Was ist Gesundheit?

Der Corona-Alltag hat uns alle fest im Griff; wir überlegen, was wir in unserer knappen Arbeitszeit erledigt bekommen und was wir in unserer geschenkten Freizeit Gutes tun. Der erste Gedanke geht meist an unsere Mitmenschen – wem kann ich womit helfen?

Der ein oder andere macht sich Gedanken, ob in dieser verlangsamten Zeit die eigene Gesundheit mal wieder unter die Lupe genommen werden sollte. Faste ich mal wieder? Stelle ich meine Ernährung um? (Nein, damit ist nicht die Neuplatzierung der Chips-Tüte gemeint)

Was steckt eigentlich hinter dem Begriff „Gesundheit“?

Gesundheit ist ein Begriff mit einer großen Bandbreite an Bedeutungen und jede*r wird auf die Frage: „Was bedeutet für Sie Gesundheit?“ eine andere Antwort haben. Für die meisten Menschen ist Gesundheit die Voraussetzung für Zufriedenheit oder gar für Glück. Viele bezeichnen Gesundheit als „das höchste Gut“ und können sich ihr Leben ohne Gesundheit nicht vorstellen. Der Versuch, Gesundheit zu definieren, stößt jedoch schnell an Grenzen.

Einen wesentlichen Beitrag zur Definition hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geleistet. Neben den körperlichen Faktoren hat sie erstmals auch die seelischen und sozialen Bedingungen für Gesundheit erfasst. Darüber hinaus sagt sie auch, dass Gesundheit in enger Beziehung zum eigenen Handeln und zur Persönlichkeitsentwicklung steht.

„Um ein umfassendes körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden zu erlangen, ist es notwendig, dass sowohl einzelne als auch Gruppen ihre Bedürfnisse befriedigen, ihre Wünsche und Hoffnungen wahrnehmen und verwirklichen sowie ihre Umwelt meistern bzw. verändern können. In diesem Sinne ist die Gesundheit als ein wesentlicher Bestandteil des alltäglichen Lebens zu verstehen und nicht als vorrangiges Lebensziel. Gesundheit steht für ein positives Konzept, das in gleicher Weise die Bedeutung sozialer und individueller Ressourcen für die Gesundheit betont wie die körperlichen Fähigkeiten.“ (WHO, 1986)

Dauerhafte Aufgabe statt fixes Ziel

Dies bedeutet, dass Gesundheit ein Stadium ist, welches Menschen Wohlbefinden und Lebensfreude vermittelt. Dahinter steht die Vorstellung, die eigene Lebensführung und die Umwelt verändern zu können. Gesundsein zeigt sich in einer erlebenden, planvoll und zielgerichtet handelnden Person und ist kein festgeschriebener Zustand, sondern muss immer wieder ausbalanciert werden; sozusagen eine lebenslange Entwicklungsaufgabe.

Der Ansatz der WHO markiert einen Perspektivwechsel, der die Zweiteilung in „gesund“ und „krank“ überwindet. Maßgeblich für diesen Paradigmenwechsel war der jüdische Arzt Aron Antonovsky. Er entwickelte das Modell der Salutogenese zur Erklärung der Gesundheit. Dieser Ansatz stellt Gesundheit und Krankheit als Kontinuum dar; jeder Mensch kann zu jedem Zeitpunkt eine bestimmte Position zwischen den beiden Polen einnehmen. Entscheidend für das Gesundbleiben – sogar unter belastenden oder gefährdenden Umständen – sind sogenannte „Schutzfaktoren“; auch Widerstandsressourcen genannt. Dazu gehören Strategien zur Stressbewältigung, soziale Unterstützung, aber besonders die persönlichen Ressourcen, wie z.B. ein gutes Selbstwertgefühl, das Gefühl von Kompetenz und die Überzeugung, durch eigenes Tun etwas bewirken zu können.

Welche Assoziationen kommen Ihnen beim Gedanken an „Gesundheit“ in den Sinn? Was verbinden Sie damit? Welche praktischen Handlungsweisen können Sie anderen zur Verfügung stellen? Schreiben Sie mir in die Kommentare, ich freue mich über Ihre Gedanken, Ideen und kontroversen Vorschläge.

Als Fortsetzung zu diesem Artikel, lesen Sie meinen Artikel „Was sind Widerstandsressourcen?“.

Quelle: Schneewind, Julia (2011): Persönlichkeit stärken – gesund bleiben. Kraft tanken im Erzieherinnenalltag. Westermann: Braunschweig

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