf Kinder (0-6 Jahre) – der Forschungsstand

Für die jüngste Altersgruppe, also bei unter dreijährigen Kindern, sind keine positiven Effekte durch die Nutzung von Medien nachgewiesen. Negative Auswirkungen auf die körperliche, sozioemotionale und kognitive Entwicklung jedoch gelten als belegt (BKK 2021, S. 10f.). Nachgewiesene negative Auswirkungen sind beispielsweise:

  • Verzögerung der Sprach- und Bewegungsentwicklung
  • Beeinträchtigung des kreativen Spielverhaltens
  • Verlust von Mitgefühl
  • Verstärkte Aggressionen, Auffälligkeiten im Sozialverhalten
  • Schlafstörungen und Übergewicht (BKK 2021, S. 11)

Die drei Problembereiche der Bildschirmmediennutzung sind Zeit, Inhalt und Funktion. Der Bildschirmmedienkonsum raubt dem Säugling und später auch dem Kleinkind die Zeit für Tätigkeiten, die für seine gesunde Entwicklung von hoher Bedeutung sind. Hier spielt es keine Rolle, um welches Bildschirmmedium es sich handelt: Tablet, TV, PC oder Spielkonsole. Bei ungeeigneten Inhalten, wie beispielsweise Gewalt, treten negative Effekte auf. Auch Werbung kann Wünsche erzeugen, die erfüllt werden wollen und unter Umständen krank machen können oder nicht erfüllt werden und dann unglücklich machen (auch dies ist durch Studienergebnisse belegt (BKK 2021, S. 11)).

Auch die Funktion wird als problematisch beurteilt. Bildschirmmedien werden bisweilen als „elektronischer Babysitter“ genutzt oder auch zur Erpressung eingesetzt, ganz nach dem Motto „wenn du jetzt nicht still bist, gibt es nachher kein Sandmännchen“. Um Langeweile oder eine Auseinandersetzung zu vermeiden, werden Fernsehen oder Tablet auch zur vermeintlichen Stimmungsregulation eingesetzt (BKK 2021, S. 11).

Konsequenzen für die Praxis

Die oben zusammengefassten Erkenntnisse legen nahe, dass Kita-Kinder möglichst wenig Zeit vor dem Bildschirm verbringen sollten. Denn die Verknüpfung von Sinnes-, Bewegungs- und Beziehungserfahrungen ist entscheidend für ein gesundes Gehirnwachstum. Die besten Voraussetzungen zu wachsen sind authentische Begegnungen, Interaktionen mit handhabbaren, verstehbaren und sinnhaften Erlebnissen (BKK 2021, S. 40f.).

Praxisübungen für Kinder – ohne Nutzung und Einsatz von Medien

  • Märchen und Geschichten erzählt und vorgelesen zu bekommen hat eine wichtige Bedeutung und ist ein Baustein für den späteren Schriftspracherwerb.
  • Selbstständig Malen, einfaches Drucken mit Naturmaterialien (Kartoffeldruck, Druck mit Korken oder Händen)
  • ein Memory aus Filmdosen herstellen
  • Schattentheater, Puppenspiele oder Rollenspiele
  • Programmieren kann durch Wenn-Dann-Spiele entstehen: „wenn ich den Stein auf die Nummer fünf werfe, dann hüpfe ich fünf Mal auf einem Bein zu der Ziffer fünf.“

Sammeln, Suchen und Sortieren (Naturmandala, was gehört dazu? Wo hat was seinen Platz? (BKK 2021, S. 47))

Reflexionsfragen für PädagogInnen und Eltern:

  • Wie ist meine Vorbildfunktion beim Thema Mediennutzung?
  • Benutze ich vor den Kindern mein Smartphone? Wenn ja, wann und warum?
  • Bin ich mit dem Thema Mediennutzung von Kindern vertraut und kenne die Auswirkungen?

