Abkürzungen sind aus verschiedenen Gründen hilfreich. Sie können das Leben effizienter gestalten, die Praktikabilität unseres Tuns verändern, sind einfach eine nette Angewohnheit und damit manchmal auch Teil unseres sozialen Gefüges. Damit begegnen sie uns zu jeder Zeit und an nahezu jedem Ort des täglichen Lebens und damit natürlich auch in den element-i Kinderhäusern. So gehört es schon fast zur „natürlichen Entwicklung“ eines element-i Kindes, irgendwann im Laufe der Kinderhaus-Zeit die Abkürzung Kiko (Kinderkonferenz) kennen zu lernen und mit in das häusliche soziale Umfeld zu transportieren. Nicht selten berichten Eltern im Gespräch davon, dass ihr Sonntagmorgen intensiv ausgestaltet wurde und sie endlich auch einmal in den Genuss gekommen sind, diese Kiko moderieren zu können.
Daher soll an dieser Stelle die Chance genutzt sein, eine Abkürzung näher zu betrachten, die vielleicht nicht allen Leserinnen und Lesern ein Begriff ist: BeKi und die dazugehörige Möglichkeit der Zertifizierung von Kindertagesstätten. Die Landesinitiative Bewusste Kinderernährung (BeKi) ermöglicht es Kindertagesstätten, das Thema Ernährung und Mahlzeiten aufzugreifen und inhaltlich auszudifferenzieren. Am Ende eines ausführlichen und begleiteten Prozesses, welcher das Thema zum inhaltlichen Schwerpunkt macht, kann die Zertifizierung der eigenen Einrichtung stehen.
Welche Vorteile sich durch die Beki-Zertifizierung ergeben und warum die Schwerpunktsetzung die perfekte Ergänzung zur element-i Ernährungskonzeption ist, beantworten im Interview die Kolleg:innen der Willys.
Um sich auf den Weg hin zur Beki-Zertifizierung machen zu können, braucht es mehrere Schritte, die im Vorfeld gegangen werden müssen. Zunächst wird im Rahmen einer IST-Analyse abgebildet, wie die Themen Ernährungsbildung und Erziehungspartnerschaft im Zusammenhang mit den Mahlzeiten der Einrichtung gelebt wird. In einem selbstreflexiven Prozess innerhalb des Teams wird in Begleitung durch geschulte Referent:innen ein Bild erschaffen, welches den aktuellen Stand des Themenfeldes im eigenen Haus aufzeigt und sichtbar macht. Zusätzlich nimmt die IST-Analyse die Außenbeziehungen der Einrichtung in den Blick – also hinsichtlich der Fragestellung, mit welchen externen Kooperationspartnern zum Themenkomplex Ernährung die Einrichtung bereits zusammenarbeitet und wie diese Zusammenarbeit inhaltlich ausgestaltet ist. Ist die aktuelle Situation der eigenen Einrichtung analysiert, wendet sich die jeweilige Einrichtung den vier inhaltlichen Bausteinen des Programms zu, die bereits in der Analyse eine Rolle gespielt haben.
Dabei ermöglicht es das Zertifizierungsprogramm, sich dezidiert mit dem Thema Ernährungsbildung auseinanderzusetzen. Hierbei spielen alle bekannten Themenfelder der kindlichen Entwicklung eine Rolle. So wird es dem jeweiligen Team ermöglicht, die eigene Essenssituation (sowohl U3 als auch Ü3) zu betrachten und Bildungsangebote aus allen Themenfelder zu gestalten und zu reflektieren.
Da die Eltern an erster Stelle für die Ernährung ihrer Kinder zuständig sind, wird auch die Erziehungspartnerschaft im Zuge des Beki-Programms in den Blick genommen. So wird unter anderem eine Informationsveranstaltung für Eltern gemeinsam mit einer Referentin des Programms ausgestaltet. Im Anschluss daran können von der jeweiligen Einrichtung weitere Veranstaltungen zum Thema Ernährung mit oder für die Elternschaft gestaltet werden.
Der Baustein Verpflegungsstandards ist durch die einheitliche Ausgestaltung des element-i-Ernährungskonzepts bereits gut abgebildet. Dieser Baustein sollte daher gemeinsam mit den Kolleg:innen aus der Küche bearbeitet werden, da hier vor allen Dingen Aufgabenbereiche tangiert, welche direkt mit der Erstellung der Mahlzeiten zusammenhängen und damit vollumfänglich bei den Köch:innen liegen.
