Kinder als Entdecker und Pioniere im Naturraum

Die Büsche eignen sich zum Versteckspiel. Moos, Blätter und Steine dienen als Grundlage für das selbst gestaltete Zuhause für den gerade endeckten Regenwurm und Käfer. Der Erdhügel ersetzt die Rutsche, und die Steine sind herrliche Tische und Stühle. Außerdem reguliert sich die Raumtemperaturen von selbst – und wenn es zu heiß ist, bieten die großen Bäume Schattenplätze, die einen an heißen Tagen vielleicht sogar frösteln lassen.

Jeden Mittwoch findet bei uns in der Einrichtung ein Naturtag statt. Sobald alle Kinder in der Kita angekommen sind, rüsten sie sich für die Zeit draußen: Die Flasche wird in den Rucksack gepackt, Klein und Groß gehen auf eine nahegelegene Lichtung und verbringen dort gemeinsame Zeit bis zum Nachmittag. Der Koch begleitet die Gruppe und kocht an der dort vorhandenen Grillstelle das Mittagsessen. Der Ablauf des Tages auf der Lichtung ähnelt dem Alltag in der Einrichtung. Es findet ebenfalls eine Kiko, auch die Impulszeit darf nicht fehlen. Viele Impulsideen werden von den Kindern eingebracht; und meist braucht es dazu kein mitgebrachtes Material. Das kann ein Besuch beim Wasserbecken sein, da werden Stöcke gesammelt und gespitzt für die Würste und das Stockbrot. Oder es wird mit den Stöcken ein Piratenschiff gebaut.

„Durch den hohen Anteil an Freispiel in naturraumpädagogischen Einrichtungen haben Kinder die Chance, sich stehts ihrem Entwicklungsstand entsprechend ihrer Umwelt zu erschließen. Sie sind somit Pioniere und Entdecker ihrer eigenen Bildungsgeschichte. Die Pädagoginnen und Pädagogen stehen in einer engen Bindung als Begleiter und Unterstützer zur Verfügung.“ (Wolfram 2021, S. 27). Dazu ein Beispiel: Anton führte nach dem letzten Naturtag mit einer Pädagogin ein Gespräch über einen Regenwurm. Er fragte sich, ob Regenwürmer Augen haben? Oder Füße? Anton und die Pädagogin entwickelten die Idee, morgen am Naturtag die Lupengläser mitzunehmen, um der Frage nachzugehen. Anton kennt eine passende Stelle oben auf der Lichtung, bei der er schon einige Regenwürmer und andere Tiere entdeckt hatte. Am nächsten Tag begutachten sie während der Impulszeit die Regenwürmer und andere Tiere mit den Lupengläsern und gehen den Fragen auf den Grund. Kinder wie Anton entdecken Themen und gestalten Bildungsprozesse. Das ist eine wahre Pionierleistung fürs Kind, die Gruppe und das begleitende Team.

Lena-Marie Ott, element-i Teamleitung im Kinderhaus Waldmühle

Literatur

Wolfram, Anke (2021): Handbuch Naturraumpädagogik: in Theorie und Praxis. Herder: Freiburg i. Br.

Ein Gemüsegarten entsteht: Ein Praxisimpuls der Kappelbande

Die Idee, mit den Kindern einen ökologischen Gemüsegarten anzulegen, schoss mir beim ersten Besuch des großen Gartens der Kita Kappelbande im Oktober 2022 in den Kopf. Ich habe bereits Erfahrungen im Gärtnern mit Kindern gemacht und erleben dürfen, wie begeistert die Kinder dabei sind. Anfang des Jahres habe ich meinen Plan dem Team und den Kindern vorgestellt. Alle waren begeistert, und so konnten wir anfangen, die Idee umzusetzen.  

Nachdem die kalkulierten Kosten genehmigt waren, haben wir ein circa 200 qm großes Areal im hinteren Teil des Gartens abgesteckt. Seither vergeht keine Woche, in der wir nicht mehrmals etwas für unseren Gemüsegarten tun – in den Impuls-, den Gartenphasen oder den Gemeinschaftsgruppen. Wir haben mit den Kindern Gartengeräte und Anzuchterde gekauft, Samen bestellt und Jungpflanzen vorgezogen: Paprika, Tomaten, Gurken, Kürbis und Melonen. Zwölf kleine Beete sind bereits ausgehoben, ein großes Kraterbeet wird gerade angelegt. Geplant sind ein Komposthaufen, eine Wurmkiste, ein Insektenhotel und eine Bienenweide. Derzeit warten wir auf die Lieferung der Komposterde, mit der wir nach den Eisheiligen unsere Jungpflanzen, die gut gedeihen, ins Freie setzen können.