Pädagog:innen und Eltern sind oft mit dem Thema Mediennutzung konfrontiert: die Eltern unmittelbar zu Hause, die Pädagog:innen mittelbar in der Kita. Auf der Webseite des Projekts „Echt Dabei – gesund groß werden im digitalen Zeitalter“ finden sich weitere nützliche Informationen für Einrichtungen und für Eltern: https://www.echt-dabei.de/

von Melanie Kohler, Teamleitung im element-i Kinderhaus Seehasen

BKK und Media Protect (2021): „Echt Dabei“ – Gesund groß werden im digitalen Zeitalter. Manual für Kita-Fachkräfte. Redaktion: Prof. Dr. Paula Bleckmann, Brigitte Pemberger, Stephanie Stalter, Dr. Anke Siebeneich. Berlin

Aus der Praxis: Elterncafé im Regenbogenhaus

Im Januar fand in unserer Kita das erste Elterncafé als Angebot für interessierte Eltern statt. Die Idee hierfür entstand aus einem Elternabend heraus, an welchem sich eine rege Austauschrunde zwischen Eltern und Pädagog:innen auf dem Bauzimmerboden sitzend entwickelte. Der Wunsch nach fachlichem Input in Verknüpfung mit den alltäglichen Herausforderungen, Aufgaben und Situationen, vor denen die Eltern mit ihren Kindern stehen, wurde von uns als Team gerne aufgegriffen. Wichtig hierbei war uns, dass die Themen von den Eltern eingebracht werden und nicht durch uns vorgegeben sind. Somit wird ein Rahmen für Eltern geschaffen, der an den Lebenswelten der Familien andockt. Durch regelmäßige Abfragen kristallisierten sich rasch Themen wie Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl, Selbstständigkeit oder Übergänge mit Kindern gestalten für den Anfang heraus.

In den Vorbereitungen setzten wir uns mit verschiedenen fachlichen Hintergründen zu den Themen auseinander und wählten Methoden aus, bei welchen die Eltern selbst ins Reden und Handeln kommen können. Unser Koch sorgt für Snacks und Getränke. Nach Begrüßung und kurzer Einführung in das Elterncafé wurde die Runde mit Hilfe von Fragekarten eröffnet. Schnell entwickelte sich eine Dynamik, die fast ausschließlich durch die Eltern gesteuert wurde und in der wir als Pädagog:innen Impulsfragen stellten oder fachlichen Background beisteuerten – wenn es sich anbot. Beim Austausch von praxiserprobten Tipps und Erfahrungswerten wurde auch sichtbar, dass sich in der von einem Elternteil geschilderten Situation andere Eltern wiederfinden. Und das ist eine wertvolle Erfahrung, die Eltern zeigt, dass sie mit ihren Fragen nicht allein sind. Die Elterncafés finden einmal je Quartal statt und sind aus einer engagierten Erziehungspartnerschaft nicht mehr wegzudenken.

von Anne Hammeley, Pädagogin im element-i Kinderhaus Regenbogenhaus

Ein Abenteuertag: Forschen für die Kinder am Max-Planck-Institut

Kann eine Blume zerbrechen? Wieso zieht sich ein Luftballon zusammen? Was ist eine supraleitende Magnetbahn? Und was haben all diese Fragen mit Stickstoff zu tun? 

Im Rahmen des „Abenteuertages“ der Forscherzwerge kooperiert das Max-Planck-Institut mit der Kita Forscherzwerge und bietet eine Projektreihe für die Kindergartenkinder an. Gemeinsam entdecken die Forscherzwerge das Max-Planck-Institut und erfahren mehr über die Arbeit „hinter den Kulissen“.

Stickstoff in Aktion: Verblüffende Veränderungen

An unserem Abenteuertag im Mai war „Stickstoff“ das Hauptthema. Mit erstaunlichen Experimenten wurden die Eigenschaften und Wirkung von Stickstoff auf Alltagsgegenstände den Kindern anschaulich nähergebracht. Als ersters wurde ein Blumenkopf in flüssigen Stickstoff getaucht. Die Kinder durften dann mit der schockgefrorenen Blume auf den Tisch schlagen. Unter den staunenden Blicken der Kinder zerbrach diese wie Porzellan. Das hatte keine:r erwartet.  

Auch ein aufgeblasener Luftballon wurde in Stickstoff getaucht. Bei diesem Experiment staunten die Kinder, wie schnell sich der Luftballon zusammenzog – als ob er implodiert sei. Als der Luftballon wieder im Trockenen war, erreichte er in Sekunden wieder seine Ausgangsgröße. Das war für die Kinder sehr beeindruckend. Durch die Visualisierung von Experimenten bekommen die Kinder einen deutlich schnelleren Bezug zur Thematik. Sie stellten Fragen wie „Wo ist die Luft hin?“ oder „Warum wird der Luftballon einfach wieder größer?“. 

