Medienkompetenz in den element-i Schulen

Ben*: „Also, wenn ich darüber nachdenke, würde ich den anderen Jugendlichen nicht empfehlen, so viel zu zocken wie ich!“ Andrè*: „Aber du machst das ja nur, bis du so 18 oder 20 bist. Danach ist halt Arbeiten und Studium dran.“

Ein echter Dialog aus unserer Medienscout AG, die Anfang Januar 2024 in den Lernhäusern 7-8 und 9-10 im Bildungshaus Karlsruhe begonnen hat. Zum ersten Mal konnten wir dabei als kleiner, aber mutiger Bonuskurs starten, in dem der Reflexion des eigenen Medienverhaltens und der Entwicklung echter Medienkompetenz Raum gegeben wird.

Fit für die digitale Gesellschaft

In den zehn Kurswochen gibt es wöchentlich 90 Minuten, in denen die Jugendlichen mehr und mehr zu verantwortungsbewussten Mediennutzer:innen werden – fit für die digitale Gesellschaft. Zwischen der Besprechung aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse und Erfahrungen der eigenen Lebenswelt erreichen die Schüler:innen ein kritisches Bewusstsein für Herausforderungen und potenzielle Gefahren im Internet, aber auch dafür, die Chancen und Möglichkeiten der medialen Welt gewinnbringend zu nutzen.

Die Schüler:innen erarbeiten gemeinsam einen aktiven Umgang mit einer breiten Palette von Themen, wie z. B. Kriterien für altersangemessene Inhalte, Datensicherheit sowie Rechte und Pflichten der Mediennutzung. Die von den Jugendlichen beschlossenen Wahlmodule des ersten Durchgangs beziehen sich auf politische Partizipation, digitale Spiele und den gezielten Einsatz künstlicher Intelligenz.

Schüler:innen geben das Wissen weiter

Ein weiterer zentraler Aspekt des Kurses sind außerdem die Grundlagen der Kommunikation und Seminargestaltung. Ihre neu gewonnenen Kompetenzen bringen die Jugendlichen nämlich später auch in die Schulgemeinschaft ein, indem sie als Kursabschluss einen Mini-Workshop zum Thema Medienkompetenz für ihre Mitschüler:innen vorbereiten und vielleicht später auch bei den medienpädagogischen Elternabenden mitwirken.

Medienpädagogischer Elternabend

Als Teil unseres medienpädagogischen Gesamtkonzepts für die element-i Schulen bieten wir auch Eltern immer wieder Einblicke in aktuelle, medienpädagogische Themen und geben Tipps für die Begleitung ihrer Kinder in der digitalen Welt.

Ein wichtiges Instrument hierfür ist der medienpädagogische Elternabend. Neben der Möglichkeit eigene Themenwünsche einzubringen, erhalten interessierte Eltern dort Informationen zu Apps, die in unseren Unterrichtsformaten Verwendung finden sowie fachliche Inputs und Raum für den Austausch mit anderen Eltern.

Medienpädagogik von Anfang an gedacht

Mit dem Ziel unsere Schüler:innen fit für ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben in der digitalen Gesellschaft zu machen, denken wir Medienpädagogik von Anfang an und kontinuierlich in allen Klassenstufen unserer Schulen. Das bedeutet für uns jedoch weder totale Digitalisierung in allen Bereichen noch den Rückbau digitaler Optionen. Der vorliegende Stand der Forschung bestätigt vor allem, dass es am Ende darauf ankommt, ein fachlich untermauertes, medienpädagogisches Gesamtkonzept zu haben und digitale Mittel dort einzusetzen, wo sie je nach Kompetenzziel die analogen sinnvoll ergänzen können. Lesen und Schreiben müssen analog eingeübt werden, um die Grundpfeiler für das weitere Lernen zu schaffen, notwendige Feinmotorik zu trainieren und das Muskelgedächtnis als wichtigen Teil des Lernprozesses zu sehen. Darüber hinaus sollten ein kritisches Hinterfragen, die Möglichkeiten von Recherche sowie die Beurteilung der Qualität und Seriosität von Quellen zumindest grundlegend bedacht sein, bevor man das Internet in seinem vollen Umfang zu entdecken beginnt. Gleichzeitig können algorithmisches Denken und die Basis des Programmierens bereits früh und auch ohne Geräte trainiert werden.

Wann sollte Mediennutzung in den Schulen beginnen?

Die Mediennutzung an den element-i-Schulen beginnt erst vereinzelt in Klasse 3 und nimmt mit den Klassenstufen entwicklungsangepasst zu, sodass in der 7. Klasse flächendeckend und mit Begleitung der Pädagog:innen Tablets eingeführt werden. Hierauf nutzen die Schüler:innen sowohl Apps, die mit unseren Messgeräten in den Naturwissenschaftsräumen direkt verknüpft sind, als auch gängige Programme für Textverarbeitung und Präsentationen – handschriftlich und per Tastatur. Die Lernsoftware DiLer unterstützt sie u. a. durch hinterlegte, zum Teil multimediale Lernjobs in den verschiedenen Fächern und fördert die Selbstwirksamkeit und Motivation durch einen stets sichtbaren Fortschritt in den schulischen Kompetenzbereichen.

Fazit

Die Medienpädagogik der element-i-Schulen geht nicht davon aus, dass es ein Entweder/Oder in der Frage der Digitalisierung braucht, sondern vielmehr davon, dass wir uns auf unser eigentliches Ziel besinnen müssen: Was braucht es, damit jede/r Einzelne von uns heute und in Zukunft sein/ihr persönliches und berufliches Potenzial entfalten und Herausforderungen in allen Lebensbereichen aktiv meistern kann? Ein gemeinsames Schulleben, in dem jeder Verantwortung übernimmt, kooperatives Lernen, Selbstreflexion, lernstandsangepasste Aufgabenstellungen, kreative Impulse sowie Zeit und Raum für echte Freude am Lernen. Ob man dabei ein Buch oder ein iPad in der Hand hält, wird später wahrscheinlich Nebensache sein.

*Namen sind geändert

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