Im letzten Schritt werden dann die externen Kooperationen dokumentiert und gegebenenfalls ausgebaut. Für die Zertifizierung werden beispielsweise mindestens zwei lebende Kooperationen begleitet und beschrieben.
Am Ende dieses begleiteten Prozesses steht dann die Übergabe eines Zertifikats, welches die besondere Qualität das element-i-Ernährungskonzept und der täglich stattfindenden Mahlzeiten mit der nötigen Außenwirkung versieht und gleichzeitig einen inhaltlichen Schwerpunkt der Einrichtung sichtbar macht.
Der Prozess hin zum BeKi-Zertifikat ermöglicht es interessierten Teams, sich inhaltlich intensiv mit der element-i-Ernährungskonzeption zu beschäftigen und das eigene pädagogische Handeln zu reflektieren. Es bietet sich also ein spannender Rahmen, um die Themenfelder der kindlichen Entwicklung im Alltag des eigenen Kinderhauses zu vernetzen und auch nach außen hin in den Sozialraum sichtbar werden zu können.
Begleitet wird ein solcher Prozess sowohl durch Referent:innen des Programms wie auch durch den Qualitätsentwicklungszirkel Körper: Bewegung und Ernährung. Falls Sie sich dafür interessieren, diesen Schwerpunkt auch in Ihrem Kinderhaus zu setzen, freuen wir uns darauf, wenn Sie uns kontaktieren. Wir werden dann gemeinsam das weitere Vorgehen besprechen und etwaige offene Fragen miteinander klären.
Drei Fragen zum Thema an Die Willys:
1. Welche Vorteile haben sich für eure Einrichtung ergeben, nachdem ihr das BeKi-Zertifikat das erste Mal erhalten hattet?
Durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex Ernährung und mit Blick auf das gesamte, eigene Kinderhaus werden Lebensmittel und deren Zubereitung zu einem zentralen Thema innerhalb der betreffenden Einrichtung. Dadurch wird nicht nur das gesamte Team eines Kinderhauses sensibilisiert, es nimmt zudem die Elternschaft mit ins Thema. So werden die Sinne nicht nur im alltäglichen Leben der Einrichtung geschärft, sondern auch in den Elternhäusern unserer Kinder. Durch die Fokussierung stehen plötzlich zentrale Fragen im Mittelpunkt, die ansonsten häufig nebenhergelaufen sind. Also Fragen wie: Woher kommen unsere Lebensmittel? Was brauche ich? Was tut mir gut und was vielleicht nicht?
Einen inhaltlichen Schwerpunkt zu haben, verändert das tägliche (Er-)Leben von Mahlzeiten und Ernährung. In unserer Einrichtung wurde das Thema omnipräsent und hat dadurch dazu beigetragen, die Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen dem Pädagogischen Team und dem Team in der Küche zu intensivieren.
2. Gibt es besondere Projekte oder Beispiele, die sich im Rahmen eurer BeKi-Zertifizierung entwickelt haben?
Durch die Plakette an der Türe, also durch die Urkunde, und den begleiteten Elternabend ist eine Veränderung in der Elternarbeit festzustellen gewesen. So wurden neue Gesprächsanlässe geschaffen, die mit Blick auf die einzelnen Kinder eine hilfreiche Ergänzung für Beobachtung & Dokumentation und dabei vor allen Dingen die Elterngespräche geworden ist.
Durch die Sensibilisierung aller Mitglieder des Teams, finden nun regelmäßig Projekte oder element-i Angebote statt, welche das Thema Mahlzeiten, Ernährung oder Lebensmittel in den Fokus nehmen.
3. Welche Tipps und Tricks würdet ihr den Kolleg:innen in den Häusern an die Hand geben, die sich für die Zertifizierung interessieren?
Wenn man sich für die Teilnahme am Programm entscheidet, sollte man dies vorab mit dem Team und der Teamleitung abstimmen. Da auch die Teams der Küche eine wesentliche Rolle einnehmen, empfehlen wir darüber hinaus, diese auch von Beginn an die Überlegungen mit einzubeziehen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass zwei verantwortliche Ansprechpartner:innen pro Haus nötig sind, um den Prozess sinnhaft und gut zu steuern und zu begleiten. Der Support durch die Mitarbeiter:innen des Programmes ist eine große Bereicherung. Es ist hilfreich, sich reflexiv mit qualifizierten Expter:innen dem Thema zuzuwenden und den Übertrag für das eigene Kinderhaus herzustellen.