Forscherzwerge erkunden die Welt der Naturwissenschaften

Ein krönender Abschluss war das Modell einer supraleitenden Magnetbahn. Auch hier kam Stickstoff zum Einsatz und zeigte, wie Stickstoff seinen Teil dazu beiträgt, dass der Modelzug in Bewegung kam. 

Die Neugier, mehr über die Arbeit der Eltern zu erfahren, war spätestens an dieser Stelle bei allen Kindern geweckt. Auch hatten alle Kinder verstanden, dass der Kontakt von Gasen Gegenstände in Größe und Konsistenz verändern kann. 

Als Forscherzwerge haben die Kinder die Möglichkeit, solche Experimente hautnah in einem echten Forschungsgebäude erleben zu dürfen und kommen somit erstmalig mit Forschung und Naturwissenschaften in Kontakt. Die Rückmeldungen der Kinder aus den Experimenten haben gezeigt, dass schon junge Kinder in der Lage sind, komplexe Konzepte zu verstehen. Es hat nicht nur ihr Interesse an der Naturwissenschaft geweckt, sondern auch ihre Fähigkeiten in den Bereichen Beobachtung und Analyse gefördert.

von Elena di Noto, Pädagogin im element-i Kinderhaus Forscherzwerge 

Gemeinschaftstag im Regenbogenhaus

Seit November 2022 findet im Regenbogenhaus wöchentlich der „Regenbogentag“ statt.

Immer freitags steht das Thema „Gemeinschaft“ im Vordergrund. Eine Aktivität von der Gemeinschaft für die Gemeinschaft wird geplant. Dabei geht es vor allem um die wertvollen Erfahrungen, die Kinder in Gruppen machen können: sich selbst organisieren, Absprachen treffen, Zuständigkeiten verteilen, Kompromisse eingehen, Frustration aushalten, Rücksicht nehmen, die eigenen Interessen hinten anstellen, Gruppendynamik spüren, sich mitreißen lassen, sich als Teil eines großen Ganzen fühlen, hilfsbereit sein und den eigenen Platz in der Gruppe finden.

Um den Regenbogentag für Kinder sowie Eltern transparent zu gestalten, wird dieser Tag von Symbolen und einem Lied begleitet. Bereits morgens hängt das Symbol an der Eingangstüre, ersichtlich für jedes Kind. Es findet keine reguläre Kinderkonferenz statt, sondern ein kleiner Auftakt in einem anderen Raum. Dieser Kreis wird mit einem umgedichteten Lied eröffnet, in dem es um die Stärke der Gruppe und deren Potenzial geht. Im Anschluss stellt die zuständige Pädagog*in die gemeinsame Aktivität vor. Das Ende des Kreises bildet das sogenannte „Hands in the Middle“, bei dem alle ihre Hände in die Mitte strecken und sie zu einem Schlachtruf in die Luft werfen.

Dann beginnt die gemeinschaftliche Aktivität. Sie erstreckt sich über ca. 1,5 Stunden. Zum Schluss räumen alle gemeinsam auf. Bisherige Aktivitäten im Regenbogenhaus waren: Kompost bauen, den Garten winterfest machen, alle Tische und Stühle reinigen, gemeinsam die Kita weihnachtlich dekorieren, Kinderdisco, Laub machen, den Schuppen ausmisten / aufräumen, Gruppenspiele mit dem Schwungtuch, Cagatio suchen (katalanische Weihnachtstradition) … Anstatt der üblichen Impulskarten finden die Eltern am Nachmittag eine Karte, auf der die gemeinsame Aktivität dokumentiert ist.

Die Kinder haben den Regenbogentag ins Herz geschlossen und fragen teilweise schon montags „ist heute der Regenbogentag“? Das Anfangslied tönt durch die Räume, und auch die Nestkinder summen es schon.

Beitrag von Anne Hammeley, element-i Kinderhaus Regenbogenhaus

Kinder als Entdecker und Pioniere im Naturraum

Die Büsche eignen sich zum Versteckspiel. Moos, Blätter und Steine dienen als Grundlage für das selbst gestaltete Zuhause für den gerade endeckten Regenwurm und Käfer. Der Erdhügel ersetzt die Rutsche, und die Steine sind herrliche Tische und Stühle. Außerdem reguliert sich die Raumtemperaturen von selbst – und wenn es zu heiß ist, bieten die großen Bäume Schattenplätze, die einen an heißen Tagen vielleicht sogar frösteln lassen.