Das Ziel des Projekts ist es, den Kindern ökologische und biologische Zusammenhänge und Kreisläufe erfahr- und spürbar zu machen, sie für die Natur und die Abläufe in ihr zu begeistern. Wir möchten ihnen die Möglichkeit geben, die Früchte ihrer Arbeit nach gemeinsamer Pflege der Pflanzen zu genießen. Und nicht zuletzt möchten wir auch Spaß haben, in Matsch und Erde buddeln, Regenwürmer, Asseln und Tausendfüßler beobachten, unseren Erdbeerpflanzen beim Wachsen zuschauen und davon träumen, wie gut uns das Gemüse, das wir ernten und unser Koch Roman zubereitet, schmecken wird.

Ralf Brockmann, element-i Kinderhaus Kappelbande

Boote bauen: Ein Praxisimpuls im Kinderhaus Gummi-Bärchen

Ende Mai 2022 äußerten einige Kinder den Wunsch, kleine Boote in der Werkstatt bauen zu wollen. Dass daraus ein großes Projekt entstehen würde, ahnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand. 

In der Werkstatt holten wir die Kiste mit den Korken heraus und los ging´s an die Werkbank. Mit Hammer, Nägeln, Sägen, Klebeband und Scheren probierten wir verschiedene Techniken aus, die Korken miteinander zu einem Boot zu verbinden. Um das Boot zu vollenden, durften die Segel nicht fehlen: Aus Schaschlik-Spießen entstanden die Masten und aus Stoffresten bunte Segel, die mit der Heißklebepistole befestigt wurden. Am nächsten Tag bauten wir Boote aus Holz. Gemeinsam versuchten wir, kleine Holzstücke mit Nägeln oder Klebeband miteinander zu verbinden. Hier wurde experimentiert, wie man das Holz auch mit den Korken verbinden könnte. Schwimmt das Holz dadurch besser? Geht es damit unter? Auch bei diesen Booten durften Masten und Segel nicht fehlen. 

Der Wunsch, die fertigen Boote in der Alb schwimmen zu lassen, wurde zunehmend dringlicher. An einem Nachmittag machten wir uns gemeinsam auf den Weg zum Fluss. Mit Festhalte-Schnüren an den Booten setzen wir unsere Kunstwerke ins Wasser und konnten beobachten, dass die Boote tatsächlich schwimmen konnten! Je nach Strömung änderte sich der Druck, und die Kinder mussten die die Boote besonders gut halten. Allerdings zeigte sich auch, dass sich das Klebeband im Wasser ablöst. Aus diesem Grund haben wir anschließend unsere Boote in der Werkstatt repariert und bezüglich der eingesetzten Materialien optimiert. 

von Katja Winter, element-i Kinderhaus Gummi-Bärchen (Karlsruhe) 

Praxisimpuls Kinderhaus WiKi: Der Herstellung von Gummibärchen auf der Spur

Im Erzählkreis behauptete ein Mädchen, dass Gummibärchen aus Knochen gemacht seien! Einige Kinder stellten Fragen wie diese:

• „Wie? Aus echten Knochen?“
• „Welche Knochen sind das?“
• „Wie geht das?“

Andere äußerten Zweifel. Einige haben darüber gelacht – vielleicht weil sie die Aussage nicht ernst nehmen konnten oder den Gedanken absurd fanden. Die Frage, wo man Knochen finden könne, hat die Kinder gefesselt und zu Hypothesen angeregt: „Man muss sich in den Boden eingraben!“, „Nein, nein, nein! Das machen nur Paläontologen!“, hat ein Kind gesagt. Ein anderes Kind meinte: „Wir sollen sie im Knochenladen kaufen.“ – Und wo finden wir einen Knochenladen?

