Gesund groß werden im digitalen Zeitalter

Mediennutzung bei element-i

Kinder wachsen heute in eine Welt hinein, in der die Kindheit und das gesamte weitere Leben von digitalen Medien und Kommunikationstechnologien geprägt sein werden. Sie erkennen früh, welche Bedeutung beispielsweise Smartphones für ihre Eltern und Geschwister in deren Lebensalltag haben und wollen daran teilhaben.

Wir bei element-i verstehen es als unseren Auftrag, Kindern die Welt entwicklungsangemessen zugänglich zu machen und sie zu einem mündigen Umgang mit Medien zu befähigen. Sensomotorische Integration, Kommunikations-, Produktions-, Rezeptions-, Reflexions- und Selektionsfähigkeit sind notwendige Grundlagen, damit die Kinder sich Kompetenzen erarbeiten können, die später zu einer (Medien-)Kompetenz führen.

„Wir sind der Meinung, Kinder benötigen Zeit und Spielräume mit echten Materialien sowie für ihre psychosoziale Reife angemessene Medien, die versteh- und handhabbar sind“, sagt Carola Kammerlander, pädagogische Geschäftsführerin bei KONZEPT-E, zum Verzicht auf digitale Medien in element-i Kinderhäusern. „Wir nutzen die Zeit ausschließlich für dinglich-greifbare, also analoge Anregungen, Angebote und Impulse.“

element-i verzichtet auf den Einsatz digitaler Medien

Trotzdem stellen sich auch element-i Pädagog:innen hin und wieder die Frage, wie sie Kita-Kinder beim Thema Mediennutzung und Medienkompetenz unterstützen können oder neue Kolleg:innen wollen wissen, warum bei element-i beispielsweise keine Tablets zum Einsatz kommen. Dazu kommen noch Fragen der Eltern, wie: „Wie viel Medienkonsum wird für welches Alter empfohlen?“

Um hier vernünftige Antworten geben zu können und auch, um herauszufinden, ob der Verzicht auf den Einsatz digitaler Medien bei element-i der richtige Weg ist, haben sich die element-i Kinderhäuser WiKi und Seehasen aus Friedrichshafen Unterstützung durch einen Mediencoach geholt.

Das Präventionsprojekt „ECHT DABEI – Gesund groß werden im digitalen Zeitalter“, eine Initiative der Betriebskrankenkassenverbände, ist in vier Module aufgeteilt und fasste im ersten Modul den Forschungsstand zum Thema Medienwirkungen auf Kinder für die pädagogischen Fachkräfte zusammen.

Schädlichkeit für U3-Kinder nachgewiesen

Und tatsächlich lässt sich für die jüngste Altersgruppe, Kinder unter drei Jahren, kein langfristiger Nutzen durch die Mediennutzung nachweisen, negative Auswirkungen gelten jedoch als belegt. Dazu gehören beispielsweise:

  • Verzögerung der Sprach- und Bewegungsentwicklung
  • Beeinträchtigung des kreativen Spielverhaltens
  • Verlust von Mitgefühl
  • Verstärkte Aggressionen, Auffälligkeiten im Sozialverhalten
  • Schlafstörungen und Übergewicht

Die drei Problembereiche der Bildschirmmediennutzung sind Zeit, Inhalt und Funktion.

Der Bildschirmmedienkonsum rauben dem Säugling oder später auch dem Kleinkind die Zeit für Tätigkeiten, die für seine gesunde Entwicklung von hoher Bedeutung sind. Hier spielt es keine Rolle, um welches Bildschirmmedium es sich handelt: Tablet, Fernseher, PC oder Spielekonsole.

Bei ungeeigneten Inhalten, wie Gewalt, treten negative Effekte auf. Auch Werbung schürt Wünsche, die erfüllt werden und dann dick oder krank machen können oder die nicht erfüllt werden und dann unglücklich machen.

Die Funktion gilt als problematisch, wenn Bildschirmmedien als „elektronischer Babysitter“ genutzt werden, als Stimmungsregelung beim Kind (Abschalten von Langeweile, Wut oder Angst quasi auf Knopfdruck) oder als Strafe: „Wenn du nicht still bist, gibt es nachher kein Sandmännchen“.

Auch die Eltern sind in der Pflicht

Im zweiten Modul findet ein aufklärender Elternabend statt, ebenfalls begleitet durch den Mediencoach. „Wir haben interne Familienregeln für die Nutzung von Bildschirmmedien“, schildert ein Vater nach dem Vortrag. „Aber mir ist hier schon nochmal bewusst geworden, wie wichtig es ist, den Medienkonsum der eigenen Kinder im Blick zu haben.“

Das dritte Modul beinhaltet ein Projekt für die Kinder in Form eines interaktiven Theaterstücks. Und im vierten Modul werden wiederum die Eltern bei der Installation von Zeitbegrenzungs- und Filtersoftware unterstützt.

Mit Kindern in Interaktion gehen

Aus dem Projekt heraus ist auch eine Liste mit Aktivitäten und möglichen Impulsen entstanden, die Eltern leicht und ganz ohne den Einsatz digitaler Medien umsetzen können, um eine gesunde geistige Entwicklung ihrer Kinder zu unterstützen und zu fördern:

  • Märchen und Geschichten erzählen und vorlesen (ein wichtiger Baustein für den späteren Schriftspracherwerb)
  • Selbstständiges Malen oder einfaches Drucken mit Naturmaterialien (z. B. Kartoffeldruck oder mit Korken und Händen)
  • Schattentheater spielen, Puppen- oder Rollenspiele spielen
  • Wenn-Dann-Spiele mit Bewegung kombiniert: Wenn ich den Stein auf die Fünf werfe, dann hüpfe ich fünf Mal auf einem Bein zu dem Kästchen mit der Fünf
  • Sammeln, Suchen und Sortieren (Naturmandala – was gehört dazu? Wo hat was seinen Platz?)

Das Präventionsprojekt „ECHT DABEI – Gesund groß werden im digitalen Zeitalter“ ist eine Initiative des BKK Dachverbands e. V. sowie der BKK Landesverbände. Die Durchführung erfolgt durch die Pädagogische Hochschule in Freiburg in Kooperation mit der Alanus Hochschule. Finanziert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Mehr von Christian Klar, ein Dankeschön für die Mitwirkung auch an Melanie Kohler, Teamleitung element-i Kinderhaus Seehasen

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