Jeden Mittwoch findet bei uns in der Einrichtung ein Naturtag statt. Sobald alle Kinder in der Kita angekommen sind, rüsten sie sich für die Zeit draußen: Die Flasche wird in den Rucksack gepackt, Klein und Groß gehen auf eine nahegelegene Lichtung und verbringen dort gemeinsame Zeit bis zum Nachmittag. Der Koch begleitet die Gruppe und kocht an der dort vorhandenen Grillstelle das Mittagsessen. Der Ablauf des Tages auf der Lichtung ähnelt dem Alltag in der Einrichtung. Es findet ebenfalls eine Kiko, auch die Impulszeit darf nicht fehlen. Viele Impulsideen werden von den Kindern eingebracht; und meist braucht es dazu kein mitgebrachtes Material. Das kann ein Besuch beim Wasserbecken sein, da werden Stöcke gesammelt und gespitzt für die Würste und das Stockbrot. Oder es wird mit den Stöcken ein Piratenschiff gebaut.

„Durch den hohen Anteil an Freispiel in naturraumpädagogischen Einrichtungen haben Kinder die Chance, sich stehts ihrem Entwicklungsstand entsprechend ihrer Umwelt zu erschließen. Sie sind somit Pioniere und Entdecker ihrer eigenen Bildungsgeschichte. Die Pädagoginnen und Pädagogen stehen in einer engen Bindung als Begleiter und Unterstützer zur Verfügung.“ (Wolfram 2021, S. 27). Dazu ein Beispiel: Anton führte nach dem letzten Naturtag mit einer Pädagogin ein Gespräch über einen Regenwurm. Er fragte sich, ob Regenwürmer Augen haben? Oder Füße? Anton und die Pädagogin entwickelten die Idee, morgen am Naturtag die Lupengläser mitzunehmen, um der Frage nachzugehen. Anton kennt eine passende Stelle oben auf der Lichtung, bei der er schon einige Regenwürmer und andere Tiere entdeckt hatte. Am nächsten Tag begutachten sie während der Impulszeit die Regenwürmer und andere Tiere mit den Lupengläsern und gehen den Fragen auf den Grund. Kinder wie Anton entdecken Themen und gestalten Bildungsprozesse. Das ist eine wahre Pionierleistung fürs Kind, die Gruppe und das begleitende Team.

Lena-Marie Ott, element-i Teamleitung im Kinderhaus Waldmühle

Literatur

Wolfram, Anke (2021): Handbuch Naturraumpädagogik: in Theorie und Praxis. Herder: Freiburg i. Br.

Ein Gemüsegarten entsteht: Ein Praxisimpuls der Kappelbande

Die Idee, mit den Kindern einen ökologischen Gemüsegarten anzulegen, schoss mir beim ersten Besuch des großen Gartens der Kita Kappelbande im Oktober 2022 in den Kopf. Ich habe bereits Erfahrungen im Gärtnern mit Kindern gemacht und erleben dürfen, wie begeistert die Kinder dabei sind. Anfang des Jahres habe ich meinen Plan dem Team und den Kindern vorgestellt. Alle waren begeistert, und so konnten wir anfangen, die Idee umzusetzen.  

Nachdem die kalkulierten Kosten genehmigt waren, haben wir ein circa 200 qm großes Areal im hinteren Teil des Gartens abgesteckt. Seither vergeht keine Woche, in der wir nicht mehrmals etwas für unseren Gemüsegarten tun – in den Impuls-, den Gartenphasen oder den Gemeinschaftsgruppen. Wir haben mit den Kindern Gartengeräte und Anzuchterde gekauft, Samen bestellt und Jungpflanzen vorgezogen: Paprika, Tomaten, Gurken, Kürbis und Melonen. Zwölf kleine Beete sind bereits ausgehoben, ein großes Kraterbeet wird gerade angelegt. Geplant sind ein Komposthaufen, eine Wurmkiste, ein Insektenhotel und eine Bienenweide. Derzeit warten wir auf die Lieferung der Komposterde, mit der wir nach den Eisheiligen unsere Jungpflanzen, die gut gedeihen, ins Freie setzen können.

