Die frühe Kindheit ist eine sehr bedeutende Zeit voller Chancen für eine gute, gesunde Entwicklung der Kinder – abhängig von den Erfahrungen, die die Kinder in dieser Zeit machen dürfen. Daher sind uns als Träger pädagogisch hochwertig arbeitende Kinderhäuser ein äußerst wichtiges Anliegen. Wir tragen eine große Verantwortung, passgenaue Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Kindern vielfältige, sie fördernde und stärkende Begegnungen und Anregungen ermöglichen können. Dazu gehören ein aussagekräftiges pädagogisches Konzept auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse, kompetente Fachberatung, themenbezogene Fortbildung und Führungsqualität. Außerdem benötigt es Strukturen und Plattformen, die Austausch, kollegiale Beratung, persönliche und fachliche Weiterentwicklung sowie inhaltlichen Fortschritt ermöglichen. Diesem letzten Punkt, dem inhaltlichen Fortschritt als Kriterium von Trägerqualität widmet sich dieser Beitrag.
Qualitätsentwicklung
Um Anhaltspunkte für Entwicklungspotentiale zu entdecken, sind verlässliche und valide Daten notwendig. Diese werden im Rahmen der Audits, die in allen unseren element-i- Kinderhäusern jährlich durchgeführt werden, über das Instrument „TopKita“ erhoben, ebenso intern über die Stabstelle Qualitätssicherung. Die Häuser werden umfassend begutachtet. So erhalten wir ein differenziertes Bild zu einer Vielzahl von Items. Bei den regelmäßigen Analysen fällt auf, dass manche Bildungsbereiche nicht in der Qualität abgebildet sind, die wir uns wünschen und die wir auch erwarten, bedenkt man die zur Verfügung stehenden personellen und zeitlichen Ressourcen. Selbstverständlich ergibt sich kein einheitliches Bild, wenn man die Häuser und Themen betrachtet, aber insgesamt zeigte uns der Abgleich von Investition und Ergebnis Handlungsbedarf auf.
Qualitäts-Werkstätten
Bereits seit Jahren arbeiten wir in sogenannten Qualitäts-Werkstätten. Diese Arbeitskreise treffen sich mehrmals jährlich und setzen sich zusammen aus der für das Themengebiet zuständigen pädagogischen Leitung (bzw. Teamleitung) und den Mitarbeiter*innen, die in ihren Kitas für genau dieses Thema ebenfalls verantwortlich sind. In einem offenen Konzept wie der element-i Pädagogik ist es erforderlich, dass Mitarbeiter*innen neben ihren Bezugs- bzw. Dokumentationskindern auch für zugeordnete Bildungsbereiche und Räume verantwortlich sind. Die Mitarbeiter*innen kümmern sich darum, den Bildungsbereich im Haus sichtbar zu machen, eine vorbereitete Umgebung zu schaffen, interessengeleitete Impulse anzubieten und das Material zu pflegen, auszuwechseln und zu erweitern. In den Qualitäts-Werkstätten findet Austausch über Umsetzung und Best-Practice Beispiele unter den jeweils für die gleichen Bildungsbereiche zuständigen Mitarbeiter*innen statt. Ebenso sollte es der Ort für neue Impulse und Anregungen aus Wissenschaft und Forschung oder auch Implementierung von Weiterentwicklungen der element-i- Konzeption zu den Themen sein. Umgekehrt können die Qualitäts-Werkstätten auch als Plattform für die Rückmeldung von der Praxis in die Konzeptions- und Leitungsebene dienen.
Herausforderungen
Allerdings beobachten wir eine hohe Fluktuation in den Qualitäts-Werkstätten, die ein Abbild der generellen Fluktuation von Mitarbeiter*innen in den Häusern darstellt. Das führt dazu, dass die Werkstätten nicht – wie eigentlich konzeptionell gedacht – kontinuierlich aufbauend miteinander arbeiten können, sondern grundlegende Informationen für die jeweils neuen Teilnehmer*innen immer wieder gegeben werden müssen. Die länger beteiligten Mitarbeiter*innen übernehmen bisweilen eine beratende Funktion und erfahren möglicherweise wenig Neues und Interessantes. Auch wenn die Beratung von neuen Kolleg*innen wertvoll ist, wird man der eigentlichen Idee des Gremiums – inhaltlich voranzukommen – nicht gänzlich gerecht. Denn wir wünschen uns, dass sich das Niveau in den Einrichtungen durch den Austausch in den Runden steigert und Denkanstöße für die Konzeption aus diesen Werkstätten kommt.
Fachkarrieren
Gleichzeitig sind Fachkarrieren ein weiterer Baustein in der „Qualitätsarchitektur“ des elementarpädagogischen Bereiches – sozusagen ein Karriereschritt in horizontaler Ebene. Es gibt immer wieder Kolleg*innen, die gerne fachlich vorwärtskommen möchten, sich aber nicht in einer Leitungstätigkeit sehen. Sie bilden sich in einem Teilgebiet unserer Aufgaben gezielt weiter, um mit ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten in dem Thema anderen Kolleg*innen und Häusern unterstützend und beratend zur Seite zu stehen. Beispielsweise gibt es Expert*innen für Sprachentwicklung und -förderung, für die speziellen Bedürfnisse der Jüngsten in unseren Kitas, für Raumgestaltung, Beobachtung und Dokumentation, Naturraumpädagogik oder auch Kinderschutz.
Gemeinsam mit unseren Teamleitungen, die sich teilweise in Spezialthemen eingearbeitet haben und damit als Praxisunterstützung den pädagogischen Leitungen sehr hilfreich in deren Fachberatungsauftrag zur Seite stehen, verfügen wir über einen beträchtlichen Schatz an fachlichem Know-how.
Qualitätsentwicklungszirkel
Der weiter oben beschriebene Handlungsbedarf bezüglich unserer Ergebnisqualität auf der einen Seite und unser großes Kapital an fachlich sehr kompetenten (Leitungs-)Mitarbeiter*innen führte uns auf den Weg, Qualitätsentwicklungszirkel aufzubauen, auch QEZ genannt. Dabei handelt es sich um Arbeitsgruppen zu unterschiedlichen Themengebieten, wie multiprofessionelle Teams, Raumgestaltung, Kinder unter 3 Jahren, Beobachtung & Dokumentation und zu allen Bildungsbereichen. Sie setzen sich jeweils zusammen aus einer verantwortlichen pädagogischen Leitung, Teamleitungen und Mitarbeiter*innen, die sich speziell zum Thema fortgebildet haben oder die Ausbildung zur Facherzieher*in abgeschlossen haben. Die Plätze im QEZ sind auf Kontinuität angelegt. Scheidet jemand aus, wird der Platz so schnell wie möglich nachbesetzt. Alle Teamleitungen sind Mitglied in einem QEZ – ihren Interessen und Kompetenzen gemäß. Für Mitarbeiter*innen aus den Häusern stehen sie im Rahmen der Fachkarriere ebenfalls offen.
Aufgabe
Aufgabe der QEZ ist die inhaltliche Ausdifferenzierung und Weiterentwicklung des jeweiligen Themengebiets und die Fachberatung aller Häuser bei entsprechenden Fragestellungen oder auch grundlegenderen Unterstützungsbedarfen. Das hat den großen Vorteil, dass die Ergebnisqualität jedes einzelnen Bereiches in jedem Haus nicht allein von Fähigkeiten und Vorlieben der Teammitglieder des Hauses abhängig ist. Jedes Haus hat über die QEZ Zugriff auf Expert*innen im Thema und bekommt die entsprechende Beratung und Umsetzungsbegleitung von dort. Die verbindliche Ergebnissicherung bleibt bis zum Abschluss des Prozesses in diesen Händen. Und auch wenn die hausverantwortliche Teamleitung die Arbeit im Haus natürlich weiter im Blick behält und steuert, ist sie doch thematisch und personell gestärkt und deutlich entlastet. Das wiederum setzt Ressourcen frei, sich in einem gewählten QEZ fachlich zu engagieren, in anderen Häusern als Expert*in für ein Thema in Erscheinung zu treten, wahrgenommen zu werden und damit die Vernetzung im Unternehmen sowie den Blick über das eigene Haus hinaus zu erweitern.
Die Qualitäts-Werkstätten bleiben weiterhin bestehen, als themenbezogene Austauschplattform für alle pädagogischen Mitarbeiter*innen. Über Rückmeldungen und Anregungen aus der Praxis freuen wir uns als Leitungsgremium sehr. Die Erwartung an Impulse und eigenständige Recherche zur konzeptionellen Weiterentwicklung liegt aber nun auf der Ebene der namentlich benannten und auf Kontinuität angelegten Qualitätsentwicklungszirkel.
Von dieser kompetenz- und ressourcenorientierten, vernetzten Arbeitsweise erhoffen wir uns einen großen Sprung vorwärts in der Qualitätsentwicklung unserer Häuser. Wir halten diese aber auch für eine bereichernde Personalentwicklungsmaßnahme und Karrieremöglichkeit für Mitarbeiter*innen. Es liegt uns am Herzen, für unsere Kinder das bestmögliche Ergebnis zu erarbeiten und dabei den Mitarbeiter*innen gute Wege zu eröffnen, sich weiterzuentwickeln, herauszufordern, besser zu werden, voranzukommen und dabei gesehen zu werden. Ganz im Sinne von: #EsKommtAufMichAn .