Gewinnung von Gelatine

Beim nächsten Erzählkreis wussten die Kinder nach wie vor nicht, wo sie einen Knochenladen finden konnten. Unsere Köchin im Wiki empfahl, in einer Metzgerei nachzufragen. Gesagt, getan. Beim Ausflug zu einer Metzgerei wurden Knochen besorgt. Um aus Knochen Gummibärchen zu machen, so mutmaßten die Kinder, müssten diese Knochen ausgekocht werden. Auch der Gedanke wurde sofort in die Tat umgesetzt. Aber die Knochen sind hart geblieben, sie haben lediglich ihre Farbe verändert. Daher wurde Flüssigkeit, in der wir die Knochen gekocht haben, im nächsten Schritt gefiltert und kühl gestellt.

Nach einigen Stunden wurde das Ergebnis überprüft: Zur Überraschung der Kinder hatte die restliche Flüssigkeit ihre Konsistenz verändert und war wackelig wie Gummibärchen geworden. Die Kinder stellten auch fest, dass die Mischung nicht so farbenfroh war wie die Gummibärchen. Dafür hatten die Kinder Lösungsvorschläge: Man könnte die Wackelmasse mit Fruchtsaft oder Lebensmittelfarbe färben. Das neue Produkt wollten nahezu alle Kinder probieren. Doch vom Geschmack waren die Kinder nicht überzeugt. Im Gegenteil, die selbst hergestellten Gummibärchen schmeckten scheußlich und die Kinder verzogen ihre Gesichter.

Was hatte nicht funktioniert? Der Frage wollten die Kinder auf den Grund gehen. Denn Gummibärchen, das wussten alle Kinder, schmecken lecker und sind vor allem süß! Wie sich Süße in die Gummibärchen zaubern lässt, wussten die Kinder gleich: „Lasst uns Zucker oder Honig dazugeben, dann schmecken sie lecker!“ Einige Tage später im Labor wurde die Idee ausprobiert. Und dieses Mal waren unsere ‚Wiki-Gummibärchen‘ köstlich! Allerdings hatten wir nicht unsere selbst hergestellte Gelatine verwendet, die war zu alt geworden und ungenießbar. Aber mit gekaufter Gelatine war das Ergebnis perfekt. Mit diesem Rezept gelingen Gummibärchen, die Zutaten reichen für etwa 100 Gummibärchen:

• 125 ml Fruchtsaft
• 8 Blätter Gelatine
• 1 EL Zitronensaft
• 1 EL Zucker

Viel Spaß wünscht Ines Amato, element-i Kinderhaus Wiki

Projekt: Von der Raupe zum Schmetterling

Wir Pädagog*innen konnten im Alltag, vor allem im Hof/Garten und auch bei Spaziergängen in der näheren Umgebung beobachten, dass die Kinder großes Interesse an Insekten, Käfern, Schnecken und Schmetterlingen gezeigt haben. Immer wieder haben die Kinder diese Tiere eingesammelt, sie in Lupengläser gepackt und sie sich sehr interessiert angeschaut. Aus diesen Beobachtungen heraus hat Julia Kuhlmeier ein sehr spannendes Projekt zu dem Thema mit den Kindern gestartet.

Insekten beobachten

Begonnen hat alles mit einem großen Terrarium, das auf unserem Marktplatz neben der Kinderküche eingezogen ist. Gemeinsam mit den Kindern wurden passende Naturmaterialien gesammelt, um das neue Zuhause für unsere zukünftigen Bewohner auszustatten. Parallel dazu wurden geeignete Bücher zur Verfügung gestellt und vorgelesen. Unter anderem auch „die Raupe Nimmersatt“. Als das Terrarium fertig eingerichtet war, konnten die Kinder die gesammelten Insekten und Schnecken in das Terrarium einziehen lassen. Lupen wurden bereitgelegt, um sich die Tiere ganz genau anzuschauen.

Schmetterlingszucht

Um auch das Heranwachsen von Schmetterlingen erleben zu können, haben wir ein Set für die Schmetterlingszucht bestellt. Dieses ermöglicht den Kindern, die Entwicklung von der Raupe bis zum wunderschönen Schmetterling mitzuerleben. Die Zucht ist ganz einfach. Das Set enthält alles, was dazu benötigt wird! Und noch viel mehr: Passend zum Entwicklungsstadium der Schmetterlinge werden Bestimmungstafeln mit interessanten Informationen und Nachbildungen der verschiedenen Entwicklungsstadien bereitgestellt. So können sich die Kinder über Schmetterlinge allgemein und den einheimischen Distelfalter im Speziellen informieren. Durch die Zucht lernen sie, Verantwortung zu übernehmen, und werden motiviert, selbst aktiv zum Umweltschutz beizutragen. Mittlerweile sind unsere Distelfalter geschlüpft und konnten in die Freiheit entlassen werden.

Das Projekt hat Spuren hinterlassen und nachgewirkt: Kinder haben mit ihren Eltern Käfer und Insekten gesammelt, sie in die Kita gebracht und sie im Terrarium einziehen lassen. Um die verschiedenen Entwicklungsstadien festzuhalten, wurden regelmäßig Dokumentationen angelegt und auf dem Padlet der Technilinos verfügbar gemacht. So können Kinder und Eltern auch von zu Hause die Entwicklungsschritte einsehen.

Das Team vom element-i Kinderhaus Technilinos

Praxisimpuls: Sonnenblumen pflanzen in der Kita

In jedem Jahr gestalten wir unseren Hof grüner und bunter. Das gelingt mit Blumen besonders gut. Damit die Kinder erleben können, wie eine Blume wächst und wie lange es dauert, wieviel Wasser sie braucht, pflanzt jedes Kind einen Sonnenblumensamen in einen Topf, kümmert sich um das keimende Pflänzchen und setzt es später in den Garten um.

Bei der Pflege der Pflanzen lernen die Kinder spielerisch die Übernahme von Verantwortung für ein Lebewesen und setzten sich gezielt mit ihrer Umwelt auseinander.

Vor dem Pflanzen möchten wir Pädagoginnen für die Kinder erlebbar machen, wie es sich anfühlen könnte, ein Samenkorn zu sein und schlüpfen in diese Rolle. Wir kauern uns zusammen – ganz klein wie ein Samenkorn – und werden mit Tüchern als Symbol für Erde zugedeckt. Wir werden gegossen und beschienen, wachsen, werden immer größer, blühen, schaukeln im Wind, welken und verlieren am Ende unsere Samen. Die fallen wieder auf die Erde, wo der Kreislauf des Lebens von Neuem beginnt.

Nach vielen Tagen mit Sonnenschein und Regen sind wir langsam aus der Erde gesprossen und weit hoch in den Himmel gewachsen.

Unsere Blüte wurde reif und Vögel haben unsere Körner gegessen. Im Herbst haben wir die Köpfe hängen lassen. Die übrigen Körner sind auf den Boden gefallen. Die Körner werden im nächsten Sommer wieder zu einer Sonnenblume.

Welche Bildungsbereiche stehen im Vordergrund?

Naturraum bzw. Menschsein in der Welt: Die Kinder setzen sich mit dem Thema Natur und Umwelt auseinander. Spielerisch lernen Sie Wachstum von Pflanzen, Photosynthese und Jahreszeiten kennen und setzen sich mit der Natur auseinander.

Körper und Sinne: Durch die Begleitung mit Bewegung und Schwungtüchern können die Kinder das Wachstum der Pflanze nicht nur durch „Sehen“ erleben, sondern sind mit allen Sinnen dabei. Die Pädagog*in kann die Begleitung beliebig an das jeweilige Naturereignis anpassen. Die Bewegung bietet den Kindern die Möglichkeit, ihre Motorik zu schulen und vielfältige Körpererfahrungen zu sammeln.

Tina Keibel, element-i Kinderhaus Grünschnabel

Rassismus in der Kita: Ein Praxisimpuls zum Thema

„Ich will nicht, dass sie hier ist.“ Weinerlich und mit piepsiger Stimme steht ein 2,5-Jähriger vor mir. „Wen meinst du?“ frage ich etwas irritiert zurück. Ich dachte, dass eine fremde Person im Raum wäre und schaute mich genau um. Doch ich fand niemanden, der dem Kind oder mir fremd war. „Die da! Die ist so schwarz!“ kam es schnell – den Zeigefinger auf ein Schwarzes Mädchen gerichtet. Ich erstarrte und war gleichzeitig betroffen. Was tue ich nun? Wie reagiere ich angemessen? Soll ich darauf eingehen? Soll ich das Kind ablenken? Wie reagiere ich auf die betroffene Person? Das Kind wollte den Raum und somit die Situation verlassen, was ich zuließ. Ich wandte mich dann an das Schwarze Mädchen und fragte, ob alles in Ordnung sei, was sie bejahte.

Handeln ist gefragt

Die Situation machte mir klar, dass Handlungsbedarf bestand. Ich brauchte Unterstützung und fand diese in Büchern und auf Seiten zum Thema Anti-Rassismus. Das Thema machte mir klar, wie vielschichtig Rassifizierung und Diskriminierung sind. Wir leben und denken weiß – ohne bewusste Entscheidung. Unsere Prägung und Erziehung, unsere Einstellung und Aussagen sind unbewusst vorbelastet. Wo kann ich beginnen? Wie kann ich Kindern einen differenzierten Blick auf die Welt mitgeben – ohne den Zeigefinger zu erheben, ohne mahnend zu werden? Welche Begriffe benutze ich? Wie spreche ich die Kinder an?

Mit einem sehr praxisnahen Impuls kam ich leicht mit den Kindern über Hautfarben ins Gespräch. Beim Malen wurden Hautfarbenstifte genutzt und die Frage „Welche Farbe ist denn Hautfarbe?“ stand im Raum. Ich malte mit den Kindern Handabdrücke auf weißem Papier und bot ihnen verschiedene Hautfarben an. Aus einem Handabdruck entstanden schnell mehrere Abdrücke mit verschiedenen Farben auf einer Hand, die Hände wurden dunkler. Die Kinder sprachen darüber, wer in der Gruppe eine hellere Hautfarbe hat und wer eine etwas dunklere. Die Fragen, warum manche Menschen hellere Haut und manche dunklere haben, kam hinzu und die Frage, warum wir überhaupt unterschiedliche Hautfarben haben. Ich erklärte den Kindern sehr vereinfacht die biologische Wirkungsweise von Melanin.

Kreativität im Kinderhaus: Hautfarben-Stifte und Kostüme

„Jeder hat das?“, fragte ein Kind. „Und im Sommer? Warum wirst du dann rot und nicht, so wie ich, braun?“ – Die aufkommenden Fragen zeigten mir, dass Kinder auch zunächst komplex aussehende Themen nachvollziehen können. Nach dem Impuls haben wir im Kinderhaus einen Tisch eingerichtet, auf dem frei zugänglich Hautfarben-Stifte und Papier bereitliegen. Dazu gibt es eine kleine Ausstellungsfläche für fertige Kunstwerke.

Parallel entstanden weitere Ideen, um mehr Vielfalt ins Kinderhaus zu bringen. Ich wollte den Kindern die Möglichkeit eröffnen, mit und ohne Ansprache ihre Weltansicht zu erweitern. Unter anderem entstand so ein neuer „Kleiderschrank“. Die Kostüme der (weißen) Prinzessin wie auch die indigener Völker (rassistische Darstellung von „Ind**nern“) wurden aussortiert. Stattdessen finden Kinder einen Kleiderschrank gefüllt mit Röcken, Hosen, Oberteilen, Gürteln und vieles mehr vor. Es ist die individuelle Entscheidung eines jeden Kindes, was es anzieht und wie es sich darin fühlt. Kinder kreieren nun eigene Kostüme, verwandeln sich nicht in Vorlagen, sondern in eigene fantastische Rollen.

Kleine Schritte gegen Rassismus: Aktive Ansprache und interkulturelle Bildung

In der aktiven Ansprache der Kinder wandelte sich meine Wortwahl. Ganz bewusst nutze ich den Kindern gegenüber Wörter wie BiPoc, Schwarz oder afrodeutsch. Bildbände aus verschiedenen Ländern, Bilder verschiedener Menschen bei alltäglichen Situationen, beim Beten oder bei einem Fest, sind im Raum ausgestellt. Insgesamt helfen diese kleinen Schritte dabei, Kinder in ihrem Alltag anti-rassistisch zu begleiten.

Ob das Kind aus dem Anfangsbeispiel noch Angst hat? Das weiß ich nicht. Aber das Kind und die Auseinandersetzung mit seiner Angst und dem Thema Anti-Rassismus hat mir geholfen, mein Weltbild neu zu ordnen, offener und sensibler mit den Kindern und meinem Umfeld umzugehen.

Stefanie Menck, element-i Kinderhaus Sterngucker

Rückblick: Ein Herbst-Impuls des Kinderhauses Knax-Garten

Im späten Oktober bat ich alle größeren Kinder in den Bewegungsraum. Nahezu 20 Kindergartenkinder versammelten sich in einem Kreis und waren gespannt, was heute passieren würde. „Heute ist keine Kiko?“, fragten sie und warteten neugierig auf meine Antworten. In der Mitte des Kreises hatte ich Symbole für die heutige Großgruppen-Aktivität ausgelegt: Rechen, Besen und Schaufeln verschiedener Größe fanden sich in der Mitte des Kreises. Die Kinder hörten gespannt zu, was ich ihnen über den Herbst erzählte. Und eines wussten sie bereits: Dass im Herbst die Blätter von den Bäumen fallen und sich am Boden häufen.

Das Angebot meinerseits lag nahe: „Heute möchte ich mit euch die Blätter in unserem Garten zusammenkehren und aufsammeln. Ohne eure Hilfe schaffe ich das nicht.“ Und weiter ging´s mit den Bedingungen für die Gartenarbeit. Denn nicht für alle Kinder stünde ein Rechen oder einen Besen zur Verfügung. Und so beratschlagte ich mit den Kindern, wie sie sich untereinander absprechen und die Geräte tauschen könnten. Alle Kinder waren begeistert dabei und gingen motiviert ans Werk. Nachdem sie sich angezogen hatten, stürmten die Kinder in den Garten und arbeiteten los.

Mehr als eine Stunde waren alle Kinder zusammen im Garten aktiv. Für mich als Pädagogin war es schön zu sehen, wie sie sich gegenseitig halfen, die Besen und Rechen tauschten und aktiv den Garten vom Laub befreiten. Auch die sonst eher ruhigen Kinder kamen mit den anderen Kindern ins Gespräch. Denn jeder wollte mal einen der Rechen oder Besen haben.

Auch fürs Forschen & Entdecken blieb Zeit: Die Kinder fanden bei ihrer Arbeit Regenwürmer, die sehr genau beobachtet werden mussten und in Sicherheit gebracht wurden. Zum Schluss haben die Kinder die Blätter in großen Säcken gepackt und entsorgt. Während die Kinder draußen im Garten eine herrliche Zeit in der großen Gemeinschaft verbrachten, konnten sich die Pädagog*innen, die heute im Haus waren, für ihre Vorbereitungszeit zurückziehen. Eine Win-Win-Situation für alle. 

Kerstin Sigloch, Teamleitung element-i Kinderhaus Knax-Garten 

„The Hungry Caterpillar“ – a book project

In March 2022 a book project started in the Kinderhaus Energiebündel. The pedagogue chose the book „The hungry caterpillar“ – written by Eric Carle. It was important for the pedagogues to use the immersion method which was implemented through-out the project. During the project the children were “surrounded” constantly by English. Dilan Alkan used the Kamishibai to introduce the story in German, and Mahfuza Hossain used the big book version to read the story in English. One of the pedagogues also prepared fruit prop cards for the children in the respective sequence as the book – for example one apple, two strawberries and so on. By repeating frequently, the children learned the English names e.g. for the different food items in the book.

The project takes place once a week. We start with the story telling session and a sing-along activity of the song „Fuzzy Wuzzy Caterpillar“. Then a crafting activity is offered to visualize the story, the characters and all the elements in the book. All the elements and characters which the children have crafted or the ones they will craft in future will be put in boxes. So, the children have a “story box” with which they can tell the story of the hungry caterpillar themselves. They might even tell the story partly in English.

The children are challenged to use all their senses: they listen, talk and ask questions about the story. They use their imagination and their creativity to craft their own caterpillars, butterflies and different fruit props. They use their motor skills to craft as well as inspiring and supporting each other. At the same time, they are immersed in the English language and by now they all know exactly what a caterpillar, a butterfly, an egg, the moon, a cocoon, a leaf, the days of the week are in English.

„Die Raupe Nimmersatt“ – ein Buchprojekt

Im März 2022 begann im Kinderhaus Energiebündel ein Buchprojekt zur „Raupe Nimmersatt“, geschrieben von Eric Carle. Ein Ziel der Pädagoginnen war, gezielt die Immersionsmethode während des gesamten Projekts anzuwenden und die Kinder stärker in die englische Sprache „einzuhüllen“. Dilan Alkan nutzte das Kamishibai, um die Geschichte auf Deutsch vorzustellen. Mahfuza Hossain nutze die große Buchversion der „Raupe Nimmersatt“, um die Geschichte auf Englisch zu lesen. Für die Kinder hatte eine der Pädagoginnen Karten vorbereitet, z.B. mit einem Apfel oder zwei Erdbeeren usw. Das Ziel war es, den Kindern zu zeigen, wie z.B. die Lebensmittel auf Englisch heißen, und sie in die Lage zu versetzen, diese zu identifizieren und zum Teil zu benennen – auch auf Englisch. Das Projekt findet jede Woche statt. Wir beginnen mit dem gemeinsamen Erzählen der Geschichte und dem Singen des Liedes „Fuzzy Wuzzy Caterpillar“. Anschließend basteln die Kinder die verschiedenen Charaktere und Elemente aus dem Buch, wie z.B. die Raupe, den Schmetterling oder Lebensmittel. Die selbst gebastelten Elemente kamen und kommen in einen Schuhkarton, der als „Erzählkiste“ fungiert. Mit ihrem Karton kann jedes Kind die Geschichte der Raupe Nimmersatt selbst erzählen. Vielleicht nutzen sie dabei auch englische Wörter.

Im Rahmen des Projekts nutzen die Kinder viele ihrer Kompetenzen und haben die Möglichkeit diese weiterzuentwickeln. Sie hören zu, sprechen miteinander und stellen Fragen. Sie nutzen ihre Fantasie und ihre Kreativität. Sie nutzen ihre motorischen Fähigkeiten, um zu basteln. Sie erzählen die Geschichte und entwickeln dabei aktiv ihre sprachlichen Kompetenzen. Und all das, während sie eingehüllt sind in die englische Sprache. Inzwischen wissen sie alle genau, was eine Raupe, ein Schmetterling, ein Ei, der Mond, ein Kokon, ein Blatt und die Wochentage auf Englisch sind.

Kinder lesen das englische Buch von der Raupe Nimmersatt

Von Mahfuza Hossain, element-i Kinderhaus Energiebündel

Kinderhäuser spenden für die Ukraine

Die kritische Situation in der Ukraine beschäftigt die Kinder in unseren element-i Kinderhäusern. Statt mit ihnen über Krieg zu sprechen, haben wir uns unter Berücksichtigung des Alters der Kinder für einen anderen Weg entschieden. In den Kinderkonferenzen und Erzählkreisen sprachen wir Pädagog*innen mit den Kindern darüber, dass Menschen ohne eigenes Zutun in Not geraten können und deshalb Hilfe benötigen. Unsere Hilfe! Dafür haben wir, die element-i Kinderhäuser Hans im Brück in Köln und die Rheinpiloten in Düsseldorf, Spendenaktionen organisiert.

Gemeinsam mit den Kindern wurden in Impulsen Windlichter hergestellt, Kekse und Kuchen gebacken und Ostereier bemalt. Die Produkte wurden auf Spendentischen ausgestellt. Beim Abholen konnten die Kinder gemeinsam mit ihren Eltern Geld spenden und sich dafür einen der selbst gemachten Gegenstände mit nach Hause nehmen. Ein Basar war entstanden. Beide Kinderhäuser haben Spenden in Höhe von 632,- € gesammelt und an die Hilfsorganisationen überwiesen. Die Vereine „Aktion Kleiner Prinz – Internationale Hilfe für Kinder in Not e.V.” und „Blau-Gelbes Kreuz e.V. Köln” konnten sich über die Spenden freuen.

Neben den Basaren haben die Familien Sachspenden in der Kita abgegeben: haltbare Lebensmittel, Hygieneartikel, Medikamente etc. stapelten sich in der Kita. In Kartons verpackt, konnten auch diese Spenden an die Vereine übergeben werden. Wir sind stolz auf unsere Spendenaktionen und hoffen, dass wir – Kinder, Familien und Pädagog*innen gemeinsam – auch in Zukunft Menschen in Notlagen helfen können!

Sachspenden Ukraine

Die Teams der element-i Kinderhäuser Hans im Brück und Rheinpiloten