Das Ziel des Projekts ist es, den Kindern ökologische und biologische Zusammenhänge und Kreisläufe erfahr- und spürbar zu machen, sie für die Natur und die Abläufe in ihr zu begeistern. Wir möchten ihnen die Möglichkeit geben, die Früchte ihrer Arbeit nach gemeinsamer Pflege der Pflanzen zu genießen. Und nicht zuletzt möchten wir auch Spaß haben, in Matsch und Erde buddeln, Regenwürmer, Asseln und Tausendfüßler beobachten, unseren Erdbeerpflanzen beim Wachsen zuschauen und davon träumen, wie gut uns das Gemüse, das wir ernten und unser Koch Roman zubereitet, schmecken wird.

Ralf Brockmann, element-i Kinderhaus Kappelbande

Boote bauen: Ein Praxisimpuls im Kinderhaus Gummi-Bärchen

Ende Mai 2022 äußerten einige Kinder den Wunsch, kleine Boote in der Werkstatt bauen zu wollen. Dass daraus ein großes Projekt entstehen würde, ahnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand. 

In der Werkstatt holten wir die Kiste mit den Korken heraus und los ging´s an die Werkbank. Mit Hammer, Nägeln, Sägen, Klebeband und Scheren probierten wir verschiedene Techniken aus, die Korken miteinander zu einem Boot zu verbinden. Um das Boot zu vollenden, durften die Segel nicht fehlen: Aus Schaschlik-Spießen entstanden die Masten und aus Stoffresten bunte Segel, die mit der Heißklebepistole befestigt wurden. Am nächsten Tag bauten wir Boote aus Holz. Gemeinsam versuchten wir, kleine Holzstücke mit Nägeln oder Klebeband miteinander zu verbinden. Hier wurde experimentiert, wie man das Holz auch mit den Korken verbinden könnte. Schwimmt das Holz dadurch besser? Geht es damit unter? Auch bei diesen Booten durften Masten und Segel nicht fehlen. 

Der Wunsch, die fertigen Boote in der Alb schwimmen zu lassen, wurde zunehmend dringlicher. An einem Nachmittag machten wir uns gemeinsam auf den Weg zum Fluss. Mit Festhalte-Schnüren an den Booten setzen wir unsere Kunstwerke ins Wasser und konnten beobachten, dass die Boote tatsächlich schwimmen konnten! Je nach Strömung änderte sich der Druck, und die Kinder mussten die die Boote besonders gut halten. Allerdings zeigte sich auch, dass sich das Klebeband im Wasser ablöst. Aus diesem Grund haben wir anschließend unsere Boote in der Werkstatt repariert und bezüglich der eingesetzten Materialien optimiert. 

von Katja Winter, element-i Kinderhaus Gummi-Bärchen (Karlsruhe) 

Praxisimpuls Kinderhaus WiKi: Der Herstellung von Gummibärchen auf der Spur

Im Erzählkreis behauptete ein Mädchen, dass Gummibärchen aus Knochen gemacht seien! Einige Kinder stellten Fragen wie diese:

• „Wie? Aus echten Knochen?“
• „Welche Knochen sind das?“
• „Wie geht das?“

Andere äußerten Zweifel. Einige haben darüber gelacht – vielleicht weil sie die Aussage nicht ernst nehmen konnten oder den Gedanken absurd fanden. Die Frage, wo man Knochen finden könne, hat die Kinder gefesselt und zu Hypothesen angeregt: „Man muss sich in den Boden eingraben!“, „Nein, nein, nein! Das machen nur Paläontologen!“, hat ein Kind gesagt. Ein anderes Kind meinte: „Wir sollen sie im Knochenladen kaufen.“ – Und wo finden wir einen Knochenladen?

Gewinnung von Gelatine

Beim nächsten Erzählkreis wussten die Kinder nach wie vor nicht, wo sie einen Knochenladen finden konnten. Unsere Köchin im Wiki empfahl, in einer Metzgerei nachzufragen. Gesagt, getan. Beim Ausflug zu einer Metzgerei wurden Knochen besorgt. Um aus Knochen Gummibärchen zu machen, so mutmaßten die Kinder, müssten diese Knochen ausgekocht werden. Auch der Gedanke wurde sofort in die Tat umgesetzt. Aber die Knochen sind hart geblieben, sie haben lediglich ihre Farbe verändert. Daher wurde Flüssigkeit, in der wir die Knochen gekocht haben, im nächsten Schritt gefiltert und kühl gestellt.

Nach einigen Stunden wurde das Ergebnis überprüft: Zur Überraschung der Kinder hatte die restliche Flüssigkeit ihre Konsistenz verändert und war wackelig wie Gummibärchen geworden. Die Kinder stellten auch fest, dass die Mischung nicht so farbenfroh war wie die Gummibärchen. Dafür hatten die Kinder Lösungsvorschläge: Man könnte die Wackelmasse mit Fruchtsaft oder Lebensmittelfarbe färben. Das neue Produkt wollten nahezu alle Kinder probieren. Doch vom Geschmack waren die Kinder nicht überzeugt. Im Gegenteil, die selbst hergestellten Gummibärchen schmeckten scheußlich und die Kinder verzogen ihre Gesichter.

Was hatte nicht funktioniert? Der Frage wollten die Kinder auf den Grund gehen. Denn Gummibärchen, das wussten alle Kinder, schmecken lecker und sind vor allem süß! Wie sich Süße in die Gummibärchen zaubern lässt, wussten die Kinder gleich: „Lasst uns Zucker oder Honig dazugeben, dann schmecken sie lecker!“ Einige Tage später im Labor wurde die Idee ausprobiert. Und dieses Mal waren unsere ‚Wiki-Gummibärchen‘ köstlich! Allerdings hatten wir nicht unsere selbst hergestellte Gelatine verwendet, die war zu alt geworden und ungenießbar. Aber mit gekaufter Gelatine war das Ergebnis perfekt. Mit diesem Rezept gelingen Gummibärchen, die Zutaten reichen für etwa 100 Gummibärchen:

• 125 ml Fruchtsaft
• 8 Blätter Gelatine
• 1 EL Zitronensaft
• 1 EL Zucker

Viel Spaß wünscht Ines Amato, element-i Kinderhaus Wiki

Projekt: Von der Raupe zum Schmetterling

Wir Pädagog*innen konnten im Alltag, vor allem im Hof/Garten und auch bei Spaziergängen in der näheren Umgebung beobachten, dass die Kinder großes Interesse an Insekten, Käfern, Schnecken und Schmetterlingen gezeigt haben. Immer wieder haben die Kinder diese Tiere eingesammelt, sie in Lupengläser gepackt und sie sich sehr interessiert angeschaut. Aus diesen Beobachtungen heraus hat Julia Kuhlmeier ein sehr spannendes Projekt zu dem Thema mit den Kindern gestartet.

Insekten beobachten

Begonnen hat alles mit einem großen Terrarium, das auf unserem Marktplatz neben der Kinderküche eingezogen ist. Gemeinsam mit den Kindern wurden passende Naturmaterialien gesammelt, um das neue Zuhause für unsere zukünftigen Bewohner auszustatten. Parallel dazu wurden geeignete Bücher zur Verfügung gestellt und vorgelesen. Unter anderem auch „die Raupe Nimmersatt“. Als das Terrarium fertig eingerichtet war, konnten die Kinder die gesammelten Insekten und Schnecken in das Terrarium einziehen lassen. Lupen wurden bereitgelegt, um sich die Tiere ganz genau anzuschauen.

Schmetterlingszucht

Um auch das Heranwachsen von Schmetterlingen erleben zu können, haben wir ein Set für die Schmetterlingszucht bestellt. Dieses ermöglicht den Kindern, die Entwicklung von der Raupe bis zum wunderschönen Schmetterling mitzuerleben. Die Zucht ist ganz einfach. Das Set enthält alles, was dazu benötigt wird! Und noch viel mehr: Passend zum Entwicklungsstadium der Schmetterlinge werden Bestimmungstafeln mit interessanten Informationen und Nachbildungen der verschiedenen Entwicklungsstadien bereitgestellt. So können sich die Kinder über Schmetterlinge allgemein und den einheimischen Distelfalter im Speziellen informieren. Durch die Zucht lernen sie, Verantwortung zu übernehmen, und werden motiviert, selbst aktiv zum Umweltschutz beizutragen. Mittlerweile sind unsere Distelfalter geschlüpft und konnten in die Freiheit entlassen werden.

Das Projekt hat Spuren hinterlassen und nachgewirkt: Kinder haben mit ihren Eltern Käfer und Insekten gesammelt, sie in die Kita gebracht und sie im Terrarium einziehen lassen. Um die verschiedenen Entwicklungsstadien festzuhalten, wurden regelmäßig Dokumentationen angelegt und auf dem Padlet der Technilinos verfügbar gemacht. So können Kinder und Eltern auch von zu Hause die Entwicklungsschritte einsehen.

Das Team vom element-i Kinderhaus